Band 2 - Blutspiel
der Bibliothek. Viel eicht ist Nick noch da.«
»Sicher, ich werde dich schon finden.«
Er nickte Dr. Anders höflich zu und schoss durch die immer noch geöffnete Tür. »Es tut mir leid«, höhnte Dr. Anders,
»fal s Sie mein Seminar in der Ausübung Ihres Sozial ebens behindern sol te.«
»Nein, Dr. Anders. Es ist mir eine Freude, Sie wiederzusehen.«
Der sarkastische Unterton ließ sie zusammenzucken.
»Tatsächlich?«
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Janine vor Staunen der Mund offen stand. Auch der Rest des Kurses gaffte, als wäre ich das achte Weltwunder. Mein Gesicht glühte. Ich wusste nicht, warum die Frau mich auf dem Kieker hatte, aber es gab keinen Zweifel, dass es so war. Zu anderen war sie ungefähr so liebenswürdig wie eine hungrige Krähe - zu mir wie ein tol wütiger Dachs.
Mit einem lauten Knal ließ Dr. Anders ihre Unterlagen auf meinen Tisch fal en. Sie hatte meinen Namen mit einem roten Textmarker dick umrandet. Mit zusammengepressten Lippen fragte sie: »Was machen Sie hier? Wir hatten dieses Semester schon zwei Sitzungen!«
»Die Orientierungszeit ist aber noch nicht vorbei«, erwiderte ich. Im Gegensatz zu Jenks hatte ich kein Problem, mich gegen Autoritäten aufzulehnen. Aber wie man so schön sagt - die Autorität sitzt immer am längeren Hebel.
»Ich kann mir nicht vorstel en, wie Sie die Genehmigung für diesen Kurs erhalten haben«, fuhr sie mich bissig an. »Sie erfül en keine der Voraussetzungen.«
»Die Zeugnisse wurden al e eingereicht, außerdem wurde aufgrund meiner praktischen Erfahrung ein Semester angerechnet.« Das war zwar nicht gelogen, aber ohne Edden hätte ich es mir nicht leisten können, ein Fünfhundert-Dol ar-Seminar zu besuchen.
»Sie verschwenden meine Zeit, Ms. Morgan. Sie sind eine Erdhexe. Das habe ich Ihnen doch schon in der Vergangenheit ausdrücklich klargemacht. Ihre Fähigkeiten in der Kraftlinienmagie beschränken sich auf das Schließen eines einfachen magischen Kreises. Bei komplizierteren Ritualen würden Sie die Kontrol e verlieren.« Sie lehnte sich über den Tisch, und ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg. »Sie werden schnel er aus diesem Seminar fliegen, als Sie sich vorstel en können.«
Ich holte tief Luft, versuchte meine innere Balance zu finden und betrachtete die entsetzten Gesichter der anderen.
Zweifel os entdeckten sie gerade eine neue Seite an ihrer hochverehrten Dozentin. »Ich brauche diesen Schein, Dr.
Anders.« Mir war schleierhaft, warum ich ihr verkümmertes Mitgefühl anzusprechen versuchte. Aber ich hatte Angst vor einem Rausschmiss, denn womöglich hätte Edden mich dann gezwungen, selbst für die Kosten aufzukommen. »Ich bin hier, weil ich etwas lernen möchte.«
Daraufhin nahm die kratzbürstige Vogelscheuche ihre Unterlagen und lehnte sich gegen den freien Tisch, der hinter ihr stand. »Macht Ihnen Ihr Dämon das Leben schwer?«
Ein schockiertes Raunen ging durch den Kurs, und Janine rückte von mir ab. Dieses verdammte Weibsbild, dachte ich und versuchte mein gezeichnetes Handgelenk zu verstecken.
Ich bin noch nicht mal fünf Minuten hier, und schon hat sich mich vor der ganzen Klasse bloßgestel t. Hätte ich nur einen Armreif getragen. Ich biss die Zähne zusammen und zwang mich, nicht darauf einzugehen.
In Dr. Anders' Gesicht zeigte sich höhnische Zufriedenheit.
»Al ein mit Erdmagie können Sie ein Dämonenmal nicht zuverlässig verstecken.« Sie hatte die Stimme erhoben und sprach jetzt im Tonfal einer Dozentin. »Dafür benötigen Sie Kraftlinienmagie. Sind Sie aus diesem Grund hier?«
Ich zitterte vor Wut, wol te aber auf gar keinen Fal ihrem Blick ausweichen. Dass ich zur Tarnung der Narbe Kraftlinienmagie einsetzen musste, war mir neu. Jetzt wusste ich wenigstens, warum meine Tarnzauber nach Sonnenuntergang ihre Wirkung verloren.
Als sie die Stirn runzelte, vertieften sich die Falten in ihrem Gesicht. »Professor Peltzers Seminar >Dämonologie für den modernen Praktiken findet im gegenüberliegenden Gebäude statt. Fal s es noch nicht zu spät ist, sol ten Sie versuchen, in seinen Kurs aufgenommen zu werden und dieses Seminar aufgeben. Wir befassen uns hier nicht mit den schwarzen Künsten.«
»Ich bin keine schwarze Hexe«, entgegnete ich gepresst, vol darauf konzentriert, nicht loszubrül en. »Ich habe den Dämon nicht gerufen, dem ich das Mal verdanke. Ich habe ihn abgewehrt.«
Ich holte langsam Luft und konnte niemandem in die Augen blicken, besonders nicht Janine, die
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