Band 4 - Blutpakt
die Spüle fal en. Ich fragte mich, wie schlimm wohl der Geruch nach Kerzenruß, verbrannten Haaren und verbranntem Bernstein sein mochte.
Aus dem hinteren Schlafzimmer erklang ein Schlag, dann kam Ivy in ihrem Bademantel zum Vorschein, mit zerzausten Haaren und vornübergebeugt wie ein Brückentrol . Sie knurrte Nick wegen des Lärms an und humpelte mit der Hand über den Augen an mir und Jenks vorbei ins Bad.
Sofort danach hörte man das Geräusch der Dusche.
Zusammen mit dem Dampf drang der saubere Geruch von Orangen unter der Tür hervor. Ich wol te gar nicht wissen, was sie gestern getrieben hatte, dass sie heute humpelte. Ich wol te es nicht wissen.
Schuldbeladen und erschöpft setzte ich mich an den Tisch.
Jax fand den winzigen Behälter mit dem Salinaskrebsfutter, aber Jenks stoppte ihn und erklärte ihm, dass man nichts füttern konnte, was noch gar nicht geschlüpft war.
Kampfeslustig wies Jax ihn auf zwei Larven hin und gab ihnen gleich die Namen Jin und Jen. Der winzige Pixie begann zu leuchten, was die Krebse anzog, und Jax erlitt fast einen Zusammenbruch vor Begeisterung, als sie näher zu ihm kamen. Ich konnte nicht anders, als zu lächeln.
Und das Lächeln lag immer noch auf meinem Gesicht, als ich mich umdrehte, nur um dort Nick zu finden, der darauf wartete, dass ich ihn beachtete. Meine Mundwinkel sanken wieder nach unten, und sein Kiefer verkrampfte sich.
»Der Truck ist vorbereitet, Ray-ray«, sagte er mit falscher Fröhlichkeit in der Stimme. »Wenn der Airbag nicht aufgeht, wird es aussehen wie ein Defekt.« Er verzog das Gesicht.
»Ich, ahm, könnte das nicht, jemanden einen Lastwagen in mich fahren lassen - selbst wenn ich wüsste, dass ich lebend wieder aufwachen würde.«
»Vertrauen ist der Unterschied zwischen euch und uns Inderlandern«, erklärte Jenks laut und öffnete den Deckel des Urzeitkrebsfutters. Jax schnappte sich eine Handvol
-ungefähr so viel wie ein Stecknadelkopf - und ließ es mit aufmunternden Worten ins Wasser fal en, wobei er mit seinem hel en Leuchten Jin und Jen an die Oberfläche lockte.
Das waren um einiges ungefährlichere Haustiere für einen Pixie als ein Kätzchen, und ich fragte mich, ob das wohl der Grund war, weshalb Jenks sie gekauft hatte.
Mühsam unterdrückte ich ein Seufzen und gähnte stattdessen. Ich wusste, dass Nick nicht gerade scharf darauf war, dass sein Truck das Opferauto bildete, aber es war ja nicht so, als könnte er ihn noch mal fahren. Er würde sich tot stel en müssen, für den Rest seines Lebens. Feigling.
»Danke, Nick«, sagte ich, verschränkte die Arme und bereitete mich auf einen Streit vor. »Und jetzt wäre es nett, wenn du da rausgehst und ihn wieder anschließt. Ich fahre mit Peter. Wenn ich ihn schon töte, werde ich den armen Jungen nicht al ein sterben lassen.«
31
Ivy stand knapp außerhalb des Bads, eingewickelt in ein weißes Motelhandtuch, und von ihren Haaren tropfte das Wasser auf den Boden. »Du wirst nicht mit Peter fahren.
Verdammte Scheiße, auf keinen Fal .«
Ich presste die Lippen aufeinander und kämpfte gegen den Drang, einen Schritt zurückzutreten. Okay, sie flucht also doch manchmal, aber nur, wenn sie wirklich stinksauer ist.
Jenks hatte sich ins Wohnzimmer zurückgezogen und sah aus, als wünschte er sich von Herzen, nicht ins Bad gestürmt zu sein aus schierer Panik, dass er mich rammen sol te, und die Petze gespielt zu haben.
Nick stand in seinen ölverschmierten Klamotten neben ihm. Sie wirkten wie zwei Jungs, die in ihren guten Kirchenklamotten in den Fluss gesprungen waren, während Pa die Rösser anspannte.
»Nick«, sagte ich, und er zuckte zusammen. »Wir haben noch vier Stunden, bevor wir Audrey und Peter treffen.« Vier Stunden. Vielleicht könnte ich ein wenig schlafen. »Kannst du den Airbag bis dahin repariert haben? Ich würde mich besser fühlen, wenn ich ihn zusätzlich zu dem Massenträgheits-Dämpfungszauber hätte.«
»Ivy hat recht«, sagte er, und ich runzelte die Stirn. »Es gibt keinen Grund für dich, dein Leben zu riskieren.«
Ivy lachte bitter. »Das wird sie nicht. Rachel, du steigst nicht in Nicks Truck.«
Ich drehte mich zu meinen Amuletten auf dem Tisch um, und mein Puls beschleunigte sich. Ivys Pupil en weiteten sich, aber aus Wut, nicht aus Hunger. Ich kannte das Spiel, wie man mit einem Vampir stritt. »Al es ist bereit«, erklärte ich.
»Ich habe ein zweites Paar Massenträgheits-Dämpfungszauber für mich gemacht, also ist es kein
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