Band 2 - Blutspiel
bewusst, dass sie kein harmloses Spielzeug war. Er kam rüber und gab sie mir zurück. »Diese Dinger sol ten waffenscheinpflichtig sein«, sagte er, als ich den kühlen Griff umfasste.
»Aber sicher doch«, stimmte ich ihm scheinheilig zu.
Ich konnte seinen Blick spüren, als ich die Waffe mit sieben Zaubern lud. Nicht viele Hexen benutzten Zaubertränke; nicht nur, weil sie unverschämt teuer waren und ohne Aktivierung nur eine Woche hielten, sondern vor al em, weil man ihre Wirkung nur durch ein ordentliches Bad in Salzwasser aufheben konnte. Zufrieden, dass ich mich klar genug ausgedrückt hatte, steckte ich die geladene Splat Gun hinten in den Gürtel und zog meine Lederjacke darüber, um sie zu verstecken. Anschließend kickte ich die pinken Plüschpantoffeln von den Füßen und tapste ins Wohnzimmer, um meine Stiefeletten made by vampire zu holen. »Bist du dann so weit?«, fragte ich, lehnte mich im Flur gegen die Wand und zog die Schuhe an. »Du fährst.«
Glenn erschien in vol er Größe im Türrahmen, noch damit beschäftigt, sich geschickt die Krawatte zu binden. »Wil st du etwa so gehen?«
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich an mir runter - rote Bluse, Nylons und Stiefeletten. »Stimmt was nicht mit dem Outfit?«
Aus Ivys Richtung hörte ich ein spöttisches Lachen. Glenn sah kurz zu ihr rüber, dann wieder auf mich. »Vergiss es«, antwortete er unverbindlich. Er richtete seine Krawatte, wohl möglichst professionel und geschniegelt auszusehen. »Lass uns gehen.«
»Nein«, schnauzte ich ihn an. »Erst wil ich wissen, was ich deiner Meinung nach anziehen sol . Einen dieser Polyestersäcke, in die ihr eure weibliche Belegschaft zwängt?
Es muss doch einen Grund dafür geben, dass Rose immer so steif und verkrampft dasitzt - und das liegt sicherlich nicht daran, dass ihr keine Wände zum Anlehnen habt oder die Armlehne ihres Stuhls abgebrochen ist!«
Ohne auf meinen Ausbruch zu reagieren, ließ Glenn mich einfach stehen und ging den Flur hinunter. Ich schnappte mir meine Tasche, erwiderte Ivys abwesenden Abschiedsgruß und trottete hinter ihm her. Wenn er die Hände in die Taschen seines Jacketts steckte, nahm er fast die ganze Breite des Flurs ein. Das Leinen der Jacke rieb sich an seinem Hemd, war aber im Vergleich zu dem Geräusch seiner hart aufschlagenden Sohlen kaum wahrnehmbar.
Ich verharrte in eisigem Schweigen, während Glenn aus den Hol ows und dann über die Brücke in die andere Hälfte der Stadt fuhr. Dabei bedauerte ich, dass Jenks nicht mitgekommen war, aber Sara Jane hatte eine Katze erwähnt, und so hatte er es als weise erachtet, zu Hause zu bleiben.
Die Sonne war schon lange untergegangen, und der Verkehr hatte zugenommen. Von der Brücke aus konnte ich die Lichter von Cincinnati sehen, die ein schönes Panorama bildeten. Ich musste grinsen, als ich feststel te, dass sich hinter unserem Wagen eine lange Schlange bildete -die anderen Fahrer trauten sich offenbar nicht, Glenn zu überholen. Sogar die Zivilwagen des FIB waren stadtbekannt.
Langsam legte sich meine schlechte Laune. Ich kurbelte das Fenster runter, damit der starke Zimtgeruch abzog, woraufhin das Weichei sofort die Heizung anstel te. Ich mochte den Geruch des Parfüms nicht mehr, jetzt, da es mich im Stich gelassen hatte.
Dans Apartment lag in einem klassischen Stadthaus: Sauber, gepflegt und mit einem Tor von der Straße abgesetzt. Sowohl die Universität als auch der Freeway waren leicht zu erreichen. Sicher nicht ganz bil ig, aber wenn er die Universität besuchte, konnte er sich das wahrscheinlich auch leisten. Glenn fuhr in die reservierte Parklücke, auf der Dans Hausnummer stand, und stel te den Motor aus. Das Verandalicht war ausgeschaltet, und irgendjemand hatte die Vorhänge zugezogen. Eine Katze saß auf dem Geländer des Balkons im zweiten Stock. Ihre Augen leuchteten in der Dunkelheit, während sie uns beobachtete.
Wortlos griff Glenn unter den Sitz und schob ihn zurück.
Anschließend schloss er die Augen und machte es sich gemütlich. Anscheinend wol te er ein Nickerchen machen.
Stil e breitete sich aus, die nur von den Geräuschen des abkühlenden Motors durchbrochen wurde. Ich wol te das Autoradio einschalten, aber Glenn murmelte: »Fass es nicht an.«
Beleidigt ließ ich mich in den Sitz zurückfal en. »Wil st du nicht seine Nachbarn befragen?«
»Ja, gleich morgen früh. Wenn es hel ist und du in deinem Seminar sitzt.«
Ich runzelte die Stirn. Edden hatte mir einen Stundenplan
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