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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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gezwungen, ein Kostüm anzuziehen, sich zu schminken und zu tanzen. Diese Frau war raffiniert und verdorben, und sie achtete teuflisch genau auf Details.
    »Diese Greta Gardner hat Mittel, Geld und ganz sicher eine Organisation im Rücken«, dachte ich laut nach. »Als ihr klar wurde, dass der Typ mit dem Ring tot war, ist sie zum Tagesgeschäft zurückgekehrt und hat in aller Ruhe und Kälte einen schönen Plan ausgeheckt, um uns fertigzumachen.«
    »Das war uns schon klar, Marco, darüber reden wir schon eine Weile«, entgegnete Max verdrossen.
    »Das Problem ist, sie ist uns zu sehr überlegen. Wenn wir bei ihrem Spiel mitmachen, sind wir zum Verlieren verurteilt.«
    »Und was willst du tun?«, fragte Rossini.
    »Wir müssen auf unsere Weise handeln.«
    »Soll heißen?«
    »Wir müssen uns aufteilen. Ich suche die Drogenräuber, ihr sucht Sylvie. Und Greta. Eine tot, eine lebendig. Anders kann es nicht ausgehen.«
    »Leichter gesagt als getan«, wandte der Dicke ein. »Das ganze Heer ist um diesen Tisch versammelt, mehr sind wir nicht.«
    »Wir haben die Fotos. Wir müssen irgendwo herumfragen, wo man sie kennen könnte.«
    »Belgrad«, schlug Beniamino vor.
    »Genau«, pflichtete ich ihm bei. »Du kennst jede Menge Leute in Schmugglerkreisen; falls sie seinerzeit Informanten waren, erinnert sich vielleicht irgendein korrupter Bulle an sie.«
    Max goss sich von dem schon kalten Kaffee ein, gab Zucker dazu und rührte lange und konzentriert um. »Ein vernünftiger Plan. Aber du, schaffst du es allein?«
    »Ich denke schon, allerdings glaube ich offen gestanden nicht, dass ich viel herausfinden werde. Und um gleich alles zu sagen, ich bin überzeugt, dass der Drogenraub unserer Greta scheißegal ist. Sie will nur zusehen, wie wir wie Hamster im Rad rennen.«
    Der alte Schmuggler wandte sich an Max. »Ich packe den Koffer, mache noch Geld flüssig und komme dich abholen.«
    Morena schüttelte den Kopf, als sie mich sah. Sie entschuldigte sich bei dem eleganten Mann, mit dem sie plauderte, und kam zu mir herüber.
    »Du wirst dir ja keine seltsamen Ideen in den Kopf gesetzt haben, was?«, fragte sie sehr leise. »Das war nur eine Nummer, um unser Geschäft zu besiegeln.«
    »Nicht mal, wenn ich fünfhundert Euro dabeihabe?«
    Mit einem Kopfnicken deutete sie auf den Mann, mit dem sie gesprochen hatte. »Er zahlt dasselbe und behandelt mich besser. Er ist sympathisch, und wenigstens habe ich mit ihm das eine oder andere Thema, über das wir reden können.«
    »Das bezweifle ich nicht. Ist auch egal, ich bin geschäftlich hier.«
    »Wegen der bekannten Sache, über die wir schon geredet haben?«
    »Ja.«
    »Dann vergiss es. Ich habe nicht die geringste Lust, mich in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Dann hör wenigstens zu. Du verdienst auch das Doppelte.«
    »Der da bietet mir ein ganzes Wochenende in einem Resort in der Toskana, in das man mit Geld allein überhaupt nicht reinkommt. Du hingegen machst nur Schwierigkeiten.«
    »Bring mich in Kontakt mit deinem schönen Bullen.«
    »Im Leben nicht.«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und stöckelte zu dem Typen zurück. Ich bestellte einen Spritz und beobachtete die Hure bei der Arbeit. Ihr neuer Kavalier wirkte durchaus nicht naiv. Im Gegenteil, er wusste genau, mit wem er es zu tun hatte. Und er war nicht einmal ein armer Trottel, der nichts Besseres findet als eine Hure, um sich ein Wochenende lang zu vergnügen. »Noch einer, dem gefährliche Schlampen gefallen«, urteilte ich eingedenk der Worte von Rossini.
    Aber so ganz stimmte das nicht. Einerseits konnte ich den Verführungen dieses Frauentyps nicht widerstehen, auch wenn sie mich jedes Mal in Schwierigkeiten brachten, andererseits sah mein Ideal ganz anders aus: Virna.
    Aber sie war gegangen, und ich hatte nichts getan, um sie daran zu hindern. Ich steckte mir eine Handvoll Erdnüsse in den Mund. Ich hatte große Lust, sie wiederzusehen, aber ich fürchtete auch, sie würde mich mit einer jener kleinen Ansprachen zurückweisen, in denen jedes Wort war wie ein Messerstich. Nein, ich würde sie nicht suchen. Ich war in dieser Zeit zu verletzbar, um Demütigungen zu riskieren.
    Morena und ihr Galan streiften die Mäntel über und gingen zum Ausgang. Als er an mir vorbeikam, bedachte er mich mit einem unverschämten Grinsen, das ich geflissentlich übersah.
    Am nächsten Morgen stand ich früh auf, um De Angelis bei seinem Lauf zu stellen. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, aber mir war die Vorstellung

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