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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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verbreiten. Und die Vereinigten Staaten würden sie gewähren lassen, gegen manches Entgegenkommen, darunter die Eröffnung der größten und teuersten Militärbasis seit Vietnam, Camp Bondsteel, deren Bau vom Pentagon bereits der Firma Halliburton zugeschustert wurde, mit Genehmigung von deren früherem geschäftsführendem Vorstand Dick Cheney. Strategisch gleich neben die transbalkanische Pipeline plaziert, über die das Öl vom Kaspischen Meer zur Adria geleitet wurde, sollte das Camp siebentausend Mann in mehr als dreihundert Gebäuden auf vierhundert Hektar beherbergen.
    Stojkovi ć wickelte Daten um Daten ab, zum Drogenraub hatte er noch nichts Relevantes gesagt. Dazu kam er erst, als er die Immobilieninteressen erläutert hatte, die mit der Vertreibung der serbischen Minderheit aus dem Kosovo einhergingen.
    »Sie müssen eins wissen: Die Struktur der kosovarischen Mafia ist sehr ähnlich der Ihrer ’Ndrangheta. Es gibt keine regelrechte Oberschicht, die Organisation ist horizontal angelegt, nach biologischen Familien. Darum kann es keine Kronzeugen geben. Niemand sagt gegen seinen Vater oder seine Brüder aus. Allerdings stehen die Familien oft untereinander im Konflikt. 2004 füllte das Zuchthaus von Padua sich mit Angehörigen eines der drei Clans, die die UCK kontrollieren, darunter Fatjion Bytyçi, der älteste Sohn eines Chefs aus Peja, der nach der Auslöschung einer rivalisierenden Familie zusammen mit seiner Braut verhaftet worden war. Um einen internen Krieg zu vermeiden und nicht international das Gesicht zu verlieren, wurde ein Gipfel einberufen mit dem Zweck, eine Einigung zu erzielen, und bei der Gelegenheit wurden die italienischen Behörden gebeten, die Kosovaren möglichst schnell freizulassen.«
    »Keine Drogen, alle unschuldig«, zitierte Max La Memoria eine damalige Zeitungsüberschrift.
    »Mehr oder weniger. Ein paar wenige haben kürzere Gefängnisstrafen kassiert …«
    »Aber der Sohn und seine Braut wurden nach Hause geschickt.«
    »Genau.«
    »Und was ist aus den geraubten Drogen geworden?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Damit wissen die Behörden immer etwas anzufangen.«
    Den Rest des Essens saßen wir schweigend ab. Stojkovi ć verzichtete auf ein Dessert, entschuldigte sich, dass er keine Zeit habe, um den Kaffee noch mit uns zu trinken, und verließ das Lokal, gefolgt von seinen beiden Gorillas.
    »Was zum Teufel soll Greta Gardner mit diesen Infos anfangen?«, platzte der Dicke heraus. »Kurz nach dem Raub hätten die vielleicht noch sinnvoll sein können, aber jetzt?«
    Ich drehte die Tasse in den Händen. »Ich hab’s schon gesagt: Ihr ist das völlig egal, aber sie zwingt uns, rumzuspringen wie die Hampelmänner.«
    Dann wandte ich mich an Beniamino. »Dir ist schon klar, dass sie dir das Boot mit Heroin füllen werden, ja?«
    »Ich bin zu allem bereit, um Sylvie nach Hause zu bringen.«
    Es gibt Momente, da lässt dir das Leben keine Wahl und zwingt dich, von deinen Prinzipien abzugehen. Diesmal traf es den alten Rossini. Ich hätte nie gedacht, dass ich das erleben würde.
    Er berührte mich am Arm. »Hast du damit Probleme, Marco?«
    »Viele, zu viele«, antwortete ich. »Aber egal, was du tust, ich bleibe immer dein Freund.«
    Achtundvierzig Stunden später tauchte einer von Stojkovi ć s Männern bei Beniamino zu Hause auf. Sein Boot sollte innerhalb einer Stunde ablegen. Die Witterungsbedingungen waren nicht ideal für die Überfahrt, aber die Ladung musste am nächsten Morgen in Kroatien eintreffen, um sofort weitertransportiert zu werden.
    Während Rossini es mit den hohen Wellen aufnahm, benutzte Greta Gardner wieder Sylvies Handy, um mich anzurufen.
    »Habt ihr den Job erledigt?«
    »Ja.«
    »Gut, dann ist die erste Schuld getilgt.«
    »Dann lass jetzt Sylvie frei.«
    »Nein, sie ist der Lohn für den zweiten Job«, erklärte sie. »Den, für den es keinen Preis gibt.«
    »Warum sie umbringen? Halte dich an uns.«
    »Das tue ich ja. Ihr müsst mit dem Wissen leben, dass sie noch lange tanzen und viele Männer befriedigen muss. Und dann wird sie sterben.«
    »Können wir uns nicht irgendwie einigen?«
    Greta Gardner lachte genüsslich. »Du findest wieder einen Umschlag im Briefkasten. Den letzten.«
    »Interessiert dich nicht, was wir herausgefunden haben?«
    »Ich weiß alles. Es ging mir ums Prinzip.«
    Sie legte auf, aber diesmal rannte ich nicht die Treppe hinunter, sondern nahm eine Stufe nach der anderen. Ich fühlte mich betäubt wie ein Boxer am Ende

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