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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Anschuldigungen anzuhören. Und wenn sie meinen Namen in den Dreck ziehen, werde ich sie verklagen, bis zurück zum Wandel, wenn es sein muss!«
    Als Janine ihr Buch aufhob und es sich gegen die Brust drückte, wirkte sie verstört. Die anderen Studenten im Flur traten nervös von einem Fuß auf den anderen und tauschten besorgte Blicke aus. »So viel zu dem Plan, Dr. Anders über den Verdacht im Unklaren zu lassen«, flüsterte Jenks. Ich nickte und hoffte, dass mich Edden jetzt viel eicht von dem Kurs erlösen würde. »Das ist Denon da drin«, ergänzte Jenks.
    Ich holte tief Luft.
    »Was?«
    »Ich kann ihn riechen. Denon ist bei Dr. Anders.«
    Denon? Ich wunderte mich, dass mein alter Boss sich von seinem Schreibtisch losgeeist hatte.
    Einem gedämpften Murmeln folgte ein lauter Knal . Al e außer Jenks und mir zuckten zusammen. Janine rieb sich mit einer Hand das Ohr, so als ob sie gerade einen harten Schlag verpasst bekommen hätte. »Hast du das gespürt?« Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat einen Kreis geschlossen, ohne ihn vorher zu markieren.« Wie al e anderen auch konnte ich den Blick nicht mehr von der Tür losreißen. Ich hatte noch nie gehört, dass ein magischer Kreis auch ohne eine vorherige Skizze gezogen werden konnte. Warum spürten al e außer Jenks und mir, was sie da gerade getan hatte? Völ ig überfordert hob ich meine Tasche auf.
    Die murmelnde Stimme meines ehemaligen Chefs weckte unangenehme Erinnerungen. Wie auch Ivy zählte Denon zu den lebenden Vampiren. Er gehörte aber zur untersten Kaste, war als Mensch geboren und erst später von einem wahren Untoten mit dem Vampirvirus infiziert worden. Ivy besaß Macht, denn sie wurde schon als Vampir geboren, was ihren Übergang zur Untoten garantierte. Auch wenn bei ihrem Tod noch jeder Tropfen Blut durch ihre Adern floss, würde sich die dunkle Welt für sie öffnen. Denon hingegen gehörte zu den zweitklassigen Vamps, denn er muss-te darauf vertrauen, dass nach seinem Tod ein Untoter seine Wandlung vervol ständigen würde.
    »Raus aus meinem Hörsaal«, keifte Dr. Anders nun. »Sonst werde ich Sie wegen Nötigung anzeigen.«
    Die Nervosität unter den Studenten stieg. Ich war nicht überrascht, als sich das Milchglas durch einen Schatten verdunkelte. Wir hielten al e die Luft an, als sich die Tür öffnete und Denon herauskam. Der Mann war fast zu breit, um durch die Tür zu passen. Ich war fest davon überzeugt, dass Denon in einem früheren Leben ein Felsblock gewesen war - ein schleimiger, vom Fluss blank geriebener Block mit dem Gewicht von, äh, viel eicht einer Tonne? Als zweitklassiger Vampir verfügte er nur über menschliche Kräfte und musste sich anstrengen, um mit seinen toten Brüdern mithalten zu können. Das Resultat waren ein Waschbrettbauch und jede Menge Muskelpakete, die sein weißes Hemd zu sprengen drohten, als er nonchalant in den Flur hinausschlenderte. Die gestärkte Baumwol e bildete einen scharfen Kontrast zu seiner Bräune und zog meinen Blick an. Es war nicht leicht, die Augen von Denon abzuwenden - und genau das bezweckte er auch.
    Als er an uns vorbeiging, wich der Kurs zurück. Ein kalter Hauch schien ihm aus dem Raum zu folgen, wahrscheinlich die Überreste der Aura, mit der er versucht hatte, Dr. Anders in seinen Bann zu ziehen. Als Denon mich erkannte, lächelte er selbstbewusst und vol er Dominanz.
    »Äh, Rachel«, murmelte Jenks hastig, während er zu Janine hinüberflog, »wir sehen uns dann drinnen, okay?«
    Ich sagte nichts. Plötzlich fühlte ich mich klein und unscheinbar.
    »Ich halt dir einen Platz frei«, bot Janine mir an und verschwand mit den anderen im Hörsaal. Ich ließ meinen alten Boss nicht aus den Augen.
    Ich hatte früher wahnsinnige Angst vor ihm gehabt und stel te mich darauf ein, dass dieses Gefühl jetzt zurückkehren würde, aber irgendetwas hatte sich geändert. Obwohl er sich immer noch mit der Anmut einer Raubkatze bewegte, war die alterslose Ausstrahlung, die er einmal gehabt hatte, verflogen. Das unverhohlene hungrige Verlangen in seinen Augen verriet mit, dass er nach wie vor praktizierte, aber ich vermutete, dass er nicht mehr den erlesenen Geschmack der Untoten kosten durfte, obwohl diese sich wahrscheinlich immer noch an seinem Blut labten.

    »Morgan.« Es fühlte sich an, als hätten seine Worte körperliche Substanz und drückten mich in ihrer Reflexion von der Mauer nach vorne. Seine Stimme hatte sich überhaupt nicht verändert - vol routinierter Macht und dunkler

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