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Band 5 - Blutlied

Band 5 - Blutlied

Titel: Band 5 - Blutlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Mitternacht - jede Menge Zeit.
    Man konnte auch nach Mitternacht weiße Magie wirken, aber warum es darauf ankommen lassen? Ich griff mir eine Handvol Salz und ließ es über die Linie rieseln, die in den Boden geritzt war.
    Jenks' Flügel bewegten sich stoßweise, als ich mein Bewusstsein nach der kleinen, wenig verwendeten Kraftlinie ausstreckte, die hinten durch den Friedhof floss. Ich keuchte kurz, aber als ich wieder ausatmete, hatte sich die Energie ausgeglichen. Ein leichtes Kribbeln in meinen Fingerspitzen und das schwere Gefühl in meinem Bauch sagten mir, dass mein Chi vol war, und ich zog nicht noch mehr Energie aus der Linie, um sie in meinem Kopf zu lagern. Das würde ich für diesen Zauber nicht brauchen.
    Ich fühlte mich unbehaglich und bewegte meine Schulter, als wol te ich in eine neue Haut schlüpfen. Früher hatte es immer ein wenig gedauert, bis sich die Kräfte ausgeglichen hatten. Übung hatte daraus kaum einen Augenblick gemacht. Meine Haare standen bereits ab. Ich versuchte, sie herunterzudrücken, und meine Haut kitzelte, wo sich meine Muskeln bewegten. Wenn ich wol te, könnte ich mein zweites Gesicht öffnen und tatsächlich das Jenseits sehen, das unsere Realität überlagerte, aber davon bekam ich immer Gänsehaut.
    »Hups«, sagte ich, als mir einfiel, dass ich die Kerze noch nicht angezündet hatte. Ich ging zum Gasherd, um eine Flamme anzumachen. Ich benutzte ein ßambusspießchen, um die Duftkerze anzumachen, die ich verwendete, um die Luft zu parfümieren, wenn mir mal wieder etwas angebrannt war. Dann schüttelte ich das Stäbchen aus und trug die Kerze zur Arbeitsfläche, wo sie in der schwülen Brise, die vom Fenster herüberwehte, flackerte.
    Ich las mir ein letztes Mal die Anweisungen durch, um sicherzugehen, und zog eine meiner Sandalen aus. »Wo ist deine Katze, Jenks?«, fragte ich, weil ich sie nicht mit mir einschließen wol te.
    Er hob ab. »Hier, Kitty, kitty, kitty. .«, rief er, und ihr orangefarbenes Gesicht erschien in der Tür zum Flur. Sie leckte sich die Lippen, aber Jenks machte sich offenbar keine Sorgen.
    »Rhombus«, sagte ich leise und berührte mit dem Zeh den Salzkreis. Das lateinische Wort löste eine mühsam antrainierte Serie von mentalen Prozessen aus, die eine fünfminütige Vorbereitung und Anrufung zur Errichtung eines Schutzkreises in einen Augenblick presste. Ich unterdrückte ein Zucken, als der Kreis sich mit einem Knal schloss. Jenks' Flügel summten, als die Wand aus Jenseits, die nicht dicker war als ein Molekül, sich zwischen uns erhob, um jegliche Einflüsse von mir fernzuhalten, während ich an dem medizinischen Kraftlinienzauber arbeitete. Ich war impulsiv, aber nicht dumm.
    Rex tapste in den Raum und rieb sich an der Barriere, als wäre sie mit Katzenminze eingeschmiert. Ich hätte das ja als Zeichen genommen, dass sie mein Vertrauter werden wol te
    - wenn sie nicht jedes Mal weggelaufen wäre, wenn ich versuchte, sie hochzuheben.
    Ich zog eine Grimasse, als ich den hässlichen schwarzen Dämonenschmutz sah, der über meine Blase kroch und das fröhliche Gold meiner Aura verdunkelte. Er war ein sichtbares Zeichen des Ungleichgewichts, das auf meiner Seele lag, eine Erinnerung an die Schulden, die ich hatte, weil ich die Realität so weit verbogen hatte, dass ich ein Wolf werden und Jenks auf menschliche Größe anwachsen konnte. Die Verfärbung war nichts, verglichen mit den tausend Jahren von Dämonenfluch-Ungleichgewicht, das Ceri trug, aber mich beunruhigte sie trotzdem.
    Fast die gesamte Kraftlinienenergie, die ich in mir gehabt hatte, war in den Schutzkreis geflossen, aber ich spürte das Kribbeln, als neue Energie in mir aufstieg. Sie würde immer weiter nachfließen, außer ich kappte die Verbindung zur Linie völ ig. Viele Hexen waren angeblich wahnsinnig geworden, weil sie versucht hatten, mehr in ihrem Chi zu halten, als möglich war, indem sie den Druck langsam anwachsen ließen. Aber fal s mein Chi überlief, konnte ich die überschüssige Energie einfach in meinem Kopf speichern.
    Dämonen konnten das auch, und ihre Vertrauten.

    Ceri und ich waren die Einzigen auf dieser Seite der Linien, die Kraftlinienenergie speichern konnten. Dass wir mit diesem Wissen AI überlebt hatten, hatte der Dämon nicht beabsichtigt. Ceri hatte mir die Grundlagen beigebracht, aber AI war derjenige, der meine Toleranz bis ans Äußerste getrieben und damit das Können zu meiner zweiten Natur gemacht hatte - durch unendliche Qualen.
    »Ahm,

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