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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Bree, während sie durch die nächtlichen Gassen von Syrk hasteten.
    »Um den Bannstreiter mache ich mir keine Sorgen«, antwortete Alvin, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wie hoch er die Chancen der südländischen Hexe einschätzte.
    Irgendwo hinter ihnen hallte ein halb erstickter Schrei durch die Nacht. Die Spinnenreiter hatten einen weiteren Pilger aufgestöbert, der Silberhaupts wahres Gesicht kannte. Wäre nicht die Jagd auf all die verstörten Gläubigen gewesen, die Herzlosen hätten ihre kleine Gruppe vermutlich schon längst eingekreist und angegriffen. So hetzten Alvin, Bornus und Bree immer noch in Richtung Wolfsgrube, wobei sie den verletzten Rabold an Händen und Füßen trugen. Sie nutzten jeden Schatten aus und pressten sich immer wieder in Toreinfahrten.
    »Überlasst mich bitte nicht diesen Iskandern«, bettelte der Magier Bree jedes Mal an, wenn er aus einer seiner fiebrigen Ohnmachten erwachte. »Sie sind üble Gesellen, die solchen wie uns nach dem Leben trachten. Seid besser auch vorsichtig, sonst ergeht es Euch noch wie Nifel.«
    »Wovon redet er da ständig?«, fragte die Hexe, während sie vorsichtig in die hinter ihnen liegende Dunkelheit starrte.
    »Ist uns auch ein Rätsel«, log Alvin. »Die schweren Verbrennungen haben wohl seinen Geist verwirrt.«
    Die Schattenschwester gab sich zum Glück mit dieser Erklärung zufrieden, denn jedes ihrer geflüsterten Worte hallte unangenehm laut durch die leeren Gassen. Ein grotesker Schatten, der sich kurz von einem der umliegenden Dächer abhob und sofort wieder mit der Umgebung verschmolz, zerstörte allerdings jede Hoffnung, ihren Häschern entkommen zu sein. Alvin überlegte, was sich gegen den Verfolger machen ließ. Den beweglichen Spinnen aufzulauern war allerdings so gut wie unmöglich, also blieb ihnen nichts anderes übrig, als alles daran zu setzen, die Sicherheit der Wolfsgrube zu erreichen. Wenn sie sich dort verbarrikadierten, gab es vielleicht noch eine Aussicht auf Erfolg, wenn auch nur eine sehr kleine.
    Aber was blieben ihnen sonst für Möglichkeiten? König Horvuks Stadtgarde um Hilfe bitten? Das führte bestenfalls in die tiefsten Kerker von Syrk, da war es schon besser, im Kampf zu sterben.
    Trotz ihrer schlechten Aussichten kamen weder er noch Bornus auf die Idee, Rabold wie ein Stück überflüssigen Ballast zurückzulassen. Der Magier war ein Gegner jener unheimlichen Macht, die sich am Gefüge der Welt zu schaffen machte: Das reichte ihnen, um ihn zu einer Art Verbündeten zu erklären. Auch nach ihrem Sieg über die Jademeister war der Hass, den die beiden Iskander auf all jene empfanden, die sich mit Hilfe von Zauberei auf Kosten anderer bereicherten, nie ganz erloschen.
    »Trotz seiner Jugend besitzt dieser Magnus Jonar eine ungeheure Verschlagenheit«, überlegte Bree neben ihnen unangenehm laut. »Nicht nur dass er seinen eigenen Tod vor-täuscht, er nutzt diese Gelegenheit auch noch dazu, seinem Zunftbruder Hadik ein Buch unterzuschieben, das dessen Abwehrzauber schwächt. Und Rabold, der auf diese Weise nicht zu fassen ist, lässt er durch einige Pilger beschwatzen: So lief er freiwillig ins Verderben, statt die sichere Zuflucht zu erreichen.«
    »Hochinteressant«, schnaubte Alvin, »aber jetzt geht’s erst einmal weiter.«
    Seite an Seite legten sie die letzten achthundert Königsschritte zurück, von weiteren Todesschreien und seltsamen Schatten begleitet. An der Wolfsgrube angelangt hielt Bornus den Magier so lange alleine fest, bis Alvin die drei schweren Schlösser geöffnet hatte, die die Tür sicher verriegelten. Unbehelligt betraten sie die Schenke und legten sofort den schweren Querbalken von innen vor.
    Alvins heftig gegen die Rippen klopfendes Herz beruhigte sich daraufhin ein wenig, und wider besseres Wissen keimte sogar etwas Hoffnung in ihm auf. Die Kerzen, die sie im Schankraum entzündeten, hoben ebenfalls die allgemeine Stimmung.
    Nachdem sie Rabold auf einen der langen Tische gebettet hatten, setzte Bree ihre Schattenjade ein, um seine nur notdürftig versorgten Brandwunden eingehend zu behandeln. Sie setzte ihre Kräfte dabei nur maßvoll ein. Brach sie vor Schwäche zusammen, war sie einem Angriff der Spinnenreiter hilflos ausgeliefert. Das machte ihr Alvin immer wieder durch deutliche Worte klar. Saubere Leinenstreifen mussten deshalb richten, was ihrem magischen Talent nicht mehr möglich war.
    Noch während sich das von Bornus herbeigeholte Tuch unter ihren geschickten Fingern in lange

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