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Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Naughton
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Hände, packte seine Oberarme und schüttelte ihn begeistert.
    Verschwitzt und atemlos starrte Max auf das Blutbad, das er angerichtet hatte, und erwartete, Reue zu empfinden. Doch die regte sich nicht einmal andeutungsweise in ihm. Vielmehr empfand er Triumph. Anstelle des toten Dämons sah Max nichts als seine dummen, sinnlosen Hoffnungen und Träume in Trümmern vor sich liegen.
    Er ließ sich von Atalanta zurückziehen und an sich drücken, wehrte sich nicht gegen ihre Berührung oder verkrampfte sich wie sonst. »Ich wusste, dass es in dir steckt!«
    Rasch gab sie ihn wieder frei und wies die anderen an: »Hybris, schnell, sag den Köchen, sie sollen ein Festmahl bereiten. Heute Abend feiern wir den Sieg meines Yios !«
    Hybris rannte zum Haus. Die anderen Dämonen trotteten zur Kaserne am Waldrand, raunten und grummelten untereinander, wovon Max allerdings nichts verstand und auch nicht wollte. Er rührte sich nicht.
    Warum fühlte er nichts? Wieso regte sich in ihm gar nichts. Da war bloß … Nichts.
    Atalanta trat vor ihn, so dass ihm ihr langes Gewand die Sicht auf den enthaupteten Dämon versperrte; aber er musste ihn nicht sehen, um sich zu erinnern. Dieses Bild konnte er sich jederzeit ins Gedächtnis rufen.
    Atalanta beugte die Knie, bis sie auf Augenhöhe mit Max war. Ihre Iris war von jenem Pechschwarz, aus dem Diamanten entstehen könnten.
    »Du hast soeben deinen ersten Schritt auf mich zu gemacht, Yios , und ich weiß, wie schwer das für dich ist, denn früher war ich wie du. Aber das Kämpfen ist mir bestimmt, es ist, was ich bin.« Ihre Stimme klang sanft, zur Abwechslung mal nicht herablassend. Und aus Gründen, die er nicht erklären konnte, hörte er ihr zu. »Du und ich, Maximus, wir haben gemeinsam die Macht, alles zu tun. Zusammen sind wir stark genug, um die Welt zu beherrschen.«
    Die Metallscheibe, die sie stets um den Hals trug, rutschte aus ihrem Kleid und baumelte vor Max. Er hatte sie schon häufiger gesehen, doch heute Abend strahlte sie so hell wie der Mond.
    Atalanta legte eine Hand an seine Wange. »Du glaubst mir, nicht wahr, Maximus?«
    Er blickte auf die Scheibe mit den vier gleichmäßigen Aussparungen und versuchte, sich zu erinnern, was Thanatos, der Erzdämon darüber zu den anderen gesagt hatte. Es ist der Schlüssel, der die Pforten zur Welt öffnet. Geschmiedet von den Göttern und von ihr gestohlen.
    Wie ein Schlüssel sah das Ding eigentlich nicht aus, aber was wusste Max schon?
    »Maximus?« Ein rot lackierter Finger hob sein Kinn an.
    »Ja?«, flüsterte er und konzentrierte sich wieder auf ihre Augen. Rund, genau wie das Medaillon an ihrer Brust.
    »Ja, was?«
    »Ja, Matéras ?« Das Wort hatte sich ihm derart eingeprägt, dass er sich nicht einmal mehr sträubte, es auszusprechen. Oder fing er an, sich endlich damit abzufinden?
    Sie lächelte ein richtiges Lächeln, wie er es noch nicht an ihr gesehen hatte, und ihre verblüffende Schönheit raubte ihm den Atem. »Heute Abend bin ich stolz, dich meinen Sohn zu nennen. Komm und feier mit mir. Und wenn es Zeit zum Schlafengehen ist, sollst du in den weichsten Federn liegen, von Luxus umgeben. Denn bei mir wird es dir künftig an nichts mehr mangeln.«
    Irgendwo in seinem Kopf schrie eine kleine Stimme Nein! , nur war sie so schwach und erstickt, dass er sie kaum hörte.
    Atalanta stand auf und reichte ihm die Hand. »Komm, Yios .«
    Stumm betrachtete er ihre langen Finger im Mondschein. Auf dem Boden hinter ihr konnte er das zerbrochene Glas inmitten von Blut und Tod sehen.
    Das hier ist deine Wirklichkeit. Alles andere war nie echt, nur ein Traum …
    Er ließ das Schwert fallen, legte seine Hand in ihre und gab jene Fantasie auf, an die er sich so lange geklammert hatte – den Traum von seiner Mutter, seinem Vater und den blödsinnigen Wunsch, jemand würde kommen und ihn retten. Das würden sie nicht, niemals. Denn Atalanta hatte recht: Er war genau wie sie, ein Mörder, ein Ausgestoßener. Nicht mehr als ein unerwünschter Held.
    Sein Blick fiel auf die Zeichnungen an seinen Unterarmen, die einen scharfen Kontrast zu ihrer blassen Haut bildeten. Er konzentrierte sich auf die uralten Worte, als sich ihre Finger um seine schlossen, auf die Linien und Wirbel, die in seine Haut gebrannt waren, nicht hingegen in ihre. Und beim Anblick ihrer vereinten Hände wurde ihm bewusst, was er bisher gar nicht recht erkannt hatte. Sie beide mochten sich gleichen, doch im Gegensatz zu ihr war er von den Göttern gesegnet.

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