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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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blutenden Stümpfe starrte.
    Der Hellebardenstiel war nicht so sauber durchtrennt wie die Knochen. Er war unter dem Hieb zersplittert, sodass er nach vorn hin spitz zulief. Vor Wut und Schmerz um den Verstand gebracht, stürmte der Gardist vor, um Rorn das scharfe Holzende in den Hals zu rammen.
    Diesmal nahm der Bannkrieger nicht seinen Mantel zu Hilfe, sondern wirbelte das Schwert in die Höhe und ließ den Stoß an der Breitseite ins Leere gleiten, bevor er seinen Schwertarm durchstreckte. Wer immer nur abwehrte, musste auf Dauer im Kampf unterliegen, das hatte ihm sein Vater schon bei den ersten Waffenübungen beigebracht. Darum rammte er seinem Gegenüber das Schwert tief in den Hals, um sein eigenes Leben zu retten, aber auch um dafür zu sorgen, dass der hinterlistige Halunke, der den Tod doppelt und dreifach verdient hatte, nicht doch noch im Sterben um Hilfe schrie.
    Wie ein Fächer spritzte das Blut aus der aufgerissenen Hauptschlagader.
    »Dummkopf!«, fluchte Rorn wütend. »Warum hast du mich nicht einfach in Ruhe gelassen? Ich hatte nie vor, dich zu töten!«
    Falls ihm der Kerl etwas darauf antworten wollte, ging es in dem blubbernden Atemstoß unter, der seinem offenen Hals entfuhr. Beide Hände in einer instinktiven Geste auf die sprudelnde Wunde gepresst, brach der Namenlose in die Knie, kippte zur Seite und sank mit dem Gesicht in die klebrige Lache, die sich immer weiter um seinen Kopf herum ausbreitete.
    Rorn lauschte in die einsetzende Stille hinein, konnte aber weder harte Fußtritte noch Alarmschreie hören. Die Kampfgeräusche waren nicht bis auf die Mauern gedrungen. Er legte das Schwert des Toten auf dem Boden ab, nahm den Schlüsselbund an sich, holte die Fackel aus der Wandhalterung und eilte durch die offene Tür.
    Über eine abfallende Rampe fand er zu einem offenen Keller. Von Alvin und den anderen Iskandern war nichts zu sehen, dafür entdeckte er ein Loch im Boden, in dem es bläulich weiß schimmerte.
    Und aus dem ein Lärm hervordrang, der wenig Gutes verhieß. Vor ihnen lag eine gewaltige Kammer, in der jeder Schritt widerhallte. Über eine breite Treppe hinweg ging es noch tiefer hinab. Die blakenden Fackeln der anderen Krieger enthüllten einige hohe Standbilder, die selbst Alvin um ein bis zwei Köpfe überragten. Feine Rußfäden stiegen in die über ihnen lastende Dunkelheit empor.
    Irgendwo im Hintergrund knisterte etwas, aber alle waren zu fasziniert von dem, was sie sahen, um sich Gedanken darüber zu machen. Nicht ein Körnchen Staub hatte sich in dieser so lange versiegelten Kammer angesammelt. Weder Ratten noch anderes Kleintier entflohen dem schwefelgelben Licht, das zum ersten Mal seit Äonen die alles bedeckenden Schleier der Dunkelheit verdrängte.
    Zuckende Flammen malten bizarre Schatten auf den Boden.
    Alvins Fackel enthüllte die scharfen Züge eines Raubvogelgesichts, das in dem unruhig flackernden Schein seltsam lebendig wirkte. Eine tückische Intelligenz spiegelte sich in den menschlich geformten Augen wider.
    Fröstelnd stieg er zu den anderen hinab, die sich bereits an den Anblick der marmornen Standbilder gewöhnt hatten. Den Umrissen nach handelte es sich um genau die Art von Greifen, die auf den außen angebrachten Fresken ausgekratzt worden waren. Auf der unteren Ebene hoben sich fünf besonders gut ausgearbeitete Figuren von verschnörkelten Podesten ab.
    Vor den im Halbkreis angeordneten Figuren spannte sich ein pechschwarzer Steinbogen. Der tiefere Nutzen dieses willkürlich erscheinenden Gebildes, das an eine zu schmal geratene Brücke erinnerte, erschloss sich Alvin nicht. Die fugenlose Konstruktion genauer zu betrachten war schier unmöglich. In ihrer Nähe schienen die Flammen zu schrumpfen oder zumindest an Leuchtkraft zu verlieren. Das glatte Gestein war nicht nur schwarz wie die Nacht, es absorbierte auch das Licht der Fackeln, anstatt es zu reflektieren.
    An seinem höchsten Punkt durchmaß das Portal zehn Königsschritte, darunter lagen einige zusammengekrümmte Gerippe, die sich keinem bekannten Tier zuordnen ließen. Sie wiesen aber auch nur wenig Ähnlichkeit mit einem Menschen auf, obwohl eines von ihnen in einen ledernen Kapuzenmantel gehüllt war. Alvin hatte ein solches Kleidungsstück erst vor Kurzem gesehen. Er musste einen Moment nachdenken, bis es ihm wieder einfiel.
    Der Gefangene in dem fahrenden Käfig!
    Ja, der hatte so ein zerschlissenes Ding getragen.
    Bornus war der Erste, der sich den ineinander verhakten Skeletten zu

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