Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
enthusiastisch und unterbreiteten Vorschläge für weitere Verstümmelungen.
    »'Ne Lebensweise, Kumpel?« meinte Mudge nachdenklich, als Jon-Tom ihm seine Überlegungen mitgeteilt hatte. »Ich weiß nich. Nun, ich bin kein Philosoph, aber ich weiß eines: Du kannst 'öflich und tot oder respektiert und lebendig sein.« Er zuckte die Achseln. »Nun kannst du deine eigene Wahl treffen. Sei nur nich zu schnell bereit, dein 'übsches neues Spielzeug weg zuwerfen.«
    Jon-Tom vergewisserte sich, daß der Stab fest in seiner Hand lag. Die größer werdende Menge und die Verflüchtigung des Nebels brachten erneutes Starren mit sich. Mudge versicherte ihm, daß dies nur seiner ungewöhnlichen Statur zuzuschreiben sei. Soweit das überhaupt möglich war, sei er jetzt weit besser gekleidet als der durchschnittliche Bürger Lynchbanys.
    Fünf Minuten später war er nicht mehr einfach nur hungrig, er gierte geradezu nach Nahrung. »Dauert nich mehr lange, Kumpel.« Sie bogen in eine gewundene Seitenstraße ein. Linkerhand fand sich ein fast verborgener Eingang, in den Mudge ihn drängte. Wieder einmal mußte er sich zu seiner halben Höhe bücken, um nicht anzustoßen.
    Dann konnte er wieder stehen. Die Decke im Innern befand sich fast zehn Zentimeter über seinem Kopf, wofür er mehr als nur ein wenig dankbar war.
    »Das Seidige Opossum«, erklärte Mudge mit erheblich größerem Enthusiasmus, als er bisher irgendeinem andere: Gegenstand gegenüber gezeigt hatte. »Ich für meinen Teil brauche jetzt was Flüssiges. Hier lang, Kumpel! Paß auf Lampen auf!«
    Jon-Tom folgte dem Otter in die Eingeweide des Restaurants; er bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch die schiebende, dicht gedrängte Menge und achtete auf die vereinzelten Hängelampen, vor denen Mudge ihn gewarnt hatte. Draußen hatte es nicht den geringsten Hinweis auf den verschwitzten Mob gegeben, der im Innern durcheinanderwogte.
    Zweieinhalb Meter vom Eingang stieg die Decke wie ein Zirkuszelt nach oben. Der höchste Punkt lag gut zwei Stockwerke über dem Boden. Darunter befand sich eine kreisförmige Theke als zentraler Verteiler für Speisen und Getränke. Sie war mit einem kleinen Bataillon aus Köchen und Schankkellnern bemannt. Der Großteil davon bestand aus Wieseln; es gab aber auch ein schmuck gekleidetes Kaninchen und eine gaunerhaft wirkende Fledermaus, kleiner und noch häßlicher als Pog. Es war nicht überraschend, daß sie hauptsächlich damit beschäftigt war, Essen und Getränke an die Tische zu bringen. Jon-Tom kannte Restaurants, die über einen flugfähigen Kellner sehr glücklich gewesen wären.
    Die Tische wuchsen ohne besondere Ordnung wie fette Butterpilze aus dem Boden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Seidigen Opossums gab es seitlich abgeschirmte Nischen, die dem Gespräch oder der Tändelei dienten, je nach Absicht ihrer Benutzer.
    Sie bahnten sich weiter ihren Weg durch die lärmende, übelriechende Menge. Vereinzelte Alkohollachen netzten den Boden; dazwischen lagen die feuchten Splitter zerschlagener Holzkrüge. Die Eigner hatten sensiblerweise auf die Verwendung von Glas verzichtet. Zahllose Abflüsse gaben dem Holzfußboden ein pockennarbiges Aussehen. Gelegentlich tauchte jemand mit einem Kübel Wasser auf, um einen Abschnitt des Bodens aufzuwischen, der durch verschüttete Getränke oder nur teilweise verdaute Mageninhalte allzu schlüpfrig geworden war.
    Jon-Tom war eindeutig der größte Mensch – das größte Tier – im Raum, obwohl es ein paar massig gebaute Wölfe und Katzen gab. Das machte ihn nur wenig selbstsicherer.
    »'ler Kumpel, 'ier drüben!« Jon-Tom folgte dem triumphierenden Ruf und wurde zu einem kleinen, aber verlassenen Tisch heruntergezerrt. Die Knie drückten sich ihm gegen die Brust – die Stühle waren viel zu niedrig, als daß er bequem darauf sitzen konnte.
    Pelzige Körper preßten sich immer wieder gegen ihn, füllten ihm die Nase mit dem Gestank von Alkohol und Moschus. Die Tischfläche wurde von der Stuckskulptur eines kokett posierenden weiblichen Opossums getragen. Es war eine solche Vielzahl zotiger Kommentare eingraviert oder darauf geschrieben, daß der ursprüngliche Glanz so gut wie verschwunden war.
    Irgendwie bemerkte einer der Servierer, daß bei ihnen Hände und Tisch leer waren, und drängte sich zu ihnen durch. Wie der Waffenschmied trug er eine Schürze, nur daß diese übermäßig verschmutzt war – das Muster, das sie ursprünglich geziert hatte, war durch die schmierige

Weitere Kostenlose Bücher