Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
feinster Staubkörnchen tanzten im grellen Schein der Sonne auf und nieder. Was sich durch die große Öffnung an Insekten ins Innere verirrt hatte, klebte hingegen an weiteren Klumpen jener grauen Masse, die noch an mehreren Wänden und Trümmerstücken haftete.
    Ein Regal mit alten Schriften war besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. Was nicht in Fetzen verstreut am Boden lag, klebte auf ewig zur Unleserlichkeit verdammt zusammen.
    Magnus Jonar war einer der vielen freien Magier, die sich seit dem Ende der Jademeister wie die Schmeißfliegen vermehrten. Viele von ihnen hatten einst zur Priesterschaft gehört, andere zuvor im Verborgenen gewirkt oder erst vor kurzem ihre Berufung entdeckt. Ihnen allen war gemein, dass sie sich von diesen Zeiten des Umbruchs einen persönlichen Aufstieg erhofften. Jene Kräfte, die zuvor gebändigt und geknechtet worden waren, brachen nun ungehemmt über das Land herein. Nie zuvor hatte die Bevölkerung die Unterstützung von kundigen Magiern dringender gebraucht, das lockte auch viele Scharlatane an.
    So manch neuer Gelehrter wusste kaum, worauf er sich einließ.
    Dazu kam noch, dass verschiedene Lehren miteinander konkurrierten. Wo einige sich auf Heiltränke und Schutzzauber beschränkten, boten andere Flüche und noch weitaus dunklere Dienste an. Ob Magnus Jonar einer von jenen gewesen war, die versucht hatten, Dienerkreaturen zu erschaffen? Jedenfalls schien irgendetwas in seinem Zeremonienraum zerplatzt zu sein. Etwas, das nicht aus Fleisch und Blut gewesen war. Rorn besaß keine innere Gabe, trotzdem spürte er eine Aura des Todes, die ihm entgegenschlug.
    Mit einem großen Schritt trat er über die klebrige Pfütze hinweg und warf sichernde Blicke in alle Richtungen. Zu seiner Rechten entdeckte er einen Durchgang zu einem vollgestopften Nebenraum, der offensichtlich als Rumpelkammer diente. Ein Vorhang, der den achtlos übereinandergestapelten Plunder zuvor gnädig verdeckt hatte, lag nun als zerfetzter Lumpen am Boden.
    Rorn ließ das Schwert sinken. Wer auch immer hier in höchster Raserei gewütet hatte, war längst auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
    Oder geplatzt.
    Oder sonst irgendwas.
    Vorsichtig umrundete der Krieger einen Scherbenhaufen und blieb abrupt stehen. Hinter einem umgestürzten Tisch ragte ein schmutziger Fuß hervor. Er gehörte einem Toten, der mit dem Gesicht in einer Pfütze halb eingetrockneten Blutes lag. Nur die angekohlten Reste eines Gewandes bedeckten seine Blößen. Sein Leib war ebenso übel zerschunden, wie die einstmals weinrote Kleidung.
    Der Kopf des Toten sah noch schlimmer aus.
    Viel schlimmer.
    Irgendetwas Rundes, Spitzes hatte sich von beiden Seiten in die Schläfen gebohrt. Die mit Blut und Knochensplittern verklebten Löcher waren groß genug, um einem Esslöffel bequem darin drehen zu können. Die Gesichtszüge des Mannes waren kaum zu erkennen, doch Rorn vermutete, dass es sich um Magnus Jonar handelte. Der Krieger kniete nieder, um die Verletzung näher zu untersuchen. Überrascht stellte er fest, dass das Gehirn verschwunden war. Rorn konnte mühelos von Wundrand zu Wundrand, einmal quer durch den Kopf sehen.
    Angewidert spuckte der Krieger aus. »Eins steht fest«, murmelte er leise. »Hadik hat sich zu Recht um dich gesorgt.«
    Im rußgeschwärzten Nacken des Toten zeichnete sich eine dünne rote Linie ab, was dem Bannstreiter zu denken gab. Bei näherer Betrachtung handelte es sich um eine blutige Furche, wie sie eine ins Fleisch gebrannte Halskette hinterlassen hätte.
    Irgendjemand hatte Magnus nach seinem Tod bestohlen, aber wer? Sein Mörder, der ansonsten alles Wertvolle zerstört hatte?
    Kaum vorstellbar!
    Wie als Folge dieser Überlegungen erklang ein leichtes Scharren. Ratten! , schoss es Rorn durch den Kopf, während er in die Höhe wirbelte.
    Seine Vermutung bestätigte sich, wenn auch anders als erwartet. Die flinken Gestalten, die sich zuvor in der Rumpelkammer verborgen hatten, wühlten zwar auch gerne in fremder Leute Sachen, bewegten sich aber auf zwei Beinen fort. Halbwüchsige Plünderer mit schmutzigen Gesichtern, die prall gefüllte Leinenbeutel in den Händen oder über ihren Schultern trugen.
    Einmal zur Flucht entschlossen sahen sie nicht zu Rorn herüber, sondern konzentrierten ihren Blick ausschließlich auf den Korridor, durch den sie zu entkommen gedachten. Ehe der Bannstreiter richtig begriffen hatte, was vor sich ging, waren schon zwei der fünf zur Tür hinaus.
    Rasch verkürzte er den Abstand

Weitere Kostenlose Bücher