Band 6 - Blutnacht
ihm bemerkte, und ich bekam noch mehr Angst. Seine Augen huschten zu der Frau mit dem Wahrsagespiegel und Dali zog die Augenbrauen hoch.
Der ältere Dämon presste die Lippen aufeinander und bedeutete ihr, zu gehen. Sie stand stil auf, legte angewidert den Spiegel auf den Tisch und verschwand mit einem Ploppen, das in dem Wind über dem Wasser unterging.
»Das sol te besser etwas Tol es sein«, grummelte Dali. »Ich miete sie pro Stunde.«
AI schluckte und ich hätte schwören können, dass ich einen Hauch von Schweiß an ihm roch. »Diese Hexe kann beschworen werden«, sagte er leise, einen Arm vor sich und einen hinter sich. »Sie kann durch die Linien beschworen werden, über ein Passwort.« Dali keuchte leise, und AI fügte mit lauterer Stimme hinzu: »Ich weiß das, weil sie mein Passwort gestohlen hat und statt meiner beschworen wurde.«
Dali lehnte sich vor. »So ist sie entkommen.« Er drehte sich zu mir. »Du hast Als Beschwörungsnamen gestohlen?
Freiwil ig?«, fragte er. Ich öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass ich es getan hatte, damit AI mich und meine Familie in Ruhe ließ, aber Dali hatte sich schon wieder AI zugewendet. »Sie wurde herausbeschworen? Wie bist du dann rausgekommen?«
»Sie hat mich ihrerseits beschworen«, sagte AI, und seine Stimme wurde tiefer. »Das sage ich doch, alter Mann. Sie hat ihr Passwort tief genug in unser System geschleust, um es in Beschwörungen nutzbar zu machen. Sie kann Dämonenmagie entzünden. Sie hat aus Versehen ihren Freund zu ihrem Vertrauten gemacht.«
»Exfreund«, murmelte ich, aber keiner der beiden hörte zu.
»Also, wirst du mir jetzt eine Schaufel geben, damit ich mich aus dem Loch rausgraben kann, oder wirst du mich an die Oberfläche verbannen und diese winzige Chance gegen die Wand aus Elfenscheiße werfen und zuschauen, wie sie zerbricht? Keiner von euch hat die Finesse dafür. Newt, viel eicht, wenn sie nicht wahnsinnig wäre, aber das ist sie.
Und würdest du darauf vertrauen, dass Newt sie nicht tötet?
Ich nicht.«
Dali kniff die Augen zusammen. »Du glaubst. .«, meinte er.
»Ich weiß«, sagte AI, und mir wurde kalt bei dem, was er viel eicht gesagt hatte. Hastig sah ich zu Trent, der in seinem Beiboot zuhörte. Verdammt, Ceri sagte, ich wäre kein Dämon, aber das. . sah wirklich übel aus.
»Sie ist meine Studentin«, sagte AI laut. »Ich habe den Handel bereits geschlossen; sie gehört mir. Aber ich wil , dass sie frei ist von Newts Mal, um. . Missverständnisse auszuschließen. Al es, was ich von dir wil , ist dich als Zeugen und einen sicheren Platz, um mit Newt zu verhandeln.«
Furcht ließ mich erstarren. Er wil den Handel jetzt ab schließen? Mit mir hier?
»Ahm, wartet mal, Jungs«, rief ich und wich zurück, bis AI mir einen vernichtenden Blick zuwarf. »Wir reden hier über Newt, richtig? Auf keinen Fal . Auf keinen verdammten Fal !«
Der Dämon hinter dem Schreibtisch ignorierte mich, zögerte aber trotzdem. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände über dem bunten Blumenmuster seines Hemdes. Der Wind strich durch seine Haare und ich erinnerte mich plötzlich daran, wie ich letztes Jahr Edden gebeten hatte, mir einen Rettungsring zuzuwerfen, damit ich mich aus meinem persönlichen Dreckhaufen rausholen konnte. Verdammt, waren AI und ich uns so ähnlich?
Benutzten wir beide, was wir hatten, in dem Kampf darum, am Leben zu bleiben?
»Ruf sie«, sagte AI und zog eine Schnupftabakdose aus seiner Fracktasche. Ein Hauch von Brimstone stieg mir in die Nase, als er eine Prise nahm. »Newt erinnert sich kein Stück an Morgan, aber sie weiß, dass sie etwas vergessen hat. Sie wird mir das Mal der Hexe im Austausch gegen ihre Erinnerung geben, und wenn sie herausfindet, dass Minias ihr die Erinnerung genommen hat, aus Versehen oder nicht, wird sie ihn verdammt nochmal umbringen. Das lässt nur drei Mitwisser übrig.« Sein Lächeln wurde verschlagen. »Drei ist eine sehr stabile Zahl.«
»Was ist mit Trent?«, fragte ich, weil ich das Gefühl hatte, dass das hier komplizierter wurde, als ich je gedacht hätte.
»Der Handel war, ihn rauszuholen.«
»Geduld, Krätzihexi«, murmelte AI, während er Dali anlächelte und einen Arm um meine Schultern legte. Ich schob seine Hand weg und schaute zu Trent. Er musste wissen, dass das al es nur geschah, um ihn freizubekommen, und dass er nicht wirklich mein Vertrauter werden würde.
Aber in seinen Augen lag der reine Hass.
Der ältere Dämon rutschte in seinem Stuhl
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