Band 2 - Blutspiel
ist Rotwein, entspann dich.«
Entspannen! Leichter gesagt als getan, wenn einem der halbe Arsch in der Luft hängt und man von Vampiren umgeben ist.
»Habt ihr schon bestel t?«, erkundigte sich Piscary bei Ivy, sah dabei aber mich an, bis ich glaubte, unter seinem Blick ersticken zu müssen. »Ich habe einen neuen Käse, dessen Reifeprozess durch erst kürzlich entdeckte Bakterien beschleunigt wird. Ich importiere ihn direkt aus den Alpen.«
»Ja«, entgegnete Ivy. »Eine extra Große. .«
». .mit al em außer Zwiebeln und Paprika«, beendete Piscary den Satz und grinste breit, als er sich von mir ab-und ihr zuwandte.
Sobald sein Blick nicht mehr auf mir ruhte, sackte ich erleichtert in mich zusammen. Er sah aus wie ein gewöhnlicher, freundlicher, kleiner Pizzabäcker, und das war alarmierender, als wenn er groß und hager gewesen wäre und sich in Seide und Spitze lasziv geräkelt hätte.
»Ha«, bel te er plötzlich, und ich unterdrückte ein nervöses Zucken. »Ich werde dir jetzt ein anständiges Essen machen, mein Ivy-Mädchen.«
Ivy lächelte schüchtern wie eine Zehnjährige. »Danke, Piscary. Das wäre schön.«
»Natürlich wird das schön. Ich mache etwas Besonderes, etwas Neues. Auf Kosten des Hauses. Es wird meine beste Kreation werden!«, verkündete er vol er Stolz. »Und ich werde es nach dir und deinem Schatten benennen!«
»Ich bin nicht ihr Schatten«, widersprach Glenn steif, mit hochgezogenen Schultern und ohne den Blick vom Tisch zu heben.
»Ich habe nicht von dir gesprochen«, entgegnete Piscary.
Entsetzt riss ich die Augen auf.
Ivy rutschte unruhig auf der Bank herum. »Rachel. . ist. .
auch nicht mein Schatten.«
Sie klang schuldbewusst, und für einen kurzen Augenblick wirkte der alte Vampir verwirrt. »Ach wirklich?«, sagte er schließlich. Ivy verkrampfte sich sichtbar. »Aber was machst du denn dann mit ihr, meine kleine Ivy?«
Sie starrte regungslos auf die Tischplatte. Piscarys Blick erfasste mich wieder. Mein Herz pochte, als die Dämonennarbe wieder zu prickeln begann. Plötzlich schien der Tisch überfül t zu sein. Ich hatte das Gefühl, als würde der ganze Raum auf mich zukommen und mich langsam erdrücken. Vol kommen geschockt atmete ich tief durch und hielt dann die Luft an. Verflucht!
»Das ist eine interessante Narbe da an deinem Hals«, sagte Piscary mit einer Stimme, die meine Seele zu durchleuchten schien. Es schmerzte und fühlte sich gleichzeitig wundervol an. »Stammt die von einem Vampir?«
Wie von selbst bewegte sich meine Hand an den Hals, um das Wundmal zu verstecken. Jenks' Frau hatte die Wunde mit so feinen Stichen genäht, dass die Narbe kaum zu erkennen war. Es gefiel mir überhaupt nicht, dass er sie entdeckt hatte.
»Es war ein Dämon«, antwortete ich knapp. Mir war gleichgültig, ob Glenn das seinem Vater erzählen würde. Ich wol te auf jeden Fal verhindern, dass Piscary glaubte, ich sei von einem Vampir gebissen worden, egal, ob von Ivy oder einem anderen.
Er hob verwundert die Augenbrauen. »Es sieht aber ganz nach einem Vampir aus.«
»Genau wie der Dämon damals«, erwiderte ich. Al ein bei dem Gedanken wurde mir übel.
Der alte Vampir nickte. »Ja, das erklärt einiges.« Diesmal jagte mir sein Lächeln kalte Schauer über den Rücken. »Eine gezeichnete Jungfrau, deren Blut noch nicht beansprucht wurde. Was für köstliche Vorzüge Sie doch in sich vereinen, Ms. Morgan. Es ist kein Wunder, dass mein kleines Mädchen Sie immer vor mir versteckt hat.«
Ich öffnete den Mund, aber mir fiel keine passende Antwort ein.
Er erhob sich abrupt. »Das Essen wird in wenigen Minuten fertig sein.« Dann lehnte er sich zu Ivy hinunter und murmelte: »Sprich mal mit deiner Mutter. Sie vermisst dich.«
Ivy senkte den Blick. Mit einer fließenden Handbewegung nahm Piscary von dem Tablett eines vorbeigehenden Kel ners ein paar Tel er und ein Glas mit Grissini und stel te sie auf unseren Tisch. »Genießt den Abend.«
Auf dem Weg zur Küche hielt er mehrmals inne, um einige der besser gekleideten Gäste zu begrüßen.
Ich starrte Ivy fordernd an und wartete auf eine Erklärung.
»Und?«, fragte ich schnippisch. »Wil st du mir nicht erklären, warum Piscary mich für deinen Schatten hält?«
Jenks kicherte hinterhältig und warf sich wieder in seine Peter-Pan-Pose. Ivy zuckte schuldbewusst mit den Schultern.
»Er weiß, dass wir unter einem Dach leben. Er hat einfach angenommen. .«
»Ja, so viel habe ich auch verstanden.« Wutentbrannt
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