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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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den Kopf und stellte sich seitlich zu ihm auf. Das ehrfurchtsvolle Raunen, mit dem ihn die Pilger begrüßten, entlockte ihm nicht die geringste Reaktion. Rabolds Aufmerksamkeit galt ausschließlich dem Portal, das er in einer Mischung aus Sehnsucht und Neugier betrachtete.
    »Ihr Auserwählten«, wandte sich Silberhaupt wieder an die übrigen Pilger. »Tretet ohne Furcht durch das offene Tor, das euch in die Domäne bringen wird. Die Passage ist ungefährlich, wie ihr schon an meiner sicheren Ankunft erkennen konntet. Eilt euch, denn die vielen Brüder und Schwestern, die euch vorausgingen, erwarten euch schon. Und dem Magier an meiner Seite gelüstet ebenso danach, unserer Enklave einen Besuch abzustatten. All ihr anderen, die ihr heute vielleicht zum ersten Mal dabei seid – seht das Wunder mit eigenen Augen, bevor ihr in eure alte Welt zurückkehrt, um überall zu verkünden, dass die Domäne wirklich existiert. Und sorgt euch nicht! Bald kommt auch euer Tag, an dem ihr die große Reise antreten dürft.«
    Während er sprach, machten sich die ersten Reihen der Wartenden bereits auf den Weg. Sie hatten das, was ihnen bevorstand, wohl schon mehrmals mit eigenen Augen verfolgt, denn sie fanden sich ohne große Absprache zu einer Zweierreihe zusammen, die zügig und diszipliniert auf den flirrenden Bereich unter dem Steinbogen zuging. Leises Summen ertönte, als die ersten beiden Pilger den wabernden Glast durchquerten. Anstatt auf der anderen Seite des Portals zum Vorschein zu kommen, lösten sich ihre Körper in der Spanne eines Fingerschnippens in Luft auf. Einige Neulinge unter den Zuschauern, die das Phänomen zum ersten Mal mit eigenen Augen sahen, keuchten überrascht auf, doch die Männer, Frauen und Kinder der Doppelreihe marschierten furchtlos weiter.
    Eine Zweiergruppe nach der anderen verflüchtigte sich. Gerwin und seine Eltern waren ebenfalls dabei. Rorn spürte ein unangenehmes Ziehen im Nacken, als sie ins Nichts verschwanden. Obwohl er aus eigener Erfahrung wusste, dass die Tore ungefährlich für Leib und Leben waren, hätte er die Familie gerne von dieser Passage abgehalten. Eine Enklave, in der Dutzende von Spinnenreitern lebten, konnte ganz einfach kein angenehmer Ort sein.
    Obwohl beim Durchschreiten des magischen Korridors immer wieder Schemen der Gegenseite durchschimmerten, war unmöglich zu erkennen, was die Pilger dort erwartete. Das gegenüberliegende Tor erhob sich vermutlich ebenfalls in einer Höhle, oder es herrschte dort dunkle Nacht.
    Die Reihen der versammelten Pilger leerten sich zusehends; bald standen nur noch wenige Auserwählte an. Das war der Moment, in dem es Rabold kaum noch aushielt. Mit einem kurzen Nicken deutete er Silberhaupt an, dass er sich der kurzen Schlange anschließen wollte, doch der Anführer der Pilger hielt ihn mit einer scharfen Geste zurück.
    »Es tut mir leid, Rabold«, behauptete er, »aber ich muss Euch bitten, zuvor die Schattenjade an Eurer Hand abzulegen. Ein so mächtiger Kraftspeicher könnte ungünstig auf die Passage einwirken und dadurch zu Turbulenzen führen. Ich muss Euch deshalb auffordern, mir den Ring auszuhändigen. Ich habe Möglichkeiten, ihn sicher zu verwahren, bis unser Ziel erreicht ist.«
    Der hochgewachsene Magier mit den wallenden Haaren wirkte wie vor den Kopf geschlagen. »Das kann doch nicht Euer Ernst sein, Silberhaupt?«, keuchte er. »Dieser Ring ist mein wirksamstes Schutzamulett! Niemals würde es mein Leben oder das meiner Kameraden gefährden.«
    Sehnsüchtig starrte er dabei den letzten Reisenden nach, die durch das offene Portal verschwanden. Ein halbes Dutzend Spinnenreiter folgte ihnen.
    »Ich muss leider auf der Herausgabe des Rings bestehen!« Während Silberhaupt auf seiner Position beharrte, deutete er mit einer Geste an, dass sich die übrigen Pilger entfernen durften. »Euch fehlt es an der Erfahrung, die ich bei der Bedienung des Portals vorweisen kann.«
    Die ersten Zuschauer setzten sich tatsächlich in Bewegung und kehrten über die Treppe zur Oberfläche zurück. Rorn verständigte sich durch kurze Seitenblicke mit seinen Gefährten darauf, dass sie solange wie möglich hier unten ausharren wollten. Zum Glück waren verschiedene andere Zuschauer ebenfalls neugierig darauf, wie der Zwist zwischen den Magiern ausgehen mochte, und rührten sich nicht von der Stelle.
    »Ihr verlangt von mir, dass ich Euch rückhaltlos vertraue«, beklagte sich Rabold in misstrauischem Tonfall. »Dabei kenne ich nicht mal

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