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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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mit den Knien auf die Holzbohlen.
    Hatras Schlangenaugen verdrehten sich ins Weiße, aber das machte nichts. Sie nahm ihre Umgebung längst mit ihren magischen Sinnen wahr. Gebannt verfolgte sie, wie das Schattengespinst und der Perlmuttnebel in dem bebenden Menschenbündel um die Vorherrschaft rangen. Die Hexe wirkte so gut sie konnte auf die beiden Elemente ein, bis sie sich zu etwas Neuem, Mächtigem verbanden, das Rorn – hoffentlich – vor den Lederhäutern schützen würde. Dafür benutzte sie nicht die Handvoll umständlicher Zaubersprüche, die sie ohnehin nur anwandte, wenn sie ein paar Zuschauer beeindrucken wollte, sondern sprach einige wirkungsvolle Machtwörter aus, die ihr dabei halfen, die Kräfte, derer sie sich bediente, in die richtigen Bahnen zu lenken.
    »O Schöpfer und Zehrer«, wiederholte sie mehrmals, bevor sie rief: »Zeig deine beiden Gesichter – zum Besten dieses Mannes, der nur aus Sorge und Liebe handelt!«
    Sie spürte, wie ihr Wirken an ihren Kräften zehrte. Geschwächt, wie sie war, schmolzen ihre letzten Reserven dahin, doch selbst, als die Ohnmacht nahte, hielt sie an ihren Bemühungen fest. Hatra wollte lieber sterben, als aus Versehen ein Monstrum zu erschaffen, das weitaus gefährlicher war als die Lederhäuter.
    Rorn kniete die ganze Zeit über mit zitterndem Oberkörper, ohne ein Wort zu sagen. Er wurde von Krämpfen geschüttelt, bis er mit einem lauten Schrei in die Höhe sprang und wild um sich schlug. Es dauerte einige Zeit, bis er in die Wirklichkeit zurückfand. Aus großen Augen an sich hinabstarrend, suchte er nach einer sichtbaren Veränderung an seinem Körper, konnte jedoch keine entdecken. Äußerlich schien er völlig unverändert, nur der vernähte Stich unter der Blutkruste an seiner Schulter war vernarbt, aber das bemerkte er nicht.
    Hatra blieb dagegen die neue Aura, die ihn umgab, nicht verborgen. Was sie sah, erschreckte sie bis ins Mark. Was habe ich getan? , klagte sie im Stillen, während sie kraftlos in sich zusammensackte.
    »Ich fühle mich nicht mehr ganz so erschöpft wie vorhin«, knurrte Rorn, alles andere als zufrieden. »Ich hoffe nur, dass du mich nicht betrogen hast. Sonst kehre ich zurück, das schwöre ich dir.«
    Das Flackern in seinen Augen machte deutlich, wie ernst es ihm mit der Drohung war. Die unheilvolle Verbindung aus Schattenjade und Lederhäuter hatte sein Blut verdorben, daran konnte auch der Nebelzauber nichts ändern.
    Rorn, der nichts von den Kräften zu spüren schien, die in ihm tobten, starrte auf das Lederband, das er noch immer in der einen Hand hielt. Einige Lidschläge lang sah es so aus, als wollte er es der Hexe vor die Füße werfen, dann entschied er anders. Mit grimmiger Miene steckte er es ein, nahm den Schnabelhammer auf und rannte ungestüm in die Nacht hinaus.
    Obwohl stark geschwächt, kroch ihm Hatra bis zur offenen Tür hinterher.
    »Was hast du nur von mir verlangt, du Narr!«, rief sie ihm nach, aber die Worte kamen zu leise über ihre Lippen, um ihn zu erreichen, bevor er in der Dunkelheit verschwand. »Selbst ein einfacher Schmied wie du sollte wissen, dass es Tage gibt, an denen einem Wandler nichts gelingen kann. Was in dieser unseligen Nacht geschaffen wurde, ist auf ewig dazu verdammt, zwischen den Welten zu wandeln. Das ist ein hoher Preis, den du für dein Begehr zahlen musst, das wirst du irgendwann erkennen! «
    Der Wind wehte Hatra die letzten Worte von den Lippen, während ihr die Sinne schwanden. Ermattet sank sie mit dem Gesicht voran zu Boden.
    Ihr wurde schwarz vor Augen.

11
     

Angriff der Lederhäuter
     
    Je weiter er sich von der Hütte entfernte, desto stärker plagte Rorn die Reue. Die Sumpfhexe hatte ihm die Wunden geheilt, und wie hatte er es ihr gedankt? Er hatte sie beinahe bis zur Ohnmacht gewürgt, damit sie ihm einen Zauber webte!
    Es musste sein! , giftete eine leise Stimme in seinem Kopf. Sie ist ein hartherziges Weib, das nicht freiwillig helfen wollte. Doch ohne ihre Magie sind Neele und die anderen verloren!
    Neele … Der bloße Gedanke an seine Gefährtin ließ die Leiden der Hexe in seinem Kopf verblassen.
    Von neuer Kraft durchströmt, lief Rorn zurück zum Dorf. Seine Wunden pochten heiß, aber sie brachen nicht wieder auf, selbst dann nicht, als er über die beiden im Morast verlaufenden Ketten robbte.
    Er rannte wie im Fieber, während ihm die Zweige einiger Bäumen wie erboste Schlangen ins Gesicht peitschten. Kein einziger Lederhäuter stellte sich ihm

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