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Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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anflehen, zu bleiben. Du fängst an zu klingen wie Trent.«
    Jenks' Flügelschlag setzte aus und er fiel fast zu Boden.
    Ceri verbarg ein Lächeln, und auch ich war amüsiert. Der Pixie verzog das Gesicht und entspannte sich dann wieder.
    Offensichtlich verwirrt ließ er sich auf die Ecke der Kommode sinken. Mit großem Getue steckte er sein Schwert weg. Ich bezweifelte stark, dass es die Haut des Gargoyles durchdrungen hätte, aber wahrscheinlich wusste es jeder im Raum zu schätzen.
    »Ich habe keinen Fragebogen«, gab Jenks peinlich berührt zu. »Wir können es mündlich machen.«
    Der Gargoyle nickte. Ich trat einen Schritt zurück und setzte mich dann neben Ceri, die zur Seite rutschte, um mir Platz zu machen. Ohne meine Kugel war es jetzt dunkler, und im Hintergrund rol te der Donner.
    »Name?«, stieß Jenks hervor. »Und der Grund, warum der vorherige Wohnort verlassen wurde?«
    »Mein Name ist Bis«, sagte der Gargoyle, »und ich wurde von der Basilika vertrieben, weil ich die Leute angespuckt habe, die hineingingen. Der blöde Schleimer Glissando glaubt, er kann Engelsstaub von Dreck unterscheiden und hat mich verpetzt.«
    »Tinks Titten, wirklich?«, fragte Jenks bewundernd. »Wie weit kannst du spucken?«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Sein Name war Bis? Was für ein Name war das denn?
    Bis plusterte sich stolz auf. »Wenn wir Regen hatten, kann ich auf einen Block Entfernung ein Stoppschild treffen.«
    »Heilige Scheiße!« Jenks hob ab, und als er wieder landete, war es näher bei Bis. »Glaubst du, du kannst vom Kirchendach aus diese gruselige Engelsstatue treffen?«
    Bis wurde silbrig weiß, bis er fast so hel war wie das Fel an seinen Ohren und seinem Schwanz, und goldene Flecken erschienen in seinen roten Augen. »Schnel er, als du Krötenscheiße auf einen Kolibri werfen kannst, der dir deinen Nektar klaut.«
    »Auf keinen fairyverschissenen Fal !«
    »Wohl.« Bis legte die Flügel wieder an. Das Geräusch war beruhigend und meine Schultern entspannten sich.
    Anscheinend hatte Jenks einen Freund gefunden. Es war so süss, dass ich hätte kotzen können. Abgesehen davon natürlich, dass er wirklich einen brauchte.
    »Bis, es ist schön, dich kennenzulernen«, sagte ich, streckte die Hand aus und zögerte dann. Er war nur dreißig Zentimeter hoch, ungefähr halb so groß wie die meisten Gargoyles, die ich von der Straße aus bisher gesehen hatte.
    Seine Hand war zu klein, um sie angenehm schütteln zu können, selbst wenn ich diese raubtierartigen Klauen riskieren wol te, aber ich würde darauf wetten, dass er zu schwer war, um auf meinem Handgelenk zu landen, was eine richtige Pixiebegrüßung gewesen wäre.
    Mit einem erstaunlich leisen Rauschen erhob sich Bis in schwankenden Flug. Jenks schoss überrascht in die Luft, und ich erstarrte, als der Gargoyle auf meinem Handgelenk landete. Er war wieder schwarz geworden und seine riesigen Ohren waren unterwürfig angelegt, wie die eines Welpen.
    Und als seine glatte Haut mich berührte, konnte ich plötzlich jede einzelne Kraftlinie in der gesamten Stadt spüren.
    Schockiert starrte ich ins Leere. Ich konnte sie fühlen. Sie glühten sanft in meiner Wahrnehmung, wie eine freigelegte Möglichkeit. Ich konnte sehen, welche gesund waren und welche nicht. Und sie sangen, wie das tiefe Trommeln der Erde.
    »Heilige Scheiße!«, keuchte ich und legte mir dann erschrocken die Hand auf den Mund. »Ceri«, stammelte ich und drehte mich zu ihr um. »Die Linien. .«
    Sie lächelte. Verdammt, sie hatte es gewusst.
    Die goldenen Flecken in Bis' Augen drehten sich langsam und hypnotisierten mich. »Darf ich bleiben, Mistress Hexe?«, fragte er. »Wenn Jenks mir erlaubt, Miete zu zahlen?«
    Er war leichter, als ich erwartet hätte, fast, als wäre er nicht da. »Du kannst Kraftlinien anzapfen«, sagte ich, immer noch angenehm überrascht. Mein Gott, die Linien vibrierten in unterschiedlichen Schwingungen, wie Glocken, die verschiedene Töne hatten. Die der Universität war schwer und tief, und die im Garten war ein klares Klingeln. Vom Eden Park fühlte ich ein disharmonisches Klirren, welches die Kraftlinie sein musste, über die irgendein Idiot den Teich gebaut hatte, was sie schwach machte und fast getötet hätte.
    Bis schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich kann sie fühlen. Sie fließen durch die Welt wie Blut und sickern an die Oberfläche wie aus einer nicht verheilten Wunde.«
    Ich holte Luft, und erst jetzt fiel mir auf, dass ich den Atem angehalten hatte.

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