Band 6 - Blutnacht
mich an die nächste Wand schleudern. Besser höflich sein.
»Ich bin Betty«, erklärte sie, als sie einen Schritt zurück-und dabei nochmal ihren Hund trat. Er schlitterte seitwärts und parkte seinen kleinen kläffenden Arsch im Durchgang zum Esszimmer. »Kommen Sie rein.«
David bedeutete mir, vorzugehen, also trat ich mit einem Blick auf den stil en Hund, der mich glücklich anstarrte, ein.
Bettys Rock wehte, als sie ein schnurloses Telefon auf den Tisch neben der Tür legte, zwischen eine riesige Schüssel mit Bonbons und einen Tel er mit zuckergussüberzogenen Keksen. Orangefarbene Kürbisse und schwarze Katzen.
Meine Güte, sie bäckt auch.
»Ich habe gehört, Sie haben einen Wasserschaden?«, soufflierte David, während die Tür sich schloss.
Ein Schaudern überlief mich, als sie mit einem Klicken ins Schloss fiel. Al es war sauber und hel , erleuchtet von einem großen Fenster. Der Flur war geräumig und die Frau war offensichtlich wohlhabend. Die Tatsache, dass ihr Ehemann gerade an einem Herzinfarkt gestorben war, war nirgendwo an ihr oder dem Haus abzulesen. Nichts.
Mit klappernden Absätzen ging die Frau den Flur entlang.
»Im Kel er«, sagte sie über die Schulter. »Hier entlang. Ich muss sagen, es ist überraschend, dass sie an Hal oween arbeiten.«
Ihr Tonfal war leicht säuerlich, und ich ging davon aus, dass Betty den heutigen Tag nur angeboten hatte, weil sie dachte, dass wir an Hal oween nicht arbeiten würden.
Niemand anderes tat es.
David räusperte sich. »Wir bearbeiten Schadensmeldungen gerne so schnel wie möglich. Damit Sie wieder zu Ihrem normalen Leben zurückkehren können.«
Und wir Sie bei einer Lüge ertappen, fügte ich in Gedanken hinzu, während ich die Innenausstattung musterte. Es war al es eckig und in Primärfarben, die mir ein unbehagliches Gefühl vermittelten. Und es roch nach hartgekochten Eiern.
Auf einem langen Tisch stand ein großer Strauß aus I ilien und schwarzen Rosen. Okay, irgendwem war es nahegegangen.
Das scharfe Geräusch von Kral en in der Nähe meines Knöchels ließ mich nach unten schauen, und der kleine I lund hechelte glücklich zu mir auf, als wäre ich seine beste Freundin. »Geh weg«, murmelte ich und zeigte mit meinem Fuß. Er kläffte spielerisch und tanzte um meine Zehen herum.
Betty hielt an einer unverzierten weißen Tür an und drehte sich mit gerunzelter Stirn zu ihm um. »Spars dir, Sampson«, sagte sie rau, und der fröhliche kleine Hund setzte sich zu meinen Füßen. Sein fahnenartiger Schwanz glitt wie wild auf dem Fliesenboden hin und her.
Mit einem letzten finsteren Blick öffnete sie die Tür, machte das Licht an und ging nach unten. Ich schaute David an und er bedeutete mir, zuerst zu gehen. Ich schüttelte den Kopf, weil mir die rohen Betonstufen und rauen Wände nach der offenen Weißheit der Erdgeschoßräume nicht gefielen. Mit einem Seufzen folgte er ihr als Erster.
Betty plapperte irgendetwas. Ich holte Luft, um mich zu beruhigen. Ich wol te da nicht runter, aber dafür waren wir hier. Mit einem Stirnrunzeln schaute ich Sampson an.
»Ist da unten al es in Ordnung, Sportsfreund?«, fragte ich ihn. Er stand auf und sein gesamtes Hinterteil wackelte, als er die Aufmerksamkeit in sich aufsog.
»Dämlicher Hund«, murmelte ich, als ich auf die erste Stufe trat. Aber viel eicht nicht so dämlich, da er oben an der Treppe im Sonnenlicht stehen blieb, während ich der Witwe Betty in die nur elektrisch erhel te Dunkelheit folgte. Nach zwei Schritten öffnete ich meine Tasche und kontrol ierte das Tödliche-Zauber-Amulett. Nichts. Aber der Schwermagie-Zauber glühte hel genug, um als Leselampe zu dienen.
»Ich weiß nicht, wie lange die Wand schon leckt«, erklang Bettys Stimme, als sie den Fuß der Treppe erreichte und eine zweite Tür öffnete. Das war ungewöhnlich, aber viel eicht hatten sie aus Wiederverkaufsgründen eine Vamp-Tür.
»Ich komme nur hier runter, wenn ich etwas verstauen muss«, erklärte sie, als sie das Licht anschaltete. Der Geruch von Teppichreiniger waberte zu mir hoch. »Ich habe vor ein paar Wochen entdeckt, dass es nass war, habe den Teppich mal gereinigt und es dann wieder vergessen. Aber Anfang der Woche hat sich der Riss in der Wand geöffnet und es wurde um einiges schlimmer.«
David trat in den Kel er, und nach einem schnel en Amulett-Check ging ich bis zum Ende der Treppe. Ich war noch nicht bereit, diese Frau zwischen mich und die Tür kommen zu lassen. Sie war wirklich massiv,
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