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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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die ersten beiden Spinnenreiter zurück. Einen menschlichen Angreifer hätte das sicherlich in größtes Erstaunen, wenn nicht gar in höchste Panik versetzt, aber die Untoten griffen weiter unverdrossen an.
    »Tötet alle, die noch zugegen sind«, rief Magnus Jonar mit Blick auf die fliehenden Pilger aus. »Niemand darf vor der Zeit erfahren, wer Silberhaupt wirklich ist.«
    Der Magier war tatsächlich von Sinnen.
    »Er ist besessen«, vermutete Venea laut. »Seht euch seine Augen an! Er wird von einer fremden Macht kontrolliert, die er unvorsichtigerweise beschworen hat.« In den Pupillen des Krauskopfes lag tatsächlich ein unstetes Flackern, durch das er völlig abwesend wirkte.
    Rorn überbrückte ein halbes Dutzend unter ihm liegender Stufen mit einem beherzten Sprung und nutzte den entstandenen Freiraum, um Grimmschnitter kreisen zu lassen. »Hierher, Rabold!«, rief er dabei dem Magier zu. »Ihr habt es mit herzlosen Gegnern zu tun! Auf Dauer kommt Ihr gegen diese Untoten nicht an!«
    Die Iskander folgten ihm dichtauf.
    »Untote?«, rief Bornus dabei. »Dass hier die Kerle aus Hadiks Turm auftauchen, hättest du uns vorher sagen können.«
    Natürlich hatten Rorn und die Hexen ausführlich von ihren Erlebnissen in Leru erzählt, aber Bornus beklagte sich nun einmal gerne.
    »Ihr müsst ihnen die Köpfe zertrümmern«, rief ihm Rorn zu, anstatt auf die Frotzelei zu antworten. »Das ist der einzige Weg, sie zu vernichten. Stiche ins Herz sind dagegen wirkungslos.«
    Um seine Worte zu beweisen, stieß Rorn einem anstürmenden Gegner in die linke Brusthöhle und zog die Klinge sofort wieder zurück. Mit dem Ergebnis, dass der Untote weiter aufrecht stand.
    Alvin und Bornus wussten nun, woran sie waren.
    »Fünf Spinnen!«, befahl Magnus Jonar in der ihm eigenen schrillen Tonlage. »Ihr müsst auch die vernichten, die schon auf den Friedhof entkommen sind.«
    Gehorsam nahmen fünf Herzlose die silbernen Spinnen von ihren Ohren, warfen sie sich in den offenen Mund und schluckten sie herunter. Was zuerst nur wie ein unangenehmes Ritual wirkte, wurde bald zu einer grauenhaften Verwandlung. Von einem Atemzug auf den anderen liefen ruckartige Bewegungen durch die Körper der betreffenden Männer. Unter ihrer hautengen Lederkleidung zeichneten sich widernatürliche Zuckungen ab, ganz so, als geriete jeder einzelne Knochen ihres Leibes in Bewegung.
    Laut knackende Geräusche erfüllten die Luft.
    Alles in ihrem Inneren schien sich zu verbiegen und zu verschieben. Von starken Krämpfen geschüttelt fielen sie auf die Knie und warfen ihre Köpfe in den Nacken. Ihre Hälse wuchsen in die Länge, Arme und Beine fingen an, sich wie Schlangen zu winden. Von einer menschlichen Haltung konnte längst keine Rede mehr sein. Knochen, Fleisch und Haare – alles an diesen Männern veränderte sich, quoll auf oder fiel in sich zusammen, bis ihnen die Kleidung von den Leibern platzte.
    Auf Höhe der Rippen wuchsen ihnen weitere Arme, die zunächst menschlich wirkten, sich aber dann zu schwarz behaarten Tierbeinen verformten. Die gesamte Verwandlung dauerte nicht länger als fünf Atemzüge.
    Rorn wurde beinahe schlecht bei dem Gedanken, dass er eines dieser Amulette selbst am Ohr trug. Die Riesenspinnen in Hadiks Turm, die sie erschlagen hatten, waren also selbst einmal Menschen gewesen. Zwar waren es Untote, die kein Herz mehr besaßen. Aber dennoch war diese Verwandlung ein widernatürlicher Zauber, der gegen den Willen der Götter verstieß.
    Venea und Bree benutzten ihre Schlangenarmbänder, um den Rückzug einiger Pilger zu decken. Feuerlohen schossen auf die Herzlosen herab, unsichtbare Tritte schmetterten ihnen die Beine unter den Leibern weg. Doch sobald die Spinnen anfingen, ihre Netze zu verschießen, wurde es gefährlich. Außerdem war da noch Jonar, der Besessene, der sich daran machte, einen größeren Zauber zu weben.
    Zum Glück hatte es Rabold endlich geschafft, sich aus seinem Scharmützel zu lösen. Mit ihm an der Seite stürmten nun auch Rorn und die übrigen Gefährten die Treppe hinauf. Die ihnen nachgeschossenen Netze lösten sich dank Veneas und Rabolds Flammenstößen in Asche auf. Daraufhin schwangen sich fünf Herzlose auf ihre ehemaligen Kameraden, um sie ohne Sattel zu reiten.
    Die Fliehenden schafften es unbehelligt durch den gemauerten Durchgang, der in den höher gelegenen Kellerraum führte. Dort blockierten noch Horden von verängstigten Pilgern die schmale Stiege, über die man endgültig an die

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