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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wird nichts von eurem Tand!«, lautete die abschließende Drohung, bevor sie wieder an ihre Arbeit gingen.
    Rorn hätte dem Zwischenfall keinerlei Bedeutung beigemessen, hätten die Begleiter der jauchzenden Tänzerinnen nicht grünen Klee an ihren Hemden getragen. Sofort musste er wieder an Gerwin und seine Bande denken.
    Mit einer glänzenden Münze zwischen den Fingerspitzen lockte er einen der Männer näher. »Sag mal, was hat dein grüner Schmuck zu bedeuten?«, fragte Rorn, nachdem das Geld in der verschwitzten Hand des anderen verschwunden war.
    »Wir sind Pilger, auf dem Weg zur Domäne«, antwortete der Angesprochene bereitwillig. »Dieser Klee ist das Zeichen, an dem wir uns erkennen.«
    »Zur Domäne?«, wiederholte Rorn verdutzt. »Wo liegt die?«
    »Dort, wo das Volk herrscht und nicht der König!« Als wäre dieser dürftigen Wegbeschreibung nichts hinzuzufügen, kehrte der Pilger zu seinen Freunden zurück, ehe ihn Rorn davon abhalten konnte.
    Verwirrt sah er Hadik an, der jedoch mit den Schultern zuckte. »Nicht nur die hohen Mächte, auch viele Menschen spielen derzeit verrückt«, lautete seine lakonische Erklärung, bevor er mit ernstem Gesicht hinzufügte: »Ich habe nicht vor, in meinem Turm zu warten, bis es einen nach dem anderen von uns erwischt. Morgen reisen wir nach Syrk, um meinen Zunftbruder Rabold zu treffen. Gemeinsam können wir der Bedrohung durch die Schwesternschaft besser entgegentreten. Aber wir müssen uns eilen, bevor es ihm wie Jonar oder den anderen ergeht.«
    »Syrk?«, überlegte Rorn laut. »Ich kenne zwei furchtlose Krieger, die dort leben. Ein schneller Sendfalke könnte sie damit beauftragen …«
    »Die beiden Iskander?« Hadiks Stimme schraubte sich unangenehm schrill in die Höhe. »Der Bleichling und sein haarloser Freund mit den zwei Schwertern?« Der Beschreibung nach redete er tatsächlich von Alvin und Bornus. »Nein danke. Die beiden sind in unseren Kreisen nicht gut gelitten. Bevor Rabold die beiden um Schutz ersucht, kann er sich auch gleich freiwillig auf einen Opferstein legen.«
    An den Nebentischen verstummten die ersten Gespräche. Neugierig sahen einige Zecher herüber, um zu ergründen, was das Gemüt des Magiers derart erregte. Was auch immer die beiden Iskander angestellt hatten, ging Hadik offenbar recht nahe. Um den Mann nicht noch stärker aufzubringen, verzichtete Rorn auf weitere Erklärungen. Lieber holte er das in Leder gebundene Buch hervor, das die Zerstörung in Jonars Haus überstanden hatte, und schob es in die Mitte des Tisches.
    Zunächst blätterte Hadik lustlos darin herum, doch beim Anblick des gezeichneten Löwenmenschen weiteten sich seine Pupillen. »Was hat das zu bedeuten?«, entfuhr es ihm. »Dem Text nach geht es doch um Greifen!«
    Aber erst Gleichgültigkeit heucheln! , dachte Rorn ergrimmt. Als würde sich deinesgleichen nicht nach alten Schriften über das geflügelte Pack verzehren.
    Was auch immer in dem Buch des Zunftbruders stand, schien Hadik bislang völlig unbekannt zu sein. Seine Maske des Desinteresses zerbröckelte, als er sich begierig über die Lippen leckte. Unauffällig versuchte er den Einband an sich zu ziehen, doch Rorn war schneller.
    Wie der Blitz fuhr die Hand des Bannstreiters auf das offene Buch herab.
    »Soso, eine alte Schrift über die Greifen!«, knurrte er, während das Papier unter seinen Fingern unangenehm raschelte. »Wozu braucht Ihr die, frage ich Euch? Wo doch die Zunft vom Silbernen Netz keine Jadezauber durchführt.«
    Ein kurzer Anflug von Furcht wanderte über Hadiks Gesicht, gefolgt von einem Ausdruck der Empörung. »Wer den Feind bekämpfen will, muss schließlich seine Schlichen kennen«, brauste er auf.
    »Und nach diesem Grundsatz hat auch Magnus Jonar gehandelt?«
    »Davon gehe ich aus.« Hadik fuhr sich verlegen über den zerzausten Spitzbart. »Aber wer will schon seine Hand für einen anderen ins Feuer legen?«
    So etwas in der Art hatte sich Rorn schon gedacht. Wütend presste er die Lippen zusammen, bis sie eine dünne, blutleere Linie ergaben: »Jonars Haus war völlig verwüstet. Die Türen waren von innen nach außen geborsten, und drinnen ist kaum ein Gegenstand heil geblieben. War das bei den anderen Opfern genauso?«
    »Nein.« Hadik schüttelte den Kopf. »Als man sie fand, lagen sie einfach tot am Boden. Ihre Räume waren unversehrt und die Türen von innen verschlossen. Das war ja das Unheimliche, die Türen mussten aufgebrochen werden, um zu den Toten zu gelangen.

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