Band 5 - Blutlied
Rachel?«, sagte Jenks, und ein grünliches Funkeln sank von ihm herunter, um sich in der Spüle zu sammeln. »Es ist schlimmer als sonst.«
Meine gute Stimmung verflog, und ich runzelte die Stirn.
»Naja, ich versuche ja, es loszuwerden«, murrte ich und zog mein gezeichnetes Pentagramm heran.
Ich nahm einen Steintiegel, den ich in einem Kraftlinienladen in Mackinaw gekauft hatte, und stel te ihn auf den Platz ganz unten zwischen dem Pentagramm und dem darum gezogenen Kreis. Meine Finger berührten ihn noch, als ich »Adaequo« murmelte, um ihn zu setzen und seiner Gegenwart eine Bedeutung zu geben.
Ich fühlte ein leises Aufbranden von der Linie und zuckte.
Oh, es war einer von diesen Zaubern. Super.
Meine Nase kitzelte. Ich versteifte mich, und mir wurde klar, dass ich keine Taschentücher mit in den Kreis genommen hatte. »Oh, nein!« Jenks sah völ ig panisch aus, dann nieste ich. Als ich den Kopf wieder hob, lachte er. Ich suchte verzweifelt nach etwas, womit ich mir die Nase putzen konnte, und begnügte mich schließlich mit einem Stück kratziger Küchenrol e. Es gelang mir gerade noch, ein Riesenstück herunterzureißen und vor mein Gesicht zu halten, bevor der nächste Nieser kam. Dreck, ich musste diesen Zauber schnel zu Ende bringen.
Das großkotzige symbolische Messer, das ich auf dem Findley Market von einer gut gelaunten Frau gekauft hatte, landete mit den Worten me auctore in der Mitte, und eine Feder wurde mit der Stärke von lenio in das untere linke Dreieck des Sterns gesetzt. Meine Nase fing wieder an zu jucken, und schnel kontrol ierte ich mein Lehrbuch.
»Incundia«, sagte ich und hielt den Atem an, als ich Jenks'
Löwenzahn in das rechte Dreieck des Pentagramms legte.
Al es, was noch blieb, war die Kerze.
Die Kraft in mir war mit jedem Wort angewachsen. Mein Auge zuckte, als ich die geweihte Kerze vorsichtig in das oberste Dreieck des Sterns stel te und dabei inständig hoffte, dass sie nicht umfiel und Wachs auf meine Tafel tropfte, sodass ich den morgigen Tag damit verbringen müsste, sie mit Toluol zu reinigen.
Die Kerze würde nicht mit einem Namen gesetzt werden, bis ich sie anzündete. Ich griff mir das Bambusstäbchen und zündete es an der Duftkerze an.
Dann wischte ich die freie Hand an meiner Jeans ab, trat von einem Fuß auf den anderen und übertrug die Flamme zu der geweihten Kerze.
»Evulgo«, flüsterte ich und zuckte zusammen, als ein Energieschub aus der Linie kam. Dann riss ich die Augen auf.
Oh Gott, ich musste wieder niesen. Ich wol te gar nicht wissen, was es meinem Zauber antun würde, wenn er noch nicht beendet war.
Ich bewegte mich schnel , schnappte mir die Feder und ließ sie in den Tiegel fal en. Dann griff ich mir das Messer, und bevor ich über die scheußliche Symbolik nachdenken konnte, stach ich mich in den Daumen und presste drei Blutstropfen hervor. Ich hätte lieber einen meiner Fingersticks verwendet, aber Kraftlinienmagie beruhte auf Symbolik, und so machte es einen Unterschied.
Das Messer wanderte wieder an seinen vorgesehenen Platz, und ich schielte auf den Text, während ich meinen Finger in den Mund steckte, um nicht al es mit Blut zu verschmieren. »Non sum qualis eram«, sagte ich. An die Formel erinnerte ich mich auch von einem anderen Zauber.
Musste wohl eine al gemeine Beschwörungsformel sein.
Mein Drang zu Niesen verschwand, und ich zuckte überrascht zusammen, als der Tiegel plötzlich von Flammen umgeben war. Es ertönte ein Zischen, begleitet von einem Ziehen in mir. Die fröhlichen rot-orangefarbenen Flammen blitzten in einem seltsamen Gold- und Schwarzton auf, der meiner beschädigten Aura entsprach - und verschwanden.
Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich von dem rußverschmierten Tiegel zu Jenks, der über der Spüle schwebte. In der Schüssel war nichts mehr außer Asche, die nach verbrannten Pflanzen roch.
»Sol te das passieren?«, fragte er.
Als ob ich das wüsste! »Ahm, ja«, sagte ich und tat so, als würde ich den Text lesen. »Schau, ich niese nicht mehr.«
Ich atmete vorsichtig durch die Nase ein. Meine Schultern entspannten sich, und ich lächelte. Ich liebte es, etwas Neues zu lernen.
»Gut«, grummelte Jenks und flog dicht vor meinen Schutzkreis, den ich immer noch aufrechterhielt. »Weil ich meine Katze nicht abschaffen werde.«
Mit einem kurzen Gedanken brach ich die Verbindung zur Linie. Der Schutzkreis verschwand, und Jenks flog zu mir, um neben dem Tiegel zu landen. Sein kleines Gesicht verzog
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