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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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bei Hofe zu festigen. Aber solange sich die Zyklopen hinter der hohen Mauer in der Nordermark verschanzten, war ihm das zu gefährlich.
    »Das müsst ihr schon unter euch Magiern ausmachen«, wiegelte er ab. »Da mische ich mich nicht ein.«
    »Vielleicht überlässt mir Perac die Jade als Brautgabe«, stimmte die Hexe umgehend eine neue Saite ihrer Lieblingsweise an. »Wenn du dich öffentlich zu mir bekennst, wird er sicherlich …«
    »Der größte König ist nichts ohne ein Volk, das ihn als Herrscher akzeptiert!«, unterbrach er sie schroff. »Wann begreifst du das endlich?« Eonis spürte, wie sich Hatras Körper bei diesen Worten versteifte. »Mir gefällt der Gedanke, mit dir zusammen eine neue Blutlinie zu gründen«, log er, um sie zu besänftigen. »Aber damit sich mein Volk unseren Kindern unterwirft, muss es von dir und deiner Liebe zu Simwae überzeugt sein. Dazu ist etwas mehr nötig als ein bisschen Regenzauber. Gerade in diesen schweren Zeiten, in denen so viele Leu einen hohen Blutzoll leisten mussten. Bringst du dagegen die Zyklopenmauer zum Einsturz, wäre das ein Beweis deiner hehren Absichten, dem niemand widersprechen könnte.«
    Ihr sanftes Nackenkraulen erstarb mitten in der Bewegung, obwohl er so lockend gesprochen hatte, wie er nur vermochte. Dass er das gleiche böse Spiel mit ihr trieb wie sie mit ihm, gefiel ihr offensichtlich nicht.
    Draußen setzte Regen ein, der von Süden her gegen den Turm klatschte. Wie schön es doch war, bei solchem Wetter auf weichen Kissen zu liegen und langsam in sanften Schlummer hinabzugleiten.
    »Vielleicht kann ich ein Portal erschaffen«, sagte sie nach einer Weile, gerade als ihm die Augen zufallen wollten. »Eines, das deine Truppen von einer Seite der Mauer auf die andere bringt.«
    »Gute Idee!«, murmelte er. »Das wird dich zur Heldin von Simwae und der ganzen Nordermark machen.«
    Er war des Redens müde, und Hatra kannte ihn inzwischen gut genug, um das zu spüren. Der angenehm weiche Druck ihres Körpers verschwand. Gleich darauf verriet ein seidiges Knistern, dass sie sich ankleidete. Als er sich kurze Zeit später umdrehte, war Hatra bereits wortlos durch eines der Fenster verschwunden.
    Eonis rieb sich mit dem Handrücken durch das Gesicht, um ein Jucken zu vertreiben. Bei allen Steppengöttern, musste das Schlangenweib beleidigt sein, wenn es sich bei solchem Wetter davonmachte! Stöhnend wollte er sich auf den Rücken drehen, doch der einsetzende Druck auf seine Schulterblätter trieb ihn zurück in die Bauchlage.
    Verdammte Greifenschwingen!
    Das Prasseln des Regens verstärkte sich. Feucht und unangenehm kühl zog es durch die Fenster herein, gleichzeitig besaß der stete Rhythmus etwas Einlullendes. Eonis war trotzdem kein Schlaf vergönnt, im Gegenteil.
    Als die durchnässten Vorhänge plötzlich hart gegen die Wände klatschten, glaubte er schon, Hatra wäre wegen des dichten Regens zurückgekehrt, aber das Schlagen von Fellflügeln belehrte ihn eines Besseren.
    Ein kalter Guss ging auf ihn nieder. Wer immer dort seine Schwingen ausschüttelte, nahm keine Rücksicht auf den ruhenden König. Erschrocken federte Eonis in die Höhe, denn die Tropfen stachen wie feine Eisnadeln in sein Fell.
    Ein dunkles Knurren entstieg seiner Kehle, obwohl es sich bei dem unverschämten Eindringling, der ihn absichtlich bespritzte, um niemand anderen als seine Favoritin handelte. Kimue musste längere Zeit durch den Regen geflogen sein. Triefendnass stand sie inmitten einer rasch anwachsenden Pfütze. Selbst ihr sonst so stolz abstehendes Haar hing an ihr herunter.
    Unter anderen Umständen hätte ihr Anblick Eonis zum Lachen gereizt, doch das kalte Flackern in ihren Augen warnte ihn davor, dass es in ihr gärte.
    »Hier riecht es nach Schlangenhure!«, grollte sie gefährlich leise. »Wo ist das Weib, das meinen Herrscher mit Zyklopentränen betört? Ich will ihr meine Krallen durchs Gesicht ziehen!«
    »Wovon redest du?«, fragte Eonis, heilfroh darüber, dass Hatra rechtzeitig verschwunden war.
    »Davon!«, bellte Kimue aufgebracht.
    Er verstand erst, was damit gemeint war, als sie ihm eine milchig weiße Kugel zuwarf, die sie hinter ihrem Waffengurt hervorgezogen hatte. Eonis fing das kleine Geschoss, das die Größe einer Perle besaß, instinktiv mit beiden Händen auf. Da das runde Ding sanft zwischen seinen Fingern pulsierte, als besäße es ein Eigenleben, zweifelte er keinen Augenblick daran, dass es sich wirklich um eine echte Zyklopenträne

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