Band 4 - Blutpakt
»Gott helfe mir, Rachel«, sagte sie dumpf. »Für einen Moment. .«
Meine Hand glitt von ihrer Schulter. Sie hatte gedacht, sie wäre wieder bei AI. »Es tut mir leid«, sagte ich und fühlte mich noch schuldiger. »Ich bin eingeschlafen, und Kisten hat mich nicht geweckt. Bist du in Ordnung?«
Sie drehte sich mit einem dünnen Lächeln zu mir um. Ihre grünen Augen blickten müde und abgespannt. Ich war mir sicher, dass sie seit gestern Nachmittag nicht geschlafen hatte, und sie sah aus, als würde sie jeden Moment umfal en.
»Es geht mir gut«, antwortete sie, obwohl klar war, dass das nicht stimmte.
Verlegen hockte ich mich vor sie. »Mensch, Ceri, ich hätte auch was machen können.«
»Mir geht es gut«, wiederholte sie. Ihre Augen waren auf den Rauchfaden gerichtet, der von der Kerze aufstieg.
»Jenks hat mir mit den Pflanzen geholfen. Er ist sehr bewandert.«
Ich hob die Augenbrauen und beobachtete, wie Jenks seine grüne Gärtnerjacke glatt zog. »Glaubst du etwa, dass ich einen Zauber schlucke, von dem ich nicht weiß, was drin ist?«, fragte er.
»Jenks hat dir geholfen, ihn zu machen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist egal, wer ihn macht, solange du ihn entfachst.« Sie lächelte mit müdem Gesicht und nickte in Richtung Trank und Fingerstick.
Mit langsamen Bewegungen stand ich auf und ging zu Jenks' Zauber. Das reißende Geräusch beim Öffnen des Sicherheitssiegels an dem Fingerstick war laut.
»Benutz den Jupiter-Finger«, riet Ceri. »Das wird die Stärke deines Wil ens beigeben.«
Das macht einen Unterschied?, fragte ich mich und fühlte mich nicht nur wegen des Schlafmangels schlecht, als ich meinen Finger anstach, um drei Tropfen Blut zu gewinnen.
Ich hörte Kisten im Wohnzimmer, als sie in den Zauber fielen und der Geruch von verbranntem Bernstein aufstieg.
Jenks' Flügel bewegten sich leise, und ich hielt den Atem an in der Erwartung, dass etwas geschah. Nichts. Aber ich musste auch erst die »magischen Worte« sagen.
»Geschehen«, sagte Ceri und fiel dort in sich zusammen, wo sie saß.
Meine Augen wanderten zu Kistens hoher Gestalt, als er in die Küche kam, barfuß und verknautscht. »Schönen Nachmittag, meine Damen«, verkündete er fröhlich, zog den Pizzakarton näher zu sich und zog das letzte, hart gewordene Stück auf einen Tel er. Er war nicht der erste Kerl, der eine Zahnbürste an meinem Waschbecken stehen hatte, aber er war der Erste, dessen Zahnbürste so lange dort stand, und es fühlte sich gut an, ihn hier zufrieden und ungezwungen in diesem zerzausten Zustand zu sehen.
»Kaffee?«, fragte ich, und er nickte. Als er dann den Tel er vom Tisch nahm, in den Flur ging, und sich dabei die Bartstoppeln am Kinn kratzte, war eindeutig zu sehen, dass er noch nicht auf al en Leveln funktionierte.
Ich zuckte zusammen, als Kisten an Ivys Tür hämmerte und schrie: »Ivy! Steh auf! Hier ist dein Frühstück. Rachel fährt gleich, und du sol test dich besser beeilen, wenn du sehen wil st, wie Jenks sich verwandelt.«
So viel zu Kaffee, Toast, Saft und einer Blume, dachte ich und hörte, wie Ivy entrüstet ihre Stimme hob, bevor Kisten ihre Tür zumachte und damit al e Proteste abschnitt. Ceri sah verblüfft aus, und ich schüttelte nur den Kopf, um ihr zu signalisieren, dass eine Erklärung sich nicht lohnte.
Stattdessen machte ich die Kaffeemaschine sauber. Der Wasserstrahl verwandelte sich in ein Rinnsal, als Kisten meine Badezimmertür hinter sich schloss und die Dusche anfing, zu rauschen.
»Also, machen wir es, Jenks?«, regte ich an und schwenkte das Wasser in der Kanne hin und her.
Jenks' Flügel nahmen einen bläulichen Farbton an, als er neben der Tasse mit dem Gebräu landete, die ungefähr so groß war wie ein Schnapsglas. »Ich trinke es?«
Ceri nickte. »Wenn es einmal in dir ist, wird Rachel den Zauber aktivieren. Bis dahin geschieht nichts.«
»Al es?«, fragte ich, und meine Augen wurden weit. »Für einen Pixie sind das, was, fast vier Liter?«
Jenks zuckte mit den Schultern. »Soviel Zuckerwasser trinke ich zum Frühstück«, erklärte er, und ich runzelte die Stirn. Wenn er so viel trank, würden wir trotzdem jede Stunde anhalten müssen.
Meine Finger fummelten an der Kaffeetüte herum, und dann traf mich der Geruch von Kaffeepulver, stark und beruhigend. Ich maß das, was ich brauchte, in den neuen Kaffeefilter und kippte dann noch etwas mehr hinein, während ich den zögernden Jenks beobachtete. Endlich scharrte er mit seinen Stiefeln
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