Band 2 - Blutspiel
Boss Denon hatte auch zu dieser Gruppe gehört, bis er sich so weit eingeschmeichelt hatte, dass ihm eine unabhängigere Existenz zugebil igt worden war.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht löste Glenn sich aus ihrem Griff und fiel auf den Boden. »Geh und wandel dich, Tamwood«, krächzte er und rieb sich den Hals. »Ich kann auf mich aufpassen. Das hier kann auch nicht schlimmer werden als ein Besuch in einer Rassistenbar im tiefsten Georgia.«
»Ach nein?« Ivys Stimme triefte vor Ironie, als sie sich wieder vor ihm aufbaute, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Standest du da auch auf dem Speiseplan?«
Die Tiermenschen gingen an uns vorbei in den Laden.
Einer von ihnen zuckte kurz zusammen und warf mir einen prüfenden Blick zu. Hoffentlich wurde der gestohlene Fisch hier nicht zu einem Problem. Musik und Stimmengewirr drangen aus dem Restaurant und verstummten wieder, als die schwere Tür ins Schloss fiel. Ich seufzte; es schien ziemlich vol zu sein. Wahrscheinlich mussten wir auf einen Tisch warten.
Ivy zog die Tür auf, und ich bot Glenn eine Hand, um ihm aufzuhelfen, aber er lehnte sie ab. Er versteckte den Antijuckzauber unter dem Hemd und versuchte krampfhaft seinen Stolz wiederzufinden, den Ivy unter ihren Stiefeln zerquetscht hatte. Jenks sauste auf seine Schulter und ließ Glenn zusammenfahren. »Setz dich woanders hin, Pixie«, motzte er zwischen zwei Hustenanfäl en.
»Aber nicht doch«, meinte Jenks fröhlich. »Noch nie davon gehört, dass die Vampire dich nicht anrühren, solange ein Pixie auf deiner Schulter sitzt? Das ist doch al gemein bekannt!«
Glenn zögerte, und ich verdrehte die Augen. Was für ein Schwachsinn!
Wir stel ten uns hinter Ivy an, als die Tiermenschen gerade zu einem Tisch geführt wurden. Wie an den meisten Werktagen, war der Laden gerammelt vol . Bei Piscarys gab es die beste Pizza in ganz Cincinnati, und sie nahmen keine Reservierungen entgegen. Durch die Wärme und den geschäftigen Lärm entspannte ich mich und zog die Jacke aus.
Dicke, grob behauene Säulen stützten eine tiefe Decke, und von der breiten Treppe, die in das obere Stockwerk führte, klang dumpf der stampfende Rhythmus von Stings Rehumanize Yourself herüber. Neben dem Aufgang befanden sich große Fenster, durch die man den schwarzen Fluss und die Skyline der Stadt sehen konnte. Ein unverschämt teures Motorboot mit großen Aufbauten war am Pol er vertäut. Die Docklichter machten den Namen am Bug sichtbar -SOLAR.
Überal im Restaurant bewegten sich junge, betriebsame Bedienungen, deren aufreizende Uniformen mehr entblößten als bedeckten. Die meisten von ihnen waren unterworfene Menschen, da die Vampirbedienungen sich üblicherweise um den im oberen Stockwerk gelegenen, weniger überwachten Bereich kümmerten.
Der Kel ner am Eingang hob vielsagend die Augenbrauen, als er Glenn mit einem prüfenden Blick bedachte. An seinem Namensschildchen und dem nur halb aufgeknöpften Hemd erkannte ich, dass er wohl der Saalchef sein muss-te. »Ein Tisch für drei? Mit oder ohne Beleuchtung?«
»Mit Beleuchtung«, bat ich, bevor Ivy etwas Gegenteiliges sagen konnte. Ich wol te auf gar keinen Fal nach oben. Den Geräuschen nach zu urteilen, ging es da ziemlich hoch her.
»Dann dauert es leider noch circa fünfzehn Minuten. Wenn Sie möchten, können Sie so lange an der Bar Platz nehmen.«
Natürlich, fünfzehn Minuten. Man musste immer fünfzehn Minuten warten. Fünfzehn Minuten, aus denen dreißig wurden, dann vierzig und dann war man bereit auch noch zehn weitere in Kauf zu nehmen, um nicht die ganze Prozedur in einem anderen Restaurant noch mal durchmachen zu müssen.
Ivy lächelte und entblößte dabei ihr Gebiss. Ihre Eckzähne waren nicht größer als meine, aber scharf wie Rasierklingen.
»Wir warten hier, vielen Dank.«
Hingerissen von ihrem Charme nickte der Kel ner. Das offene Hemd gab den Blick frei auf seine mit blassen Narben übersäte Brust. Bei Denny's trug das Personal nicht so freizügige Kleidung, aber wer war ich schon, darüber zu urteilen? Er war eher der weiche Typ, passte also nicht ganz in mein Beuteschema, aber es gab sicher einige Frauen, die nicht abgeneigt gewesen wären.
»Es wird bestimmt nicht lange dauern«, sagte er und sah mir tief in die Augen, als er mein Interesse bemerkte. Seine Lippen öffneten sich langsam und vielsagend. »Möchten Sie schon bestel en?«
Als ich endlich den Blick von ihm losriss, trug eine Bedienung gerade ein Tablett mit appetitlich riechender
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