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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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gegangen. // … // Zumindest bin ich hier allein in unserer Wohnung, was ganz darauf hindeutet. // Ich wollte dich nur hören. // Und ich höre dich. Wird es sich wieder einrenken? // Was? // Wenn du Interesse daran hast, mich zu hören und zu wissen, wie es mir geht, dann müsstest du auch Interesse daran haben, zurückzukommen. // Markús. // Liebes? // … // Sag was. // … // Harpa? // Hast du gut gegessen und so? // Ja, und du? // Ich hatte keinen großen Hunger. // Sag noch ein bisschen mehr. // Ich habe alles gesagt. // Nein. // Doch, im Moment schon. Ich rufe später noch mal an. // Hör mal, Harpa – du bist gegangen. Du bist gegangen und erlaubst es dir jetzt, anzurufen, wann es dir passt! // Glaubst du, dass du mir jetzt ganz egal bist? // Davon bin ich zumindest ausgegangen, ja. // Dann bist du wohl verrückt geworden.«
    Das Telefonat wurde nicht beendet, sondern unterbrochen. Er überlegte, später noch einmal anzurufen, nur um sich vernünftig zu verabschieden und zu entschuldigen, bezweifelte aber, dass sie drangehen würde. Deshalb stand er wortlos am Wohnzimmerfenster, sah auf die stillstehenden Autos und den spärlichen Abendverkehr und vermutete ganz richtig, dass er auch in dieser Nacht nicht viel schlafen würde.
    Ohne Titel Nr. 3

    Er stand vor dem offenen Kühlschrank, bis ihm endlich bewusst wurde, was sie in das zweitoberste Fach gelegt hatte: Fohlenfilet, Spinat, Rucola, süße und normale Kartoffeln, eine Dose Kokosmilch, 250 ml Sahne, eine Tüte Datteln und eine zweite mit Walnüssen … In dem Fach lagen ausschließlich die Zutaten, die man brauchte, um ihr gemeinsames Lieblingsessen zu kochen. Das war am Morgen des siebten Tages. Das Fleisch war abgelaufen und das Gemüse schlapp. Er machte den Kühlschrank erst wieder zu, als das Fach leer und der Mülleimer vollgestopft war.
    Es überkam ihn ein kalter Schauer, als er an der Balkontür stand und die Rabenvögel auf den Hausdächern beobachtete. Als sie verschwanden, machte er sich in der Küche einen süßen Kaffee und steckte sich ab und zu einen Feigenkeks in den Mund, während er nachdachte. Es hatte in letzter Zeit viel Frost gegeben, und er sah vor seinem inneren Auge, wie abgemagert und angeschlagen die Vögel wirkten. Einige Minuten lang dachte er über ihre Flugspiele nach, und es kam ihm vor, als wären sie in letzter Zeit härter geworden und hätten auch die Federn entsprechend in Mitleidenschaft gezogen, jedenfalls sah man es Flügeln und Schwänzen deutlich an.
    Er sprang auf, wusste nicht, was ihm zuerst in den Sinn gekommen war, das Fleischstück im Mülleimer oder die Idee, den Vögeln etwas zum Fressen auf den Balkon zu legen. Er wusste nicht, warum er das nicht schon viel früher getan hatte. Er holte einen Teller aus dem Schrank und das Fleisch aus dem Müll, riss die Plastikfolie auf, kippte es aus der Schale auf den Teller und schnitt es in Happen und Streifen, energisch, als würde er gegen die Zeit ankämpfen. Das Stück war groß – sie hätte nur ein Viertel davon gegessen –, und obwohl er das Fleisch gut verteilte, stapelte es sich auf dem Teller zu einem Berg. Er sah gleich, dass es so nicht gehen würde, in Anbetracht der Tatsache, dass um die zwanzig Vögel kommen dürften, und während er das längliche Silbertablett aus der Anrichte holte, sang er »Draußen krächzt ’ne Krähe …«, erst korrekt, dann fröhlicher und mit passenden Abwandlungen.
    Das Tablett war bisher wahrscheinlich nur für Baiser mit Schlagsahne und in grobe Stücke geschnittene frische Erdbeeren, Melonen, Birnen, Weintrauben genutzt worden … Ein unentbehrlicher Nachtisch bei guten Grillfesten. Leichte Kratzer auf dem Silber zeigten, dass das Tablett viel in Gebrauch gewesen ist – jetzt waren sie unter rohen, weichen Fleischstücken verborgen, und der Gastgeber dachte sich, dass seine Schutzbefohlenen sicher noch nie besser bewirtet worden sind. Er drehte den eiskalten Grill und schob das Tablett auf der Grillablage zum Geländer, »krächzte« ein paarmal und klatschte in die Hände – was allerdings kaum nötig war, da die Schwarzgekleideten die Einladung bereits erhalten hatten und angeschwebt kamen. Wenige Augenblicke später war er wieder drinnen, hatte die schneenassen Strümpfe ausgezogen und verfolgte am offenen Fenster das Fest dort draußen, das Krächzen, Flügelschlagen und die krummen Krallen auf dem Silber.

20/3 – Freitag

    Ich war es, der heute mit den Euro und Pfund zur Bank gegangen ist. Die wenigen

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