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Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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richtiger Name nicht, weshalb er ihr einfach einen anderen gab. »Loukas, was machst du denn hier?«
    Seine Bernsteinaugen musterten sie kritisch, denn ihn störte es, dass sie Hosen trug. Eine sandfarbene Locke fiel ihm in die Stirn. Loukas war kein unattraktiver Mann, mittelgroß, recht gut gebaut und mit kantigen Zügen; dennoch ließ er Callia physisch wie emotional vollkommen kalt, was insofern ungünstig war, als sie diesem Ándras versprochen war.
    Er war ebenso konservativ gekleidet wie ihr Vater, hatte gleichfalls ein Chison an, was nicht weiter verwunderte. Schließlich sollte er bald Lord Loukas sein, das jüngste gewählte Mitglied des Rates. »Ich bin hier, um dich zum Essen einzuladen, heute Abend. Deine Reinigungsperiode ist beinahe um. Ich …« Ihr Vater räusperte sich, worauf Loukas zu ihm sah. » Wir dachten, es wäre eine hübsche Abwechslung für dich.«
    Callia konnte nichts sagen. Waren die zehn Jahre tatsächlich schon um? Im Geiste rechnete sie nach und musste zu ihrem Elend feststellen, dass sie es im nächsten Monat wären. Ihr Magen zog sich zusammen. »Ich …«, begann sie und blickte rasch zu ihrem Vater, dann wieder zu Loukas. »Ich habe noch ein paar Wochen, denke ich.«
    »Wissen wir«, sagte ihr Vater. »Aber es ist lange genug her.« Er nickte mit einem stolzen Lächeln zu Loukas. »Und Loukas konnte dem Ratsvorsitzenden seine Zustimmung entlocken, vorausgesetzt, dass eure Bindungszeremonie nicht vor Ablauf der vollen Reinigungsperiode vollzogen wird.«
    Callia wurde übel, als sie Loukas’ selbstzufriedenes Grinsen bemerkte. Nach dem, was vor Jahren geschah, war er zu Recht wütend auf sie gewesen, hatte während der Reinigungszeremonie und in der Zeit danach kaum eine Handvoll Wörter mit ihr gewechselt. Und insgeheim hatte Callia gehofft, dass er sich eine andere Gynaíka wählen würde. Aber das hatte er offensichtlich nicht, denn nun stand er hier und verlangte seinen Preis. Callia war für ihn nichts als eine Trophäe, genau so, wie es der Rat von argoleanischen Frauen erwartete. Sie war dem Gesetz nach sein, nicht verdientermaßen.
    »Also heute Abend zum Essen, Callie«, sagte er, denn für ihn war es offenbar entschieden. »Sieben Uhr bei mir. Wir haben eine Menge zu besprechen, Pläne zu schmieden.« Er blickte sich angewidert in ihrem Büro um. »Ich bin sicher, dass du ebenso darauf brennst wie ich, unsere gemeinsame Zukunft zu beginnen. Also sei pünktlich.«
    Er wartete nicht einmal ihre Antwort ab, sondern ging einfach. Und das kleine bisschen Unabhängigkeit, das sie sich in den letzten zehn Jahren erkämpfen konnte, schien mit ihm zu verschwinden.
    »Lucian freut sich sehr auf eure baldige Vermählung«, erzählte ihr Vater begeistert, als Callia zurück auf ihren Stuhl sank und versuchte, trotz allem weiterzuatmen. »Er plant eine große Feier.« Simon blickte zur noch offenen Tür und in den Korridor. »Unter uns, ich denke, Lucian wird kurz nach dem Fest seinen Rücktritt verkünden und Loukas zu seinem Nachfolger ernennen. Loukas steckt voller großer Ideen, und wollte ich dir erzählen, wie sehr sie unserem Volk zugutekämen, könnte ich gar nicht wieder aufhören.«
    Callia drehte sich der Magen um. Ja, Loukas’ gute Ideen waren ihr leider bekannt. Unter anderem sahen sie vor, dass Frauen wieder ins finstere Mittelalter zurückgeworfen wurden, jede Unabhängigkeit verloren, ihre Jobs aufgaben und ausschließlich dem Ándras dienten, der ihr Vormund war, und Nachkommen für ihre Art produzierten.
    »Callia? Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, nichts, ich …«
    Wehr dich. Beweise ihm, dass er im Unrecht ist, dass sie es alle sind . Ihre Worte gegenüber Isadora fielen ihr wieder ein, und ein unangenehmes Pochen hob in ihren Schläfen an. Götter, sie hatte Isadora geraten, sich gegen den König aufzulehnen? Was für ein Witz! Sie selbst schaffte es ja nicht mal, ihrem Vater zu widersprechen.
    Die Augen geschlossen, stützte sie beide Ellbogen auf ihren Schreibtisch und rieb sich die Stirn. Sie wollte sich nicht an Loukas binden, an überhaupt niemanden. Der Einzige, den sie jemals gewollt hatte, wollte sie nicht. Und der Gedanke daran, mit Loukas intim zu sein … Oh Götter, das konnte sie nicht!
    Sie nahm die Hände herunter, blickte zu ihrem Vater auf und wollte ihm genau das sagen. Aber sie brachte es nicht über die Lippen.
    Wie viel hatte er schon mitansehen müssen, und wie viel mehr erwartete ihn noch? Der Tod ihrer Mutter hatte eine Leere in sein Leben

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