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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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wirken, um das Misstrauen des Kosovaren zu zerstreuen. Mafiosi sind voller Misstrauen. Gleich morgens beim Aufstehen denken sie nach, wie sie ihren Nächsten übervorteilen können, und achten auf das geringste Anzeichen für Gefahr: Jede Niederlage würde einen gefährlichen Verlust an Ansehen im Inneren der Familie mit sich bringen. In diesem Sinne haben sie ein schwieriges Leben ohne die Möglichkeit, mal lockerzulassen: Die tatsächlichen Gefahren drohen eher von innerhalb als von äußeren Feinden. Vielleicht sagt eines Tages jemand ein falsches Wort am falschen Ort, oder die Geschäfte laufen nicht so, wie sie sollten. Das löst einen Mechanismus aus, der den Betreffenden auf ewig in die Niederungen der Organisation verbannt. Das kann zwar in jeder Firma passieren. Doch dort kann man kündigen, wenn man im passenden Alter ist, und das ist bei der Mafia nicht vorgesehen.
    Arben, der Kosovare, war von dieser Logik nicht ausgenommen, im Gegenteil, er fand sie großartig. Die Carabinieri hatten richtig geraten, er war ehrgeizig und wollte möglichst rasch innerhalb seiner Organisation aufsteigen. Sein Ziel – so ließen sich die diversen Abhörprotokolle interpretieren, die wir in der Kanzlei von Anwalt Criconia gelesen hatten – bestand darin, den Platz von Florian Tuda zu übernehmen, der in Padua das Kommando innehatte. Teils war ihm das schon gelungen, da Florian bei einer der Razzien gegen die Kokser in den besseren Kreisen der Stadt festgenommen worden war, doch da die Mafia-Bosse aus dem Knast heraus weiter regierten, musste Arben sich damit begnügen, genauso aufzutreten wie Tuda.
    Die Strategie der Kosovaren bestand darin, bestehende Organisationen zu übernehmen und aus den Kulissen heraus zu leiten. Hier in der Stadt machten sie das über die Kneipen der maghrebinischen Mafia, wie derjenigen, in der ich mich jetzt befand. Das war die erste Generation ausländischen Verbrechens in der Stadt gewesen, jetzt nur noch ein Trupp von Handlangern für die starken kosovarischen Kräfte, die bewaffnete Auseinandersetzungen nicht gern selbst führten, wenn es sich vermeiden ließ.
    Tags zuvor, unter den Arkaden der Via San Francesco, hatten wir Morched, dem Tunesier, Max’ zuverlässigem Haschdealer, ein Bündel Banknoten überreicht. Er hatte uns erklärt, dass Marokkaner und Algerier mit der Situation durchaus unzufrieden seien und mit dem riskanten Gedanken spielten, sich aufzulehnen. Einer der Gründe war die Politik der harten Hand, die Arben Alshabani praktizierte, indem er die Straßendealer wegen jeder Kleinigkeit von seinen Grobianen zusammenschlagen ließ.
    Dieser Kosovare entsprach vollkommen einem Typus von Mafioso, den wir vor allem während unserer Aufenthalte in den Gefängnissen des Vaterlandes gründlich hatten studieren können. Der vorhersehbarste Typ, denn er ist völlig stumpf, während er sich selbst aber für verflucht schlau hält. So welche wie ihn hatten wir immer gut handhaben können, und darum hatten wir auch diese Begegnung über Morched organisiert.
    »Wir wollen dich in eine bestimmte Sache mit einbeziehen«, hatte der Dicke zu ihm gesagt.
    Der Tunesier hatte uns misstrauisch betrachtet. Zwei dunkle Äuglein, die wachsam unter der riesigen Kapuze seines Parkas herausschauten. Der legitime Inhaber des Anoraks musste mindestens drei Größen mehr messen.
    »Entweder seid ihr wirklich ratlos, oder es steckt was anderes dahinter. Ich zähle nicht mehr viel. Anders als früher, als alle voller Respekt mit Morched sprachen …«
    Max hob die Hand. »Erspar uns die traurige Geschichte deiner Laufbahn. Wir suchen Kontakt zu Arben.«
    »Ihr wollt ihn bescheißen. Seine Leute werden mich schlachten.«
    »Nein. Wir wollen ihm ein Geschäft vorschlagen, und dir bringt das tausend Euro ein.«
    Morched rieb sich heftig die Hände. Er traute der Sache nicht, aber die Summe war verlockend. »Was soll ich tun?«
    »Du gehst zu ihm und sagst, einer, den du kennst und dem du vertraust …«
    »Also du?«
    Der Dicke zeigte auf mich.
    »Den kenne ich zu wenig. Eintausendzweihundert.«
    Beniamino machte eine wütende Bewegung, ihn nervte die Unterbrechung. »Du redest zu viel und hörst nicht genug zu.«
    »He, immer mit der Ruhe. Darf man nicht mal mehr verhandeln? Wirklich wahr, die guten alten Sitten zählen nicht mehr.«
    »In Ordnung, tausendzweihundert«, schaltete Max sich wieder ein. »Aber mein Freund hat recht. Jetzt hältst du den Mund.«
    Morched tat so, als verschließe er sich die

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