Band 5 - Blutlied
auf dem Tisch neben der Tür abgestel t hatte, suchte ich in meiner Tasche nach meiner Sonnebril e. Ich schob sie mir einhändig auf die Nase und öffnete die Tür.
»Ich habe die Soße, die du wol test, Glenn«, sagte ich und schaute auf. Langsam war ich es leid, unangekündigte Gäste auf meiner Türschwel e zu finden. Viel eicht sol te ich einen Nachmittag mit einer Bohrmaschine verbringen und einen von diesen Spionen in die Tür machen. Wie teuer konnten sie schon sein?
»Hey, David, was ist los?«, fragte ich und musterte ihn. Er trug nicht seinen üblichen Anzug, sondern ein graues Wildlederhemd und ein Paar Jeans. Sein Gesicht war glattrasiert, und über seine Wange bis hin zum Hals zog sich ein langer Kratzer. Hinter ihm am Bordstein lief sein grauer Sportwagen im Leerlauf.
»Rachel.« Ein schnel er Blick schoss zu Jenks. »Jenks«, fügte er hinzu. Der normalerweise so gefasste Werwolf trat einen Schritt zurück, holte tief Luft und rückte eine Jacke zurecht, die er nicht trug. Seine Hand bal te sich, als vermisste sie die nicht vorhandene Aktentasche. Meine Sorge vertiefte sich.
»Was?«, fragte ich und rechnete mit dem Schlimmsten.
David schaute über seine Schulter zu seinem Auto. »Ich brauche deine Hilfe. Serena, meine Freundin, braucht ein heftiges Schmerzmittel.« Er kniff die Augen zusammen und sah mich direkt an. »Ich hätte angerufen, aber ich glaube, das FIB hat meine Leitung angezapft. Sie hat sich verwandelt, Rachel. Mein Gott, sie hat sich wirklich verwandelt.«
»Heilige Scheiße«, sagte Jenks.
Angespannt nahm ich die Sonnenbril e ab und legte die Tomate neben die Soße. »Vol mond ist erst Montag. Das war der Zeitpunkt, an dem sich die anderen das erste Mal verwandelt haben.«
David nickte und zappelte weiter herum. »Ich habe ihr von den Frauen im Leichenschauhaus erzählt. Ich habe ihr gesagt, dass es mir leidtut, und dass sie die Verwandlung am Montag wahrscheinlich nicht aufhalten könnte, außer, sie gewinnt jetzt sofort ein wenig Kontrol e darüber.«
Seine braunen Augen flehten um Vergebung, als er hinzufügte: »Also habe ich sie Schritt für Schritt hindurchgeführt, oder ich habe es versucht. Sie ist nicht dafür gemacht.« Seine Stimme brach. »Die Werwölfe kamen von den Menschen, aber wir haben uns schon vor langer Zeit von ihnen wegentwickelt. Es sol te nicht so wehtun. Sie hat zu heftige Schmerzen. Hast du einen Zauber? Einen Trank?
Irgendwas.«
In letzter Zeit hatte ich angefangen, Schmerzamulette in meiner Tasche mit mir herumzutragen wie andere Leute Hustenbonbons. »Ich habe momentan drei dabei«, antwortete ich und griff hinter mich, um die Tür zu schließen.
»Lass uns gehen.«
David nahm immer zwei Stufen auf einmal. Jenks war nur ein Blitzen von Flügeln, und ich glitt auf den Beifahrersitz, als David seine Tür zuknal te. Ich dachte darüber nach, dass ein Fluch, der Menschen in Werwölfe verwandelte, ziemlich dämlich war, wenn er dann so wehtat, dass sie handlungsunfähig waren. Aber der Fokus ermöglichte es auch Alphas, sich zu verbinden, um den Schmerz der Verwandlung zu übernehmen, also hatte das Ganze viel eicht doch einen Sinn.
»Hey!«, schrie ich, als das Auto sich in Bewegung setzte, bevor ich meine Tür zu hatte. David ignorierte mich und beobachtete die Straße, während ich mich anschnal te und dann am Armaturenbrett abstützte, als er eine Kurve zu schnel nahm. Werwölfe hatten ausgezeichnete Reflexe, aber das hier ging ans Limit. »David. Fahr langsamer.«
»Ich habe sie auf Eisenhut gesetzt«, sagte er und lenkte mit nur einer Hand, während er sich mit der anderen anschnal te. »Ich kann nicht zulassen, dass sie aufwacht und dann feststel t, dass ich weg bin. Der Schmerz bringt sie um.
Ich glaube nicht, dass er aufhören wird, bevor sie sich zurückverwandelt. Es war ein Fehler. Gott, was habe ich getan?«
Meine Finger tasteten über die Konturen des Fokus in seiner bleigefütterten Tasche. Ich nahm nicht an, dass das Artefakt helfen würde. Die Schmerzlinderung trat ein, wenn sich Werwolfrudel in einer Runde verbanden. Der Fokus sorgte nur dafür, dass ihnen das besser gelang.
»David, fahr langsamer«, wiederholte ich, als er in eine Einbahnstraße einfuhr, als wäre er ein Teilnehmer der Indy 500. Jenks klammerte sich an den Stiel des Rückspiegels und war ein wenig grün im Gesicht. »Die I.S. beobachtet mich«, fügte ich hinzu. »Normalerweise steht ein Wagen auf dem Parkplatz neben der Kirche, da vorne rechts.«
David
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