Band 6 - Blutnacht
nach den Kopf anschlug. »Du kleine Hure! Du stinkende, arschige kleine Hure! Komm hierher. Komm hierher, wo ich dich erreichen kann!«
Ich kämpfte darum, an nichts Bestimmtes zu denken, während ich vor dem Geräusch zurückwich, das mir verriet, dass er gegen die Gitterstäbe knal te und seine Hand nach mir tastete. Jede meiner Bewegungen schien erst einen Moment nach meinem gedanklichen Befehl zu passieren.
Meine Neuronen funktionierten nicht in der Geschwindigkeit, die sie haben sol ten.
»Wie bist du an der Statue vorbeigekommen?!«, wütete AI, und sein Gebrül brachte meine Ohren zum Klingen. »Das ist unmöglich!«
»Was stimmt nicht mit mir?«, keuchte ich, und Trent gab ein hässliches Geräusch von sich und versuchte, meine Finger von seinem Arm zu lösen.
»Du wirst beschworen, du kleines Flittchen«, schleuderte AI mir entgegen. »Du hast meinen Beschwörungsnamen.
Und er wird benutzt. Wie hast du meinen Namen gekriegt?
Du warst den ganzen Tag bewusstlos!«
Ich fühlte mich, als wäre mein gesamter Bauch verschwunden und ich nur eine leere Hül e. Und dann wurde mein Gesicht eiskalt. »Das kann nicht passieren. Minias hat gesagt, es könne nicht passieren. Ich bin kein Dämon. Bei mir sol te es nicht funktionieren! Ich bin kein Dämon!«
»Anscheinend«, sagte AI und rannte im Rhythmus seiner Worte gegen die Gitter an, »bist du so nah dran, dass es keinen Unterschied machfl.« Es erklang noch ein Grunzen, dann schrie er. »Hol mich doch jemand hier raus!«
Ich krümmte mich vor Schmerzen und meine Haare ergossen sich über meine Knie. Oh Gott, es würde mich umbringen. Ich fühlte mich, als würde ich in zwei Teile gespalten. Kein Wunder, dass Dämonen so sauer waren, wenn sie beschworen wurden.
»Rachel«, sagte Trent. Eine Hand lag an meinem Rücken und er lehnte sich über mich, während ich um Luft rang.
»Versprich mir, dass du meine Leute ganz machst. Versprich mir, dass du die Probe verwenden wirst! Ich sterbe zufrieden, wenn du mir versprichst, dass du die Probe benutzen wirst!«
Probe? Ich habe die Probe nicht. Ich hob den Kopf, ohne ihn zu sehen, und verfiel dann in Zuckungen, als meine Aura sich in mein Innerstes zurückzuziehen schien und mein Fleisch mitnahm. Höl enqualen schössen durch meinen Kopf und mit einem Wimmern gab ich den Kampf auf. Ich wol te doch hier weg, oder?
Das machte einen Riesenunterschied.
Der Schmerz verschwand. Ein zielgerichteter silberner Faden fuhr durch mich, und bevor ich mich über die wunderbare Abwesenheit der Qual wundern konnte, war ich wieder ganz. Meine Lunge versuchte zu atmen, aber es gelang ihr noch nicht ganz. Ich lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Oder zumindest würde ich das, sobald meine Aura damit fertig war, sich nach draußen zu ergießen und wieder die Idee von Fleisch um meine Seele aufzubauen.
Ich keuchte, als meine Lunge sich materialisierte, und dann starrte ich das hel e Sperrholz vor meinem Gesicht an. Ich konnte sehen. Und es roch nach. . Bleiche?
Im Hintergrund hörte ich das sanfte Murmeln einer Anrufung, und der Geruch von Asche und Kerzen vermischte sich mit dem verbrannten Bernstein, nach dem ich stank. Ich schaute auf die Hand vor meinem Gesicht und sah das hel e Leuchten meiner Aura. Ich konnte sie sehen. Das sol te ich nicht können.
Ich holte nochmal Luft und das goldene Leuchten verschwand. Die Anrufung wurde zu einem kol ektiven Luftholen. Ich war im Kel er von irgendwem. Ich war mit Als Namen durch die Linien beschworen worden. Das war unmöglich. Das war so falsch. Verwirrt schaute ich an meinen verklebten Locken vorbei nach oben und erblickte eine Ansammlung von Leuten in schwarzen Roben, die sicher auf der anderen Seite einer glutheißen Wand aus Jenseits standen.
»Lord Dämon«, verkündete eine junge, männliche Stimme, und ich riss den Kopf hoch, als ich sie erkannte. »Geht es Euch. . gut?«
29
»Du!«, schrie ich, und meine Verwirrung verschwand, als ich das junge, glattrasierte Gesicht des I.S.-Beamten sah, der vor dem langen Konferenztisch in Bettys Kel er stand.
Wütend riss ich mich zusammen und stand auf, al erdings ein wenig gekrümmt, bis ich mir sicher war, dass ich nicht gegen das grünliche Jenseits über meinem Kopf stoßen würde. Ich war auf dieser niedrigen Bühne, in der Mitte eines großen Schutzkreises, der den Innenraum eines riesigen Pentagramms fül te. Grünlich-weiße Kerzen markierten die Spitzen, die nebelig wirkten, als existierten sie gleichzeitig hier
Weitere Kostenlose Bücher