Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker
und es ist mir wurscht, ob dieses Gespräch aufgezeichnet wird, aus die Maus: »Jetzt hören Sie mal zu und lassen mich ausreden«, blaffte er in den Hörer, »wir müssen, wie schon erwähnt, dem deutschen Fiskus gar nichts sagen, aber wie der Sie rupfen würde, wenn wir eine freiwillige Selbstanzeige machen würden, nach der wir Anlass zur Vermutung hätten, dass es sich bei einer gewissen Anlage aus Berlin um dem Geldwäschergesetz unterstehende Mittel handelt, das wollen Sie doch auch nicht genau wissen, oder?«
Kuster genoss das tiefe Schweigen, das aus der Ohrmuschel quoll, da muss der arrogante Piefke erst mal drauf rumkauen, dachte er befriedigt. Aber der Piefke erholte sich wieder: »Ja ist denn das zu fassen, das grenzt ja an Erpressung, das ist ja ungeheuerlich, das lasse ich mir nicht bieten, dagegen werde ich sofort Maßnahmen ergreifen …«
Mitten in das Gezeter hinein sagte Kuster: »Ach ja, und welche? Wollen Sie Ihre Anlage nach Liechtenstein oder am besten gleich nach Deutschland überweisen? Oder vielleicht in einer Briefkastenfirma auf den Bahamas versenken? Schönen Tach auch«, triumphierte Kuster und genoss, wie er das ch von Tach sauber hingekriegt hatte, der kommt mir nicht so schnell wieder so frech. Endlich einmal eine Prognose eines Bankers, die zutraf.
Siebenunddreißig
Ob sich wohl jemals ein Kunde überlegt, wie ein Investmentbanker einen Bonus von hundert Millionen verdienen kann, sinnierte Äbersold, nachdem er Doktor Mangold, auf den Titel legte der Mann furchtbar wert, routiniert eine Umschichtung der gesamten Anlagen aufs Auge gedrückt hatte. »Wasser, Gold, das sind in Zeiten wie jetzt die richtigen Werte, Herr Dr. Mangold, Ihnen als Akademiker muss ich ja nicht erklären, welche Bedeutung Gold in der gesamten Geschichte der Menschheit hatte oder was für eine Wasserknappheit auf uns zukommt. Aber früher gab es nicht die Finanzinstrumente, die wir heute haben, damit minimieren wir das Risiko und maximieren die Ertragsmöglichkeiten.« Vor allem unsere, hatte Äbersold vergnügt gedacht, als Mangold seinen geschweiften Dokter auf die Vollmacht gemalt hatte.
Aber das sind ja nur Peanuts, führte Äbersold seinen Gedankengang weiter, an dem verdienen wir damit höchsten eine schlappe halbe Tonne. Nicht schlecht für fünfzehn Minuten Gequatsche, aber immer noch nichts im Vergleich zu einem Investmentbanker, der es mit der bloßen Masse macht. Der besorgt sich mal schnell zweihundert, dreihundert Millionen, die kriegt er bei den heutigen Zinsen ja fast geschenkt, damit pusht er den Kurs irgendeiner kleinen Klitsche, die angeblich ein großes Ding im Bereich Biopharmazeutika vorhat, wartet ab, bis ein paar verzweifelte Hedgefonds, denen überall die Felle davonschwimmen, auf den fahrenden Zug springen, verdient sich an der Kurssteigerung dumm und dämlich, stellt dann auf short um und verdient sich am Abschwung der Aktie noch mal dumm und dämlich, denn seine Kommission hat ja nichts mit realen Werten, sondern nur mit dem von ihm generierten Umsatz zu tun, und wenn ihm irgendein Controller in seiner Bank blöd kommt, dann lässt er sich für einen garantierten Fünfjahresbonus, up front selbstverständlich, von der Konkurrenz abwerben, und wenn er den Kanal immer noch nicht voll genug hat, dann macht er es einfach noch ein paarmal.
Wenn er dann die ganz großen Räder mit entsprechendem Leverage dreht, dann steigt seine Kommission bis in die Stratosphäre. Und dann landet er entweder in der Karibik und schippert mit seiner Superyacht gemütlich von einer Party zur nächsten, oder er landet im Knast.
Das eine ist für ihn persönlich angenehm, das andere weniger, führte Äbersold seine Überlegung fort, während er seine Golftasche aus dem Schrank holte, denn das hatte er sich nach dem kleinen Gespräch mit Doktor Mangold verdient. Aber da Geld ja bekanntlich nicht im Internet oder in einem Reagenzglas gedruckt wird, genauso wenig, wie es in Brennöfen verschwindet, der Investmentbanker mit seiner Tätigkeit keinen einzigen Penny an neuem Wert geschaffen hat, hat er die fünfzig oder hundert Millionen, die er einsackte, einfach geklaut. Von den Kollateralschäden einmal ganz abgesehen, die seine wilden Spekulationen ausgelöst haben.
Sollte man mal mathematisch ausrechnen, grinste Äbersold, wie viel Schaden durchschnittlich ein Investmentbanker insgesamt mit jeder Million anrichtet, die er kassiert. Dürfte sich locker um einen Faktor zehn oder fünfzig handeln, je nachdem,
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