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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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zurückkommen willst, sagte er,
kommst du einfach zurück, du kaufst einen Fahrschein und steigst in den Zug,
und es gelang ihm, mich damit zu trösten, in diesem Augenblick jedenfalls, in
dem mein Zug schon bereitstand, weil er ausgerechnet heute zur angegebenen
Zeit fahren musste, als wolle man mir dieses letzte Mal keinen Aufschub gönnen.
Ich strengte mich an, nicht zu weinen, auch wenn ich nicht wusste, über was ich
gerade weinen wollte, ob es mein Abschied von Rom war, das ich wie meine
Mutter jetzt auch mein verlorenes Rom nennen konnte, von seinen
Splitterfassaden und Sibyllen, seinen Münzen im Wasser der Brunnen, von seinem
süßen Geruch, der von den Kammern und Gräbern, den Mauern der Kirchen und
herrenlosen Katzen kam, von seinen unzähligen Faltenwürfen, Fratzen und
Säulen, die nur noch Reste stützten, überhaupt von seinen Steinen, die im Sommer
die Hitze des Tages sammelten und in der Nacht freiließen. War es mein
Abschied von Karl, von seiner Art, durch den Schaum der Strände zu spazieren,
um seinen Bruder zu suchen, die nackten Füße über die Brüstung zu hängen und
die Antennen auf den Dächern mit der Kamera abzutasten, von seinen Händen, wenn
er sich die Haare aus dem Gesicht strich, dort wo sich die Haut in tausend winzige
Wellen legte, von seiner Brille, deren schmutzige Gläser ihm nie etwas
ausmachten, vielleicht weil er sie zum Sehen gar nicht brauchte. Oder war es,
weil mich gerade die Angst überfiel, wir würden nie mehr zu dritt über herbstnackte
Felder laufen.
    In Kirchblüt hatten die Platanen
schon vor Wochen ihre Blätter verloren. Der Wind hatte sie übers Pflaster getragen,
sie waren vom Regen durchtränkt und klebten als gelbe Tupfer auf den Steinen.
Ich hatte in Heidelberg den Bus genommen, war hinter dem großen Platz
ausgestiegen und nach Hause gelaufen, hatte niemanden getroffen und glaubte,
von niemandem gesehen worden zu sein, obwohl es das in Kirchblüt gar nicht
geben konnte. Meiner Mutter hatte ich nicht geschrieben, wann ich ankommen
würde, ich hatte allein bleiben und mich bis zum letzten Augenblick still von
Rom verabschieden wollen, mit jedem Kilometer und jeder Stunde, in der mich
der Zug weiter weggetragen hatte. Sie sollte nicht auf mich warten und
aufspringen, sobald ich das Tor beiseiterollte, ich wollte das Haus allein
betreten, allein in der Küche sitzen und in den Hof schauen, ein Glas Wasser
aus dem Hahn trinken und auf mein Zimmer gehen. Ich schloss die Tür auf, warf
meinen Rucksack vor den großen Spiegel in der Diele, zog meinen Mantel aus und
schaute ins Wohnzimmer. Die hohen Regale mit den Büchern waren verschwunden,
die freie Wand hatte eine neue, hellrote Farbe, heller als Sessel und Sofa. Ich
streifte meine Stiefel ab, stieg die Treppe hoch, legte mich auf mein altes
Bett und schlief ein, kurz nachdem es vom großen Platz drei Uhr geschlagen
hatte, mit dem Gedanken an Évi, die nach der Mittagszeit im Fotoladen das
Glöckchen wieder einhängen und die Lichter in der Auslage bald einschalten
würde.
    Ich wurde wach, als meine Mutter
einen Stuhl heranzog und sich zu mir ans Bett setzte. Bevor ich nach den
Büchern fragen konnte, erzählte sie, Évi und Ellen hätten an einem Sonntagmorgen
angeklopft, nicht lange nachdem wir durch die Nacht gefahren waren und den
Platz gesucht hatten, wo Aja geboren worden war. Sie hatten ihr gesagt, feste
Schuhe anzuziehen, nicht mehr, und dann waren sie mit ihr auf der Rückbank in
Ellens Wagen losgefahren, wenig später an einem Waldrand ausgestiegen und über
die steinigen Pfade gelaufen, die sich über die Hügel zogen, um auf den Neckar
hinabzuschauen, auf sein sanftes grünes Band zwischen den weichen Ufern. An
diesem Morgen war sie zum ersten Mal zurückgekehrt, seit sie damals mit meinem
Vater auf Rädern dort entlanggefahren war, hatte aufs Wasser geschaut, war
seinen Windungen gefolgt und hatte die Angst verfliegen gespürt, es könne ihr
noch den Atem nehmen. Die Bilder hätten sie eingeholt, die Decke, die sie ins
Gras gelegt hatten, die silbergrünen Pappeln auf der anderen Seite des Ufers,
die Schiffsterrasse, das springende Licht auf dem Wasser, die Flecken von
Viktoriatorte auf dem Hemd und der Krankenwagen, der zu spät gekommen und neben
einem Schwarm Zitronenfalter zu langsam losgefahren war. Aber sie habe
weitergeatmet, ruhig weitergeatmet, und nicht geglaubt, sie müsse sich
umdrehen und davonlaufen. Zu dritt waren sie hinabgestiegen, mit Blick aufs
Wasser und die sommergrünen

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