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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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schwer für ihre Schwingen waren, um ganz bis zu den Zyklopen aufsteigen zu können. Und auch viel zu schwach, um die Fundamente der steinernen Türme zu erschüttern.
    Aus diesem Grunde lagen die Hoffnungen der freien Völker auf den Schultern von Großmeister Perac, der die Halle gerade mit seiner ständigen Begleiterin betrat: Einer gertenschlanken Hexe, die auf den Namen Hatra hörte.
    Ein leises Knurren durchlief die Reihen derer, die das ungleiche Paar zum ersten Mal sahen. Eonis konnte es keinem seiner Untertanen verdenken. Der gebrechlich wirkende Alte und seine junge Favoritin ähnelten stark den nackthäutigen Menschen, die sich schon mehrmals aus dem Schlamm der Bedeutungslosigkeit erhoben hatten, aber von den Leu bisher immer wieder in die vierbeinige Gangart zurückgezwungen worden waren.
    Die Unmutsbekundungen verstummten, sobald die Menge die geschlitzten Pupillen der Magier erblickte. Spätestens da dämmerte auch dem Letzten im Saal, dass die beiden Überlebende aus der Zeit der Schlangentempel waren.
    Nur noch vereinzelt waren Überreste dieser Kultur zu finden, vielerorts waren die Ruinen schon komplett zu Staub zerfallen.
    Niemand wusste genau, unter welchem Stein der Großmeister und seine Hexe hervorgekrochen waren – Schamanen von Rang vermuteten, dass sie das Ende ihres Geschlechts an einem Ort jenseits der Zeit überdauert hatten – aber wen interessierte das schon? Entscheidend war doch nur, dass sie Rache an den Zyklopen nehmen wollten und deshalb Eonis ihre Unterstützung angeboten hatten.
    Von Perac hieß es, er besäße die Macht, Berge zu versetzen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das hatte selbst die Trutzadler angelockt, die nicht ahnten, welche Rolle sie wirklich in dem bevorstehenden Bündnis spielen sollten.
    Trotz ihres gemessenen Schrittes hatten der Großmeister und seine Gefährtin ihr Ziel fast erreicht. Hatra ging nur zwei Schritte hinter dem Alten, was ihre beinahe ebenbürtige Stellung bezeugte. Sie trug einen schweren Gegenstand in den Händen, den ein mit goldenen Fäden durchwirktes Tuch verdeckte.
    Eonis spürte, wie ihm das Maul austrocknete. Das musste sie sein! Die geheimnisvolle Waffe, die Peracs Beschwörung zum Erfolg verhelfen sollte!
    Myandors geschickte Baumeister hatten den Thronsaal so errichtet, dass die Worte des Gebieters bis in den letzten Winkel der Halle drangen, ohne dass er die Stimme zu erheben brauchte. Das Gleiche galt für die stufenförmig ansteigende Empore, auf der Eonis thronte, und den Bereich, der sich davor erstreckte. Der respektvolle Abstand, in dem Perac und Hatra ihre Grüße entboten, war allerdings fast ein wenig zu groß, um in den Genuss des lauten Widerhalls zu gelangen.
    Vielleicht lag es an dem königlichen Harem auf den schneeweißen Stufen, dass die beiden nicht näher traten? Diese Frage stellte sich Eonis, während er die Grußformel erwiderte. Seiner Favoritin Kimue, die direkt zu seinen Füßen lag, gingen wohl ähnliche Gedanken durch den Kopf. Jedenfalls entblößte sie ihre scharfen Zähne zu einem breiten Lächeln, das aber eher abschreckend denn einladend zu wirken schien.
    Perac zuckte jedenfalls leicht zusammen, bevor er seine Hände auf Schulterhöhe hob.
    »Wir haben uns heute versammelt, um die Macht der Zyklopen zu brechen!« Schon bei diesen Worten zeigte sich, dass der Weißbärtige keine schallverstärkende Kuppel benötigte, um sich Gehör zu verschaffen. Was er sagte, trieb auch so jedem Anwesenden kalte Schauer über den Rücken. »Die Macht der Riesen ist beinahe so groß wie ihre Arroganz! Doch vereinen wir hier und jetzt unsere Kräfte, sind wir ihnen überlegen, das verspreche ich Euch!«
    Zufriedenes Knurren stieg von der Versammlung auf. Einige Trutzadler schlugen unter ihren Ledermänteln begeistert mit den Flügeln. Sollten sie. Sie würden nicht mehr oft Gelegenheit dazu haben. Auf den vorlauten Schnabel von Razar, einem Gryff niederen Adels, hätte Eonis allerdings gut verzichten können.
    »Wie genau sieht dein Beitrag zu unserem Bündnis aus, Schlangenmagier?«, rief der mit einem Streithammer Bewaffnete misstrauisch. »Verfügst du über einen Zauber, der die Türme der Zyklopen zum Einsturz zu bringen vermag?«
    Noch ehe Unmut über diesen Zwischenruf laut werden konnte, zog Perac das Wort an sich. Lächelnd wandte er sich Razar zu, denn er war alt und weise genug, um sich nicht über eine abwertende Bemerkung bezüglich seiner Herkunft zu ärgern.
    »Die Türme umstürzen?«, rief der

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