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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sehen.
    »Hast du vielleicht eine Fackel, die du mir mitgeben kannst?«, fragte er über die Schulter hinweg.
    »Ich habe sogar noch etwas viel Besseres für dich!«
    Irgendetwas in der Stimme des Soldaten verursachte ein heißes Prickeln in Rorns Nacken. Alarmiert wirbelte er herum, obwohl kein Schleifen zu vernehmen gewesen war, wie es für gewöhnlich entstand, wenn eine Klinge aus der Scheide fuhr.
    Die blankgezogene Klinge reflektierte unheilvoll das Licht der Fackel, während sie auf Rorn zusauste. Ihm fehlte die Zeit, um Grimmschnitter zu ziehen, dafür langte er instinktiv nach seiner linken Mantelhälfte und wirbelte herum. Das mit Stahlfäden durchwirkte Leder schleuderte halbkreisförmig empor und kreuzte das heranzuckende Schwert.
    Ein sauberer und mit aller Entschlossenheit geführter Stoß hätte diese Abwehr sicherlich durchbrochen, doch der Turmposten war nur ein mäßig guter Kämpfer und hatte sich zudem zu sehr auf seine Hinterlist verlassen. Der überraschende Schlag pflanzte sich von der Klinge bis zum Handgelenk fort und lenkte den Stahl zur Seite hin ab.
    Vor Schmerz und Überraschung aufstöhnend, stieß der Iskander ins Leere. Jäh aufflammende Mordlust flackerte in seinen Augen. Unbewaffnet, wie er war, hämmerte Rorn dem gefährlich nahe gekommenen Gegner die Faust ins Gesicht. Einfach so, aus dem Ansatz heraus, aber mit nach vorn geworfener Schulter, sodass er sein ganzes Gewicht in den Schlag legen konnte.
    Der Gardist stolperte zurück und zog seine Waffe im Rückschwung nach. Sicher hätte er gern um Hilfe gerufen, aber das war ein Weg, der Verrätern nicht offenstand.
    Rorn warf den Kopf zurück. Haarscharf rasierte die Klinge unter seinem Kinn entlang. Hätte er einen Bart getragen, wäre er gestutzt worden, so spürte er nur den Luftzug auf der mit weißblonden Stoppeln gespickten Haut.
    Wegen seiner unkoordinierten Attacken geriet der Gardist aus dem Gleichgewicht und taumelte zur Seite. Rorn setzte ihm nach, zog das rechte Bein bis zum Brustkorb an und trat schwungvoll nach der Schwerthand. Die Mantelhälften warf er dabei nach hinten, um das Gleichgewicht zu halten.
    Seine Absatzkante traf den Handrücken des Gegners, der Gardist öffnete die Finger, und das Schwert prallte klappernd auf den Steinboden. Statt den Fehler zu begehen, sich nach der verlorenen Waffe zu bücken und dabei in Rorns Würgegriff zu landen, taumelte der Gardist erneut zurück. Was im ersten Moment wie ein hilfloses Straucheln wirkte, war in Wirklichkeit pure Berechnung. Unversehens stand er neben seiner Hellebarde, die er nahe der Wendeltreppe angelehnt hatte.
    Er riss sie an sich und senkte die scharfe Spitze mit den seitlichen Schneiden, sodass sie auf Rorn zeigte. Allein an der Art, wie er die Waffe handhabte, war zu erkennen, dass er sie wesentlich besser als das verlorene Schwert beherrschte.
    Nur noch einen kurzen Rammstoß vom Tod entfernt, fehlte Rorn weiterhin die Zeit, Grimmschnitter zu ziehen. Also schnappte er nach der einzigen Waffe, derer er rasch habhaft werden konnte — dem am Boden liegenden Schwert des Gardisten. Blitzschnell warf er sich zur Seite, packte den umwickelten Griff mit beiden Händen und rollte noch zweimal um die eigene Achse, bis ihn die Hellebarde, die jeder seiner Bewegungen folgte, nicht mehr erreichen konnte.
    Rorn sprang in die Höhe, die linke Mantelhälfte erneut mit festem Griff umklammert. Sein Gegner hatte inzwischen nachgesetzt und neu ausgeholt.
    Der Atem des Gardisten ging stoßweise. Dicke Schweißtropfen glitzerten auf seinem fülligen Gesicht. Bereits der kurze Kampf hatte ihn angestrengt.
    »Glaubst du etwa, ich hätte dich nicht erkannt?«, zischte er, um Zeit zum Verschnaufen zu gewinnen. »Die ganze Stadt sucht nach dem weißblonden Burschen aus dem Schimmerwald, der einen zerschlissenen Ledermantel trägt.«
    Rorn verschwendete keinen Atem für eine Antwort, das war sein Glück. Denn kaum hatte er ausgesprochen, stieß der Gardist auch schon zu. Die Hellebarde zielte direkt auf Rorns linkes Auge, als sie zischend die Luft zerteilte.
    Die linke Mantelhälfte wie einen Schild emporgerissen, wehrte Rorn die Attacke ab, während er zur Seite wich und das erbeutete Schwert niederfahren ließ. Mit einem lauten Bersten fuhr die Schneide durch den langen Hellebardenstiel. Das Vorderteil der Stange — aber auch ein Daumen und zwei Fingerkuppen – wirbelten durch die Luft. Der Gardist biss sich die Lippen wund, um nicht zu schreien, während er auf die

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