Band 2 - Blutspiel
sie geschlagen, und ließ mich ohne Vorwarnung fal en. Ich sackte an der Wand zusammen. Auf dem Boden kauernd, pumpte ich würgend in mein System. Ich betastete meinen Hals und bemerkte gleichzeitig, wie mein Magen rebel ierte, als der Dä-
monenbiss noch immer wohltuend prickelte. Nachdem ich meine verkrampften Beine gestreckt hatte, setzte ich mich mit angezogenen Knien an die Wand, schüttelte mein verrutschtes Zauberarmband wieder auf das Handgelenk, rieb mir den Speichel aus dem Gesicht, und schaute hoch.
Ivy hatte sich nicht von der Stel e gerührt. Das überraschte mich. Normalerweise rannte sie immer zu Piscary, wenn sie so fertig war. Andererseits war sie noch nie so vol kommen zusammengebrochen. Sie war völ ig verängstigt gewesen.
Sie hatte mich aus purer Angst an die Wand genagelt. Wovor hatte sie Angst? Davor, dass ich ihr nicht erlaubte, Glenns Kehle rauszureißen? Freundin oder nicht, ich würde Ivy verlassen, wenn so etwas in meiner Küche passierte. Das ganze Blut wäre die Garantie für lebenslange Alpträume.
»Bist du okay?« Die Anstrengung des Sprechens löste einen Hustenanfal aus, und ich kauerte mich wieder an die Wand.
Sie setzte sich an den Tisch, drehte mir den Rücken zu und schlug die Hände vor das Gesicht. Kurz nachdem wir zusammengezogen waren, wurde mir klar, dass der Vampirismus Ivy echte Probleme bereitete. Sie verabscheute Gewalt, auch wenn sie ein Teil ihrer Natur war. Obwohl sie sich nach Blut verzehrte, kämpfte sie darum, abstinent zu bleiben. Aber sie war nun einmal ein Vampir, sie hatte keine Wahl. Das Virus hatte sich tief in ihrer DNS verankert und würde dort auch bleiben. Man kann sich nicht selbst verleugnen. Dass Ivy die Kontrol e über ihre Instinkte verloren hatte, bedeutete eine schwere Niederlage für sie.
»Ivy?« Ich rappelte mich auf und stolperte schwankend zu ihrem Platz. Ich konnte immer noch ihre Finger um meinen Hals spüren. Das hier war schlimm gewesen, aber nichts im Vergleich zu dem Vorfal , als sie mich in einem Ausbruch von Hunger und Lust in einem Sessel festgesetzt hatte. Ich zog mein schwarzes Haarband zurecht. »Bist du in Ordnung?« Ich wol te sie berühren, zog aber gerade noch rechtzeitig die Hand zurück.
»Nein«, antwortete sie schließlich. Ihre Stimme klang gedämpft. »Rachel, es tut mir unendlich leid. Ich - ich kann nicht. .« Sie zögerte und holte schluchzend Luft. »Nimm diesen Auftrag nicht an. Wenn es ums Geld geht -«
Ich unterbrach sie. »Es geht nicht ums Geld.« Sie drehte sich um, und meine Wut über diesen Bestechungsversuch löste sich in Luft auf. Obwohl sie sich offenbar das Gesicht abgewischt hatte, sah ich Tränenspuren auf ihrer Wange.
Ich hatte sie noch nie weinen sehen. Vorsichtig ließ ich mich neben ihr auf einen Stuhl sinken. »Ich muss Sara Jane helfen.«
Sie wandte den Blick ab. »Dann werde ich dich zu Piscarys begleiten.« Langsam kehrte die übliche Kraft in ihre Stimme zurück.
Ich legte schützend die Arme um den Körper und rieb mit einer Hand die verblasste Narbe an meinem Hals, bis mir klar wurde, dass es ein unbewusster Versuch war, das verlockende Prickeln wieder hervorzurufen. »Das hatte ich gehofft«, antwortete ich und zwang mich, die Hand in den Schoß zu legen.
Ivy schenkte mir ein ängstliches, besorgtes Lächeln und ging.
6
Die Pixiekinder umschwärmten Glenn, der am Tisch saß, so weit von Ivy entfernt, wie es möglich war, ohne dass es auffiel.
Jenks' Kids schienen eine für sie ungewöhnliche Zuneigung zu dem FIB-Detective entwickelt zu haben.
Ivy saß vor ihrem Computer und versuchte den Lärm und die herumflitzenden Gestalten nicht zu beachten. Sie machte den Eindruck einer dösenden Katze vor einem Vogelhäuschen, scheinbar al es ignorierend, aber immer wachsam, fal s ein Vogel einen Fehler macht und zu nahe herankommt. Al e Anwesenden verdrängten die Tatsache, dass es um ein Haar zu einem Zwischenfal gekommen wäre.
Meine Antipathie gegen Glenn war zu leichter Gereiztheit verblasst, da er ungeahntes Taktgefühl zeigte.
Mithilfe einer Diabetesspritze injizierte ich einen Schlaftrank in den letzten der dünnwandigen, blauen Paint Bal s. Es war schon nach sieben. Es gefiel mir nicht, die Küche in totalem Chaos zurückzulassen, aber ich musste diese kleinen Schätzchen noch präparieren. Auf gar keinen Fal würde ich Sara Jane in einem fremden Apartment treffen, ohne angemessen bewaffnet zu sein. Man sol te es Trent nicht zu einfach machen, dachte ich, zog die
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