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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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eingesetzte Kraft nur noch stärker machen würde.
    Angesichts dieses Banns gellte Silberhaupt vor Zorn hell auf.
    Hastig hervorgestoßene Worte in einer fremden Sprache drangen unter seinem Helm hervor. Befehle, die alle Herzlosen zu seiner Verteidigung zurückbeorderten.
    Rorn kam das entgegen.
    Die Zahl seiner Feinde schreckte ihn nicht. Beinah ebenso freudig erregt wie die Klinge, die in seinen Händen zuckte, stellte er sich der langsam näher rückenden Linie entgegen. Zwei Spinnen und ein Dutzend Krieger kreisten ihn ein. Im Hintergrund schluckten zwei weitere Männer ihre silbernen Ohranhänger und verdoppelten so in Windeseile die Zahl der lebenden Netzschleudern.
    Rorn wartete in aller Ruhe ab, bis sich seine Gegner endlich formiert hatten. Jeder Herzschlag, der kampflos verstrich, erhöhte die Distanz, die seine fliehenden Gefährten zwischen sich und den Friedhof bringen konnten. Leise zischend tippelten die beiden neuen Spinnen auf die schwelenden Überreste der von Rabold getöteten Kameraden zu. Tiere und Reiter waren bis auf die Knochen verbrannt, doch ein harter Stoß gegen die rußüberzogenen Leiber ließ die noch in ihnen pochende Glut wieder aufflackern. Allen Zusammenhaltes beraubt brachen die Körper funkensprühend auseinander und verteilten sich über die gesamte Galerie.
    Nun gab es unzählige Stellen, an denen sich die Netze entzünden ließen.
    Furcht keimte in Rorn auf, nackte Panik davor, so stark wie Rabold entstellt zu werden. Auch wenn er an seinem Sieg nicht zweifelte – sein böser Bann konnte einen Krieger auf vielfältige Weise dafür bezahlen lassen, dass er den Kampf gewann. Vollkommen entstellt oder gar verkrüppelt über den Gegner zu triumphieren mochte manchmal schlimmer als eine Niederlage sein. Doch aufzugeben oder gar die Waffen zu strecken kam bei einem Gegner wie Silberhaupt nicht in Frage.
    Nervös den Schweiß seiner Hände an den Hosenbeinen abwischend spannte Rorn alle Muskeln an, um notfalls rasch zur Seite hechten zu können. Drohend drehten ihm zwei Spinnen den Hinterleib zu, um ihn mit flammenden Netzen zu überziehen. Aber noch ehe sich eine der knospenförmigen Drüsen öffnen konnte, schoss eine Lohe heran, die eines der beiden Tiere an der betreffenden Stelle versengte.
    Fauchend schoss die Spinne davon, um sich vor weiteren Treffern zu schützen, die andere folgte diesem Beispiel. Auch alle übrigen Spinnen und Herzlosen wechselten ihre Position, um unnötige Verluste zu vermeiden.
    Rorn war genauso überrascht über die unerwartete Hilfe wie seine Gegner. Und alles andere als erfreut, als Venea aus dem Nichts an seiner Seite auftauchte.
    »Keine Sorge!«, rief sie ihm zu. »Gemeinsam schaffen wir das schon!«
    Rorn hätte am liebsten vor Ärger aufgeschrien.
    »Was soll das?«, zischte er, mühsam um Beherrschung ringend. »Du weißt doch ganz genau, wie gefährlich es ist, an meiner Seite zu streiten!«
    »Für andere vielleicht«, erklärte sie vergnügt, »aber nicht für eine Schattenschwester. Denk nur an den Nebelbruch oder …«
    »Der Nebelbruch war ein Kinderspiel gegen diesen Kampf«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Du weißt einfach nicht, mit welchen Kräften du spielst.«
    Die Hexe lächelte nur, anstatt mit ihm zu streiten, bevor sie sich der geschlossenen Linie ihrer Feinde zuwandte. Rorn verspürte nicht übel Lust, ihr Grimmschnitters Breitseite über den Hinterkopf zu ziehen. Aber auch ohnmächtig hätte Venea in der Gefahr geschwebt, dass ihr sein Fluch alle Lebenskraft entzog. Wenn es hart auf hart kam, machte Grimmschnitter keinen Unterschied, dann fraß er, was ihm unter die Klinge kam.
    »Packt sie!«, schrie Silberhaupt, der Rorns Konflikt genau erkannte. »Greift sie mir lebend, denn der Bannstreiter wird nun nicht mehr wagen, sich gegen euch zu wehren.«
    Leider hatte der Magier mit dieser Einschätzung vollkommen Recht.
    Verzweifelt sah sich Rorn nach einem Ausweg aus seinem Dilemma um, doch der Weg an die Oberfläche war abgeschnitten, und hinter ihnen lagen nur die Höhle und das flimmernde Tor.
    Rorns Augenbrauen hoben sich vor Überraschung. Der Durchgang zur Domäne, durch den Gerwin und seine Eltern verschwunden waren, er stand noch offen! Plötzlich wusste der Bannstreiter, was die Götter von ihm erwarteten.
    »Komm«, sagte er zu Venea und packte sie dabei grob am Arm. »Dies ist nicht die Zeit des Kampfes.«
    Überrascht ließ sie sich widerstandslos mitziehen. Bis zum Portal waren es nur wenige Schritte.

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