Band 6 - Blutnacht
dass ich auf meinen Carport zuhielt, fuhr Trent sein Fenster herunter und rief: »Ich fahre dich raus, Morgan.«
»Ich nehme mein Auto«, widersprach ich, ohne langsamer zu werden. »Ich werde nicht auf deinem Grundstück stranden ohne eine Möglichkeit, nach Hause zu kommen.«
»Wie du wil st«, sagte er trocken und fuhr das Fenster wieder hoch. Die Warnblinkanlage ging aus und er wartete auf mich.
Ich schaute zu Ivy, die jetzt neben Jenks' Kürbis stand.
Irgendwann zwischen dem Moment, als ich die Tür geöffnet hatte, um Trent davor zu finden, und meinem Weg zum Auto war er ausgegangen. Sie sah nicht glücklich aus, aber ich ja auch nicht. »Ich hoffe, es geht ihr gut«, sagte ich, als ich die Fahrertür öffnete.
»Ich mache mir mehr Sorgen um uns, Rache«, meinte Jenks.
Ich stieg ein und schlug die Tür zu. »Tom ist ein Weichei. Er wird AI nicht rufen.«
Jenks' Flügel kühlten meinen Nacken. »Und wenn jemand anders es tut?«
Ich startete das Auto und das Rumpeln des Motors gab mir ein Gefühl der Sicherheit. »Danke, Jenks. Das habe ich wirklich gebraucht.«
20
Die lange Straße, die von der Interstate aus zu Trents Anwesen mit Büro führte, war vol . Die zweispurige Straße wand sich in unvorhersehbaren Kurven durch einen weitläufigen, künstlich angelegten alten Wald. Dass ich einmal hier drin um mein Leben gelaufen war, verfolgt von Hunden und Reitern, hatte mir den Wald ein wenig madig gemacht.
Die Fahrt hier raus war schnel und ruhig verlaufen, sobald wir einmal die Stadt hinter uns gelassen hatten. Jenks hatte nachdenklich geschwiegen, nachdem ich vorgeschlagen hatte, dass er tatsächlich am Pförtnerhäuschen bleiben und mich dann drinnen treffen sol te, fal s es ihm gelingen sol te, die Wachen zu umgehen. Das war gerade mal vor fünf Minuten gewesen, und ich vermisste den Pixie jetzt schon.
Besorgt schaute ich zu meiner Tasche auf dem Sitz neben mir. Ich würde sie offen lassen, damit er sich darin verstecken konnte, wenn er auftauchen sol te. Es wäre dämlich, nicht davon auszugehen, dass Trent mit einem solchen Versuch von Jenks rechnete, aber das wäre ein Weg, um Trent zu beweisen, wie dumm es war, Pixies als Sicherheitsexperten abzulehnen. Wenn Quen wirklich starb, würde er sich etwas einfal en lassen müssen.
Quen stirbt wirklich?, dachte ich und fühlte mich schuldig, weil ich Trent gestern nicht ernst genommen hatte. Und warum denkt er, das wäre mein Fehler?
Mein Blick fiel auf den Tacho und ich nahm den Fuß vom Gas, um nicht auf Trent aufzufahren. Als der mehrstöckige, ausladende Gebäudekomplex aus Büros und Forschungslabors ins Blickfeld kam, verlangsamte ich die Fahrt überrascht zu einem bloßen Kriechen.
Der Besucherparkplatz war zum Bersten vol , die Autos standen sogar noch auf dem Rasen. An einer Seite parkten mehrere weiße Schulbusse, die überhaupt nicht zu den Reihen teurer Autos passen wol ten, und daneben stand noch etwas, das klar erkenntlich der Tour-Bus einer Band war.
Ich schaute angewidert auf Trents Hinterkopf im Auto vor mir. Quen starb und er schmiss eine Party?
Ich wurde noch langsamer und kurbelte das Fenster runter, sodass ich im Wind die Gespräche hören konnte, wobei ich hoffte, Jenks würde hereingeschossen kommen. Überal waren verkleidete, aufgeregte Leute, die noch ein wenig durch die Gegend schlenderten, bevor sie auf den aufwändig gestalteten Haupteingang zuhielten. Trents Bremslichter leuchteten auf und ein Adrenalinstoß sorgte dafür, dass ich noch rechtzeitig auf meine eigenen Bremsen trat und nicht in ihn reinfuhr. Ich war kurz vorm Schreien, bis ich einen neunzig Zentimeter hohen Geist sah, der zwischen zwei Autos hervorschoss, verfolgt von einer gehetzt aussehenden Frau mit einem Klemmbrett in der Hand.
Es war Trents jährliches Hal oween-Spektakel, dazu gedacht, dass die obszön Reichen die vom Glück weniger Begünstigten treffen konnten. Hier wurden Herzen gerührt und genauso sehr eine politische Aussage gemacht, wie Leuten tatsächlich geholfen. Ich hasste Wahljahre.
Ich umklammerte den Schalthebel fester und kroch vorwärts, während ich gleichzeitig Ausschau hielt nach Leuten und einem Parkplatz. Ich konnte nicht glauben, dass es keine Einweiser gab, aber anscheinend bestand ein Teil des Spaßes darin, so zu tun, als wäre man ein normaler Mensch.
Trents Arm kam aus dem Fenster und zeigte auf einen Liefereingang. Das war eine fantastische Idee. Ich bog hinter ihm links ab und ignorierte das Betreten verb
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