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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wäre er für all das persönlich verantwortlich, dabei war er nur ein blutender Wurm im Angesicht der hinter ihm aufragenden Statue.
    Bläulich weiße Elmsfeuer jagten über den glühenden Steinbogen hinweg, bis es einen ohrenbetäubenden Knall gab, dem ein gleißender Blitz folgte.
    Alvins Augen schmerzten so sehr, dass er ernstlich glaubte, sie würden in seinen Höhlen zerkochen. Als die Blendwirkung nachließ, bemerkt er zu seiner Verwunderung, dass es wieder dunkel geworden war.
    Ihre Fackeln waren erneut die einzigen Lichtquellen. Trotzdem hatte sich etwas verändert. Zuerst fiel Alvin nur auf, dass die zu Staub zerfallenen Skelette und der lederne Kapuzenmantel verschwunden waren, dann erkannte er, dass mit den fünf Standbildern eine merkwürdige Veränderung vor sich ging.
    Diesmal verwandelte sich der weiße Marmor allerdings nicht in Sandstein wie bei der Außenmauer, sondern in etwas ganz anderes. Alvin stockte das Blut in den Adern, als den Umhängen der steinernen Greifen echte Federn entwuchsen und ihre Schnäbel plötzlich wächsern zu schimmern begannen.
    »Dem Urkrieger sei Dank!«, schrie Hormuk seinen Männern zu, anstatt darauf zu achten, was in seinem Rücken geschah.
    Die Standbilder — sie bewegten sich wirklich! Sie waren zu unheiligem Leben erwacht und verloren gleichzeitig alle menschliche Gestalt.
    »Vorsicht!«, rief Alvin, aber die Warnung war vergebens.
    Hormuk lachte bloß irre, anstatt auf ihn zu hören. Er lachte sogar noch, als die in seinem Rücken erwachte Monstrosität nach ihm schlug, ihn mit langen Krallen durchbohrte und sein Innerstes nach außen stülpte …
     
    Grimmschnitter erwachte zu knisterndem Leben, während Rorn auf die Steinmauer zueilte. Der grelle Schein, der selbst den Schacht erleuchtet hatte, war wieder erloschen. Nur noch der Abglanz brennender Fackeln schimmerte aus dem offenen Torbogen hervor. Dafür zerrissen die Schreie von Menschen die Stille.
    Grimmschnitter glitt wie von selbst aus der Scheide. Den bläulich umflorten Stahl in der Rechten, drang der Bannkrieger ins Unbekannte vor. Auf der Treppe, die in die Katakombe führte, erwartete ihn ein Bild des Grauens.
    Was auch immer die Iskander hier unten gesucht haben mochten, sie hatten etwas vollkommen anderes gefunden. Vier von ihnen lagen fürchterlich zugerichtet am Boden. Die Leichen waren mit tiefen Wunden übersät, die mehr gerissen als geschlagen aussahen, zwei von ihnen wirkten außerdem, als hätte man ihnen jeden einzelnen Knochen im Leib gebrochen.
    Jene Krieger, die noch lebten, bildeten einen eng geschlossenen Kreis, bei dem sich alle den Rücken zuwandten. Doch statt in alle Richtungen Ausschau zu halten, starrten sie angespannt in die über ihnen lastende Dunkelheit. Viele von ihnen trugen nur noch blutige Fetzen am Leib, manche hatten ihre zerrissenen Umhänge von den Schultern geworfen, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
    Ihre Fackeln über den Köpfen schwenkend, arbeitete sich die Formation Schritt für Schritt auf die Treppe zu. Einige Krieger wären gern Hals über Kopf davongerannt, das sah man ihnen an, doch Alvin, der Bleichhäutige, den Rorn von der Begegnung im Schimmerwald her kannte, hielt die Gruppe mit scharfen Kommandos zusammen.
    »Die Reihe halten!«, forderte er immer wieder. »Allein auf sich gestellt, kommt keiner von uns durch!«
    Gleich darauf wurde klar, was er damit meinte.
    Über den verzweifelten Männern tat sich etwas. Zuerst waren nur ein paar schemenhafte Bewegungen sichtbar, kaum mehr als körperlose Schatten in der sie umgebenden Finsternis, aber dann stürzte etwas auf die Krieger herab. Ein kopfloser Rumpf, dem beide Arme und das rechte Bein fehlten.
    Zwei Iskander sprangen zur Seite, um nicht getroffen zu werden – ein Glatzkopf, der zwei Krummschwerter in seinen Händen hielt, und ein Halbwüchsiger mit rotem Haar und einem sommersprossigen Gesicht. Während der Leichnam mit einem widerlich dumpfen Schlag zu Boden prallte, brach etwas aus der allumfassenden Schwärze hervor. Anfangs erkannte Rorn nur zwei unförmige Schwingen, die auf den einige Schritte abseitsstehenden Rotschopf hinabfuhren. Ein schriller Vogelschrei erfüllte die Luft, der ein vierfaches Echo aus fremden Kehlen erhielt.
    Dann sah Rorn den mannshohen Greifen mit schwarz glänzendem Gefieder, der seine fünfzehigen Klauen weit vorgestreckt hatte, um seine Beute bei den Schultern zu packen. Der Rothaarige schrie vor Schmerz auf, als ihm die Krallen ins Fleisch fuhren. Instinktiv

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