Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
einen guten Wanderstab ab, Mann. Und da ist noch etwas. Ich hatte etwas von behilflich sein gesagt.« Er zeigte auf die Mitte des Stabes. Dort umliefen diesen zwei eingelegte Silberbänder im Abstand von sechs Zentimetern. Der Raum dazwischen war mit vier Silbernägeln geschmückt.
    »Drück auf einen davon, Mann!«
    Jon-Tom drückte. Es klickte, und der Stab wurde unvermittelt um dreißig Zentimeter länger. Aus seinem anderen Ende ragten jetzt dreißig Zentimeter spitzer Stahl. Jon-Tom war so überrascht, daß er die Waffe fast fallen ließ, Mudge hingegen tanzte herum wie ein Kind in einem Bonbonladen.
    »Ich leg meine Mutter aufs Kreuz, wenn das nich eine 'übsche Überraschung für jeden streitsüchtigen Blödian is, der dir draußen über den Weg laufen könnte. Ein kleiner Stoß damit wird ihn schnell kurieren, würd ich sagen!«
    »Jawohl«, pflichtete ihm der Waffenschmied stolz bei. »Tritt ihnen einfach auf den Zeh, löse die Sperre, und ich garantiere dir ein paar hübsch aufgerissene Augen.« Otter und Waschbär schüttelten sich vor Vergnügen.
    Jon-Tom drückte den Schaft hinunter, und der Stachel glitt in den Stab zurück wie eine Katzenkralle. Ein weiterer experimenteller Griff an die Nägel, und er schoß wieder hervor. Es war raffiniert, aber mit Sicherheit nicht vergnüglich.
    »Hör mal, ich würde lieber nicht mit diesem Ding herumhantieren, aber wenn du darauf bestehst...«
    »Das tue ich.« Mudge hörte auf zu lachen und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich beste'e drauf. Wie unser meisterlicher Waffenschmied 'ier sagt, mußt du diesen Ze'enpiekser nich benutzen, wenn du nich willst. Aber es gibt bestimmt Zeiten, da du irgend'nen schwertschwingenden Säufer 'n ordentliches Stück von deinen Därmen fern'alten möchtest. Nimm ihn also und sei zufrieden!«
    Jon-Tom wog den Stab in der Hand, aber er war nicht zufrieden. Schon der bloße Besitz der Trickwaffe bedrückte ihn.
    Außerhalb des Waffenladens inspizierten sie den Inhalt der kleinen Börse. Sie war fast geleert. Ein paar kleine Silbermünzen schimmerten verloren am Boden des Säckchens. Jon-Tom fragte sich, ob er mit Clodsahamps Großzügigkeit nicht ein wenig zu verschwenderisch umgegangen war.
    Mudge taxierte den Rest ihres Vermögens. Nebel näßte sie weiter ein und dämpfte das Lampenlicht, das die Straße und die Schaufenster der Geschäfte beschien. Mit dem Nachlassen des Regens hatten sich die Straßen wieder ein wenig belebt. Schattenhafte Tiergestalten bewegten sich undeutlich durch den Dunst.
    »Hungrig, Kumpel?« fragte der Otter schließlich; schwarze Augen schimmerten im schwachen Licht.
    »Ich sterbe!« Er war sich unvermittelt bewußt, daß er überhaupt noch nichts gegessen hatte. Mudges Vorrat an luftgetrocknetem Fleisch war am vorigen Abend ausgegangen.
    »Ich auch.« Er schlug Jon-Tom auf den Umhang. »Du siehst jetzt fast wie eine richtige Person aus.« Er beugte sich verschwörerisch herüber. »Und jetzt weiß ich etwas für uns, wo das Silber, das wir übrig haben, uns ein so üppiges Festessen bescheren wird, wie es sich eine schwangere 'Asendame nich besser wünschen kann. Vielleicht sogar genug, um dein ausgezehrtes Loch von Magen zu füllen.« Er blinzelte.
    »Vielleicht auch noch ein wenig Unter'altung nebenbei. Du und ich, wir 'aben für 'eute unsere Pflicht getan, 'aben wir.«
    Als sie weiter in die Stadt hineinschlenderten, stießen sie auf immer mehr Leute, die zu Fuß unterwegs waren. Hin und wieder polterte ein Wagen durch die Straße, und gesattelte Eidechsen hoppelten und rannten mit ihren Reitern vorbei. Lange Schiebebesen kamen ins Spiel, als die Ladenbesitzer das Wasser vor ihren Geschäften und Eingängen wegfegten. Fensterläden wurden geöffnet. Zum ersten Mal hörte Jon-Tom das Schreien von Kindern. ›Junge‹ war der bessere Begriff, korrigierte er sich.
    Zwei junge Eichhörnchen tollten heran. Eines griff schließlich das andere an. Sie taumelten auf das Kopfsteinpflaster und rollten schlagend und tretend übereinander, während eine kleine Gruppe anderer Kinder sich versammelte und sie anfeuerte. Es war bestürzend für Jon-Tom, wie sie durch die Art und Weise, in der sie einander bissen und kratzten, ihre anfängliche Possierlichkeit völlig auslöschten. Nicht daß seine Heimatstadt frei von Gewalt war, aber hier schien sie eine Lebensweise zu sein. Ein Junges zwang schließlich das andere zu Boden und machte unverdrossen Matsch aus dessen Gesicht. Die Zuschauer applaudierten

Weitere Kostenlose Bücher