Band 2 - Blutspiel
hat vierzig Tomatengenerationen übersprungen und taucht jetzt extra für dich in einer neuen Gattung auf genau diesem Tel er auf? Wenn ja, werde ich Piscary bitten, dich zu beißen, bevor wir gehen. Dann stirbst du nicht, sondern wirst zum Vamp.«
Ängstlich betrachtete Glenn die sensationslüsternen Gesichter. Ihm wurde klar, dass er, wol te er den Laden aus eigener Kraft verlassen, die Pizza essen musste. Er schluckte und griff umständlich nach dem Stück. Dann kniff er die Augen zusammen und öffnete den Mund. Die Musik, die aus der oberen Etage schal te, schien immer lauter zu werden, da al e gespannt den Atem anhielten.
Er nahm einen Bissen, wobei sich sein Gesicht zu einer Grimasse verzog. Zwei Käsefäden zogen sich von seinem Mund zur Pizza. Er kaute zweimal, öffnete die Augen und erstarrte. Offenbar hatten seine Geschmacksknospen angefangen zu arbeiten. Ungläubig starrte er mich an, und ich nickte ihm zu, woraufhin er ganz langsam die Pizza von seinem Mund wegführte, bis die Käsefäden rissen.
»Und?« Piscary lehnte sich vor und stützte seine ausdrucksvol en Hände auf den Tisch. Es schien ihn wirklich zu interessieren, wie ein Mensch seine kulinarischen Künste beurteilte. Glenn war sicher der erste menschliche Gast seit vier Jahrzehnten.
Glenns Gesicht erschlaffte. »Hm«, grunzte er mit vol em Mund, »das ist. . hm. . gut.«
Das gesamte Restaurant schien erleichtert aufzuatmen.
Piscary richtete sich wieder auf, sichtbar erfreut, dass die Gäste ihre Gespräche wieder aufnahmen, wenn auch deutlich lebhafter als zuvor.
»Sie sind mir jederzeit wil kommen, Mr. FIB«, erklärte er amüsiert. Glenn erstarrte, erstaunt, dass seine Tarnung aufgeflogen war.
Piscary schnappte sich einen Stuhl, drehte ihn um und setzte sich, um uns beim Essen zuzusehen.
»Also«, begann er, während Glenn den Käse zur Seite schob, um die Tomatensoße darunter zu mustern. »Ihr seid nicht zum Essen gekommen. Wie kann ich euch behilflich sein?«
Ivy legte die Pizza weg und griff nach dem Weinglas. »Ich helfe Rachel bei der Suche nach einer vermissten Person«, antwortete sie und strich sich mit einer überflüssigen Geste die Haare von der Schulter. »Es ist einer deiner Angestel ten.«
»Gibt es Ärger, meine kleine Ivy?« Piscarys dunkle Stimme klang überraschend sanft.
Ich nahm einen Schluck Wein. »Genau das wol en wir herausfinden, Mr. Piscary. Es handelt sich um Dan Smather.«
Die wenigen Falten in seinem Gesicht vertieften sich, als er Ivy besorgt ansah. Ein paar kleine, verräterische Gesten ließen mich ihre Nervosität erahnen. In ihren Augen spiegelten sich sowohl Sorge als auch Aufsässigkeit.
Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Glenn, der gerade dabei war, den Käse von seiner Pizza zu pulen.
Verärgert sah ich zu, wie er ihn behutsam zu einem kleinen Hügel auftürmte. »Können Sie uns sagen, wann Sie ihn das letzte Mal gesehen haben, Mr. Piscary?«, fragte Glenn beiläufig, wesentlich mehr an der Schälung seiner Pizza interessiert als an der Befragung.
»Sicherlich.« Piscary sah Glenn stirnrunzelnd an. Offenbar wusste er nicht, ob er brüskiert oder geschmeichelt sein sol te, dass der Mann nun eine Pizza aß, die nur noch aus Tomatensoße und Teig bestand. »Es war letzten Samstag, morgens nach der Arbeit. Dan ist aber nicht verschwunden, er hat gekündigt.«
Diese Neuigkeit kam unerwartet. Ich brauchte ein paar Sekunden, um sie zu verdauen. Dann stieg Wut in mir auf.
Das Puzzle fügte sich zusammen, und es war wesentlich einfacher, als ich angenommen hatte. Ein wichtiges Bewerbungsgespräch, die Exmatrikulation an der Uni, die Kündigung des Jobs - und zu guter Letzt hatte er seine Freundin beim »Wir müssen reden«-Gespräch versetzt.
Ich warf Glenn einen fragenden Blick zu, den er vol er Verachtung erwiderte. Dan war nicht verschwunden: Er hatte sich lediglich einen guten Job besorgt und sein Landei-liebchen aufs Abstel gleis geschoben. Ich schob mein Glas weg und kämpfte gegen die Traurigkeit, die in mir aufstieg.
»Er hat gekündigt?«
Der unschuldig dreinblickende Piscary schaute über die Schulter zur Eingangstür, durch die gerade eine Gruppe aufgekratzter junger Vamps das Restaurant betrat, die von der Belegschaft mit Freudenrufen und Umarmungen begrüßt wurde. »Dan war einer meiner besten Auslieferungsfahrer.
Ich werde ihn vermissen. Aber ich wünsche ihm al es Gute. Er sagte mir, dass er einen Job in seiner eigentlichen Branche gefunden habe.« Der kleine
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