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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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schnappte ich mir ein Grissini und ließ mich gegen die Lehne der Bank fal en. Unser Zusammenleben basierte auf einem merkwürdigen Arrangement, egal, von welcher Seite aus man es betrachtete. Sie versuchte abstinent zu leben, war aber einem permanenten und brennenden Verlangen ausgesetzt. Als Hexe konnte ich sie mit meiner Magie im Zaum halten, wenn ihre Instinkte durchbrachen. Einmal hatte ich sie schon mit einem Zauber betäubt, und die Erinnerung daran half Ivy, ihren Hunger zu kontrol ieren und schön brav auf ihrer Seite des Flurs zu bleiben.
    Was mich al erdings beunruhigte, war die Erkenntnis, dass sie Piscary aus Scham im Unklaren ließ - aus Scham darüber, ihrer Herkunft und ihrem Erbe den Rücken gekehrt zu haben.
    Mit einer Mitbewohnerin konnte sie die Welt belügen, ihr vorspielen, ein ganz normales Vampirleben zu führen, hausinterne Blutquel e inklusive, und gleichzeitig das Geheimnis ihrer Abstinenz wahren. Ich redete mir ein, dass mir das nichts ausmachte, und dass mich ihr Verhalten ja vor den anderen Vampire beschützte. Aber manchmal. .
    manchmal wurmte es mich, dass jeder annahm, ich sei ihr Spielzeug.
    Durch die Ankunft des Weins wurde mein Schmol en unterbrochen. Der blutrote Trank war leicht angewärmt worden, sodass er die von Vampiren bevorzugte Temperatur hatte. Ivy schnappte sich die geöffnete Flasche und wich meinem Blick aus, während sie die Gläser fül te. Jenks begnügte sich mit dem Tropfen, der am Flaschenhals hängen blieb. Immer noch genervt lehnte ich mich zurück und beobachtete die anderen Gäste. Ich würde den Wein nicht trinken, denn der Schwefel, der bei seiner Zersetzung freigesetzt wurde, führte zu einem unangenehmen Chaos in meinem Körper. Normalerweise hätte ich es Ivy gesagt, aber es ging sie eigentlich nichts an. Diese Al ergie war nicht hexenspezifisch, sondern betraf nur mich. Ein Glas Wein bedeutete rasende Kopfschmerzen und eine solche Lichtempfindlichkeit, dass ich mich mit einem Waschlappen auf den Augen in meinem Zimmer einschließen musste. Es waren die Überreste eines Kindheitsleidens, das mich bis zum Beginn der Pubertät zu einem Stammkunden im Krankenhaus gemacht hatte. Aber diese Schwefelüberempfindlichkeit war wesentlich erträglicher als die Qualen jener Zeit, in der ich ständig schwach und kränklich gewesen war, da mein Körper versucht hatte, sich selbst zu zerstören. Es lief wieder Musik, und sie verdrängte gemeinsam mit den Gesprächsfetzen im Restaurant das unangenehme Gefühl, das die Begegnung mit Piscary in mir ausgelöst hatte. Nun, da Piscary mit uns geredet hatte, wurde Glenn von al en ignoriert. Der völ ig verwirrte Mensch kippte den Wein, als wäre er Wasser. Ivy und ich tauschten einen vielsagenden Blick, als er sich mit zitternden Händen nachschenkte. Wol te er bis zum Exzess saufen oder würde er das hier nüchtern durchstehen? Als er an seinem Glas nippte, musste ich lächeln. Er wählte den Mittelweg.
    Glenn betrachtete Ivy argwöhnisch und lehnte sich näher zu mir. »Wie konntest du in diesem Blick standhalten?«, flüsterte er so leise, dass ich ihn kaum verstand. »Hattest du keine Angst, dass er dich verzaubert?«
    »Der Mann ist über dreihundert Jahre alt«, antwortete ich.
    Das erklärte natürlich auch den Akzent - es waren Reste des Mittelenglischen. »Hätte er mich verzaubern wol en, wäre ihm das auch ohne Augenkontakt gelungen.«

    Glenns Gesicht erblasste unter den Bartstoppeln und er rückte von mir ab. Ich überließ ihn seinen Gedanken und nickte mit dem Kopf, um Jenks' Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Jenks«, wisperte ich, »warum überprüfst du nicht mal die hinteren Räume, zum Beispiel den Pausenraum der Angestel ten. Finde heraus, was da so abgeht.«
    Ivy leerte ihr Glas in einem Zug. »Piscary weiß, dass wir aus einem bestimmten Grund hier sind. Er wird uns schon verraten, was wir wissen wol en. Jenks wird bloß geschnappt werden.«
    Der kleine Pixie glühte vor Wut. »Wandel dich, Tamwood«, knurrte er. »Warum bin ich denn überhaupt hier, wenn ich nicht rumschnüffeln sol ? Der Tag, an dem es einem stinknormalen Bäcker gelingt, mich zu fangen, wird der Tag sein, an dem. .« Jenks unterbrach sich. »Äh«, stammelte er.
    »Ja. Bin gleich zurück.« Er zog ein rotes Tuch aus seiner Hosentasche und band es sich wie einen Gürtel um die Tail e.
    Es war die Pixieversion einer Friedensflagge, eine Erklärung an andere Pixies und Fairys, dass man im Fal einer Grenzüberschreitung in das von ihnen

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