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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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zum Geschäft übergehen und Bitterli einen neuen Fonds aufs Auge drücken und damit seinem Plansoll wieder einen kleinen Schritt näher kommen.
    Aber Künzli konnte wirklich nerven, schlappe sieben Tonnen im Depot, dafür bestand er alle zwei, drei Monate auf einem persönlichen Gespräch, und das legte er dann gerne auf elf Uhr dreißig, als ob er mit diesem Bisschen auch nur den Hauch einer Chance hätte, zum Mittagessen eingeladen zu werden. Bei McDonald’s vielleicht, feixte Äbersold, aber das wollte er sich selbst natürlich nicht antun.
    Also gab es einen Kaffee, dann halt noch einen zweiten, wenn es unbedingt sein musste, dazu ein Schokolädli, aber natürlich nicht von Sprüngli, und beim zweiten Kaffee ließ man das weg. Und spätestens um elf Uhr fünfundfünfzig schaute Äbersold seufzend auf die Uhr und sagte: »Herr Künzli, ich nehme mir gerne noch mehr Zeit für Sie, aber jetzt habe ich dann gleich einen wichtigen internen Termin, Update über Anlagestrategien, wollen wir uns da vielleicht vertagen?«
    Aber vorher musste er sich immer diese fundamentalistischen Anfälle von Künzli anhören: »Dieser Bankpalast hier an der Bahnhofstrasse, das ist doch eigentlich von den Kundengeldern gebaut und finanziert, das ist Ihrer Bank doch nicht zugeflogen.«
    Äbersold hätte am liebsten gesagt: »Mit Ihren schlappen sieben Tonnen bezahlen Sie doch höchstens den Kaffee und die Heizung hier, und wenn ich Ihnen noch eine weitere halbe Stunde meiner kostbaren Zeit widme, dann machen wir eigentlich schon Verlust.« Aber stattdessen wiederholte er: »Da muss ich Ihnen wirklich klar widersprechen. Wie Sie ja wissen, geschäften wir ja auch auf eigenes Risiko, und mit den dabei erzielten Erträgen können wir Ihnen ein Ambiente bieten, das nicht nur unsere verwurzelte Tradition als klassisches Schweizer Bankhaus widerspiegelt, sondern auch ein angenehmes Gespräch in einer angenehmen Umgebung ermöglicht, lieber Herr Künzli, Sie möchten ja wohl auch nicht, dass wir uns in der Bahnhofstrasse auf eine Bank setzen, nicht wahr?«
    Aber Künzli war zu blöd, den Scherz zu verstehen, hoffnungslos: »Und Sie sind ja eigentlich nur daran interessiert, mir eine neue Anlage anzudrehen, damit sich Ihr Bonus entsprechend erhöht.«
    Und das ist hart verdientes Geld, dachte Äbersold, während er sagte: »Herr Künzli, muss ich da befürchten, dass Sie die wichtigste Grundlage unserer Geschäftsbeziehung in Frage stellen wollen, nämlich das Vertrauen zwischen Kunden und Berater, das darauf beruht, dass ich mich bemühe, mich nach bestem Wissen und Gewissen für den Werterhalt und die Wertvermehrung Ihres Depots einzusetzen? Falls das nämlich der Fall sein sollte, müssten wir uns wirklich überlegen, ob es noch eine sinnvolle Fortsetzung gibt, nachdem ich Ihnen in den vergangenen Jahren doch eine Performance von durchschnittlich«, Äbersold warf einen Blick auf seinen Bildschirm, »von durchschnittlich acht Prozent generierte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das mit Obligationen oder eigenen Anlagestrategien erreicht hätten, aber wenn Sie das wünschen …«
    Das wirkte eigentlich immer, und nur für einen Moment hing der unvollendete Satz im Raum, als Künzli sich schon in die Kurve legte, nicht so gemeint, habe halt nur mal darauf hinweisen wollen, sei ja durchaus zufrieden, könnte aber einfach etwas mehr sein, vielleicht.
    Reine Routine, dachte Äbersold, wird langsam langweilig: »Aber sicher, Herr Künzli, das verstehe ich sehr gut. Für ausgewählte Kunden kann ich da einen neuen, geschlossenen Fonds anbieten, geschlossen heißt nicht für jeden zugänglich, aber für einen treuen Kunden wie Sie kann ich da sicherlich etwas machen, Mindesteinlage eine Million, ich kann Ihnen natürlich keine Gewinnversprechen machen, wäre ja unseriös, aber so wie ich das sehe, können da durchaus zweistellige Erträge drinliegen.«
    Äbersold war dann doch etwas überrascht, als ihm Künzli überschwenglich für diese Möglichkeit dankte. Wie lange es wohl dauert, fragte sich Äbersold, bis der herauskriegt, was geschlossen wirklich bedeutet?
Einunddreißig
    Aber hallo, dachte Kuster, da ruft ja einer meiner Lieblingskunden an, Pete aus …, na, schwer zu sagen, New York, London, Virgin Islands, Pete schien überall zu Hause zu sein. Aber diesmal rief er aus Hongkong an, wie er gleich am Anfang des Gesprächs verkündete.
    »Großartig«, sagte Kuster aufgeräumt, »lassen Sie sich da ein paar Anzüge machen?«
    Eine

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