Band 4 - Blutpakt
gibt einen guten Grund.
Im Licht meiner drei Kerzen massierte ich meinen Finger und zwang noch ein wenig Blut heraus. Dann malte ich mil dem blutigen Finger ein Zeichen auf den Tisch, dessen Bedeutung ich nicht kannte, und schmierte ein wenig meines Lebenssaftes auf die graue Kerze. Ich fühlte mich, als hätte mein gesamter Wil e mich mit diesem Tropfen Blut verlassen, als hätte die Schmiere auf und vor der Säule aus Wachs meiner Absicht endgültig Bedeutung verliehen.
Zitternd zog ich meine Hand aus den drei Kreisen. Ich schob meine Haare zurück und stand auf. So verhinderte ich, dass ich die drei Kreise, wenn sie sich bildeten, aus Versehen unter dem Tisch mit meinen Beinen brach. Ich schaute ein letztes Mal auf die drei brennenden Kerzen und die eine, die mit meinem Blut markiert war. Der Tisch glänzte im Kerzenlicht, und ich wischte wieder meine Handflächen über meine Jeans.
»Rhombus«, flüsterte ich und berührte dann den nächstliegenden Kreis mit dem Finger, um al e drei zu schließen.
Ich zuckte zusammen, als das Jenseits aus mir heraus floss und sich ein Schleier aus schwarzer Aura hob, um die Kerzen, das Totem, die Statue und meinen Haarknoten zu umhül en.
Ich hatte noch niemals zuvor sich überschneidende Kreise benutzt. Wo sich die Kreise berührten, war das Gold meiner Aura klarer zu sehen und bildete glitzern de Bögen in der schwarzen Schmiere. Obwohl sie klein waren, waren die Schutzkreise für jeden außer mir - also die jenige, die sie gebildet hatte - undurchdringlich. Aber wenn ich in die Schutzkreise griff, würde es sie brechen, und wenn ich sie groß genug gemacht hätte, dass ich darin Platz hätte finden können, hätte das bedeutet, dass meine Seele in Gefahr gewesen wäre, zusammen mit dem eigentlichen Fluch übertragen zu werden.
Mein Haarknoten war es, der das al es möglich machte. Er war meine Brücke nach drinnen. Die schwarze Kerze würde erlöschen, wenn die Macht von der Statue auf das Totem übertragen wurde; die weiße Kerze würde erlöschen, um mich zu beschützen - um jeden Teil von mir davon abzuhalten, mit der Macht des alten Artefakts, die durch mich kanalisiert wurde, in das neue Artefakt gesogen zuwerden; und die goldene Kerze würde erlöschen, wenn die Übertragung vol endet war und das Ganze versiegeln, damit es sich nicht wieder auflöste.
Mein Körper vibrierte von der Macht der unbekannten Kraftlinie. Das Gefühl war durchaus nicht unangenehm, obwohl ich mir fast wünschte, dass es so wäre. Ich zog eine Grimasse und streckte meinen Wil en aus. »Animum recipere.«
Vom Fokus flossen ansteigende Macht und der Geschmack von Asche durch mich, und ich hielt die Luft an, während seine Kraft mein Selbst überschwemmte, bis ich nur noch aus seiner Essenz bestand. Mein Blick verschwamm, und ich schwankte. Ich konnte nichts sehen, obwohl meine Augen offen waren.
Der Fokus sprach zu mir, verlockte mich, fül te mich, als verböge er meine Knochen und Muskeln. Er versprach, mich zu al em zu machen, was ich mir wünschte, al es zu erfül en, was mir versprochen war und was ich mir selbst immer wieder vorenthielt. Ich fühlte den Wind in meinem Gesicht und die Erde unter meinen Pfoten. Das Geräusch der sich drehenden Weltkugel fül te meine Ohren, und in meiner Nase hatte ich den funkelnden Geruch der Zeit. Er jagte in einer Strömung durch mich, die zu schnel war, um wirklich wahrgenommen zu werden. Das war es, was einen Werwolf ausmachte - und es tat weh. Es tat mir in der Seele weh, dass ich nicht so frei sein konnte.
Ich krümmte mich zusammen und kämpfte darum, gleichmäßig zu atmen, um Jenks nicht zu wecken. Ich konnte al es sein, wenn ich den Fokus vol akzeptierte, ihn völ ig in mich aufnahm. Und er machte Versprechungen, nach denen ich mich sehnte. Hätte ich nur eine Minute bezweifelt, dass Nick die Seiten gewechselt hatte, jetzt waren al e Zweifel ausgeräumt.
Aber ich war kein Werwolf. Ich konnte die Verlockung verstehen, nachdem ich als Wolf gelaufen war, als Wolf gekämpft hatte und eine kurze Weile lang erlebt hatte, wie der Wind mir Botschaften brachte. Aber ich war kein Wolf.
Ich war eine Hexe, und die Verlockung war nicht stark genug, um meinen Kreis zu brechen, den Fokus für immer in mich aufzunehmen und mich letztendlich von ihm zerstören zu lassen.
»Negare«, flüsterte ich und war schockiert, als ich das Wort hörte. Ich hatte Nein sagen wol en. Ich hatte Nein sagen wol en! Aber ich hatte es auf Latein gesagt. Verdammt noch
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