Band 2 - Blutspiel
sorgfältig gehütete Territorium keine bösen Absichten hegte. Er schwirrte ab und flog knapp unter der Decke in Richtung Küche.
Ivy schüttelte den Kopf. »Sie werden ihn schnappen.«
Achselzuckend zog ich die Grissini zu mir heran. »Sie werden ihm schon nichts tun.« Dann lehnte ich mich zurück und betrachtete al die zufriedenen Leute, die es sich gut gehen ließen, wobei ich plötzlich an Nick denken musste. Es war lange her, dass wir das letzte Mal zusammen ausgegangen waren. Als der Kel ner an unseren Tisch kam, knabberte ich schon mein zweites Grissini. Er fegte die Krümel vom Tisch und räumte die benutzten Tel er ab, woraufhin wir in erwartungsvol es Schweigen verfielen.
Oberhalb des blauen Satinhemds war der Hals des Mannes mit Narben übersät, die jüngste davon ausgefranst und entzündet. Das Lächeln, das er Ivy schenkte, war ein wenig zu unterwürfig, zu hündisch. Angewidert fragte ich mich, welche Träume er gehabt haben mochte, bevor er jemandes Spielzeug wurde.
Die Dämonennarbe kribbelte, und ich sah mich suchend in dem überfül ten Restaurant um, bis ich Piscary entdeckte, der unser Essen brachte. Als er an den Tischen vorbeitänzelte, drehten sich die Gäste nach ihm um, angezogen von dem köstlichen Duft, der von dem Tablett aufstieg. Die Lautstärke ihrer Gespräche nahm deutlich ab.
Mit einem dienstbeflissenen Lächeln stel te er das Tablett vor uns ab. Das offensichtliche Bedürfnis nach Anerkennung für seine Kochkunst wirkte merkwürdig bei einem Mann mit so viel unterschwel iger Macht. »Ich taufe es >Temeres Verlangens«
»Oh mein Gott!«, rief Glenn mit sichtbarem Ekel, so laut, dass al e es hörten. »Da sind ja Tomaten drauf!«
Ivy rammte ihren El bogen mit so einer Wucht in seinen Magen, dass ihm die Luft wegblieb. Totenstil e breitete sich aus, die nur von den Geräuschen aus der ersten Etage durchbrochen wurde. Fassungslos starrte ich Glenn an.
»Äh, fantastisch«, stöhnte er.
Ohne Glenn eines Blickes zu würdigen, schnitt Piscary mit einer professionel en Geste die Pizza an. Der Geruch nach geschmolzenem Käse und würziger Soße ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. »Das riecht ja großartig«, sagte ich anerkennend, während mein Misstrauen gegen ihn bei der Aussicht auf Essen dahinschmolz. »Meine Pizzen werden nie so gut.«
Der kleine Mann zog seine schmalen Augenbrauen hoch.
»Du benutzt Soße aus dem Glas.«
Ich nickte und fragte mich, wie er das wissen konnte.
Ivy sah fragend zur Küche hinüber. »Wo ist Jenks? Das sol te er nicht verpassen.«
»Mein Personal spielt ein bisschen mit ihm«, lachte Piscary.
»Aber er wird wohl bald zurück sein.« Der untote Vampir servierte das erste Stück auf Ivys Tel er, bediente dann mich und zuletzt Glenn. Der FIB-Detective schob den Tel er angewidert von sich. Die anderen Gäste warteten flüsternd, wie wir Piscarys neueste Kreation aufnehmen würden.
Ivy und ich griffen ohne Zögern zu. Der Käse roch intensiv, überdeckte aber nicht den Duft der Gewürze und Tomaten.
Ich nahm einen Bissen und schloss genießerisch die Augen.
Genau die richtige Menge Tomatensoße für den Käse. Genau die richtige Menge Käse für die Toppings. Selbst wenn Piscary Brimstone untergemischt hätte - es wäre mir egal gewesen, so göttlich schmeckte es. »Oh, baut mir einen Scheiterhaufen«, stöhnte ich. »Das ist der Himmel auf Erden.«
Piscary nickte zufrieden. »Und was denkst du, meine kleine Ivy?«
Ivy wischte sich die Soße vom Kinn. »Die Pizza ist so gut, dass man dafür sogar von den Toten auferstehen würde.«
Er seufzte erleichtert. »Jetzt werde ich beruhigt einschlafen, wenn die Sonne aufgeht.«
Ich kaute weiter, konzentrierte mich aber jetzt - wie al e anderen - auf Glenn. Wie erstarrt saß er zwischen Ivy und mir und presste in einer Mischung aus Entschlossenheit und Ekel die Kiefer aufeinander. »Äh.« Verzweifelt starrte er die Pizza an und schluckte. Anscheinend gewann die Übelkeit die Oberhand.
Piscarys Lächeln verschwand, und Ivy warf ihm einen bösen Blick zu. »Iss!«, befahl sie in einer Lautstärke, die al e Anwesenden zusammenzucken ließ.
»Und fang in der Mitte an, nicht mit dem Rand«, warnte ich ihn.
Glenn benetzte seine Lippen. »Aber da sind Tomaten drauf.« Ich verdrehte die Augen. Genau so eine Situation hatte ich vermeiden wol en. Man konnte fast meinen, wir würden ihn zwingen, lebende Maden zu essen.
»Sei kein Idiot«, fuhr Ivy ihn an. »Glaubst du wirklich, das T4-Virus
Weitere Kostenlose Bücher