Band 3 - Blutjagd
hörte man ein Trampeln, und Erica schoss durch die Tür. Ihre Augen waren vor Aufregung völ ig schwarz, und ihre Ketten schwangen um ihren Hals. »Sie hat Ja gesagt! Ich muss weg! Hab dich lieb, Dad! Danke, Ivy!« Sie deutete mit den Händen ein Paar Hasenohren an und wackelte mit ihnen, als sie »Küsschen, Küsschen!« rief und aus dem Raum rannte.
»Hast du deine Kappen?«, schrie ihr Vater hinter ihr her.
»Ja!«, rief sie kaum noch hörbar zurück.
»Nimm ein paar von diesen Ketten ab, junge Dame!«, fügte er hinzu, aber die Tür schlug bereits zu. Die Ruhe war ein Segen. Ich erwiderte Ivys Lächeln mit faszinierter Bewunderung. Erica konnte einen Raum wirklich fül en.
Ivys Vater stel te sein Glas ab. Sein Gesicht schien noch mehr Falten zu bekommen, und ich konnte sehen, wie sehr es seinen Körper belastete, ausreichend Blut zu produzieren, das seine untote Frau brauchte, um nicht wahnsinnig zu werden.
Ich beobachtete Ivy, wie sie ihre Finger an ihrem Glas auf und ab schob. Langsam verblasste ihr Lächeln. »Hat sie Piscary besucht?«, fragte sie leise, und die plötzliche Sorge in ihrer Stimme erregte meine Aufmerksamkeit. Das war der Grund, warum Ivy mit ihrem Dad sprechen wol te, und als ich mir Ericas sorglose, wilde Unschuld unter Piscarys manipulativem Einfluss vorstel te, machte auch ich mir Sorgen.
Ivys Dad schien al erdings überhaupt kein Problem mit der Vorstel ung zu haben. Er trank einen Schluck, bevor er antwortete. »Ja. Sie besucht ihn al e zwei Wochen. Wie es der Respekt verlangt.« Meine Augenbrauen zogen sich bei der darin versteckten Frage zusammen, und ich war nicht überrascht, als er sie kurz darauf auch stel te: »Hast du?«
Ivys Finger auf dem Glas erstarrten. Unangenehm berührt sah ich mich nach einer Möglichkeit um, mich zu entschuldigen und mich im Auto zu verstecken. Ivy warf einen Blick zu mir, dann zu ihrem Vater. Er lehnte sich zurück und wartete. Von draußen hörte man das Brummen von Ericas Wagen, das sich langsam entfernte. Schließlich war das Ticken der Uhr auf dem Ofen das einzige Geräusch. Ivy atmete tief ein. »Dad, ich habe einen Fehler gemacht.«
Ich fühlte, wie die Augen von Ivys Dad sich auf mich richteten, obwohl ich aus dem Fenster starrte, um mich von der Unterhaltung zu distanzieren. »Wir sol ten darüber reden, wenn auch deine Mutter anwesend ist«, sagte er langsam, und ich keuchte.
»Weißt du«, wandte ich mich an Ivy und stand auf, »ich glaube, ich werde im Auto warten.«
»Ich wil nicht mit Mom darüber reden, ich wil mit dir darüber reden«, lehnte Ivy den Vorschlag ihres Vaters mürrisch ab. »Und es gibt keinen Grund, warum Rachel es nicht hören dürfte.«
Die versteckte Bitte in Ivys Stimme nagelte mich fest. Ich ließ mich wieder auf den Stuhl sinken und ignorierte die offensichtliche Missbil igung ihres Vaters. Viel eicht wol te sie mich als zweite Meinung bei dem Gespräch dabeihaben. Das konnte ich für sie tun.
»Ich habe einen Fehler gemacht«, wiederholte Ivy leise.
»Ich wil nicht Piscarys Nachkomme sein.«
»Ivy. .« In diesem einen Wort schwang unendlicher Verdruss mit. »Es ist Zeit, dass du deine Verantwortung wahrnimmst. Deine Mutter war sein Nachkomme, bevor sie gestorben ist. Die Vorteile. .«
»Ich wil sie nicht!«, sagte Ivy heftig. Ich beobachtete ihre Augen genau und fragte mich, ob der Ring von Braun um ihre Pupil e wohl schon kleiner wurde. »Viel eicht, wenn er nicht die ganze Zeit in meinem Kopf wäre«, fügte sie hinzu und schob ihr Saftglas von sich. »Aber ich kann einfach nicht mehr damit leben. Er setzt mich ständig unter Druck.«
»Das würde er nicht tun, wenn du ihn besuchen würdest.«
Ivy setzte sich aufrechter hin, hielt ihre Augen aber auf den Tisch gerichtet. »Ich habe ihn besucht. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht sein Nachkomme sein würde und dass er aus meinem Kopf verschwinden sol . Er hat mich ausgelacht. Er hat gesagt, ich hätte eine Entscheidung getroffen, und jetzt hätte ich damit zu leben und zu sterben.«
»Du hast eine Entscheidung getroffen.«
»Und jetzt treffe ich eine andere«, schoss sie zurück, zwar mit unterwürfig gesenkten Augen, aber mit entschlossener Stimme. »Ich werde es nicht tun. Ich wil nicht die Unterwelt von Cincinnati anführen, und ich werde es nicht tun.« Sie atmete tief ein und sah ihrem Vater in die Augen. »Ich weiß nicht mehr, ob mir etwas gefäl t, weil ich es mag oder weil Piscary es mag. Dad, würdest du bitte für mich mit ihm
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