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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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die Mühe, Venea und den anderen Frauen aufzulauern. Er wusste, wo er sie früher oder später finden würde:
    In der Heimstatt des Magiers.
    Dem schlanken Turm im Westen der Stadt.
    Zur Zeit der Zyklopen
    Nur drei Zyklopen hatten in steinernen Sesseln vor sich hin gedämmert und nach anfänglicher Überraschung Widerstand geleistet. Nur drei dieser Giganten gegen eine Übermacht von vierzig Greifen – trotzdem lagen nun zehn Getreue erschlagen auf dem grauen Granit. Ihre Flügel hatten bei diesem Kampf auf engem Raum keinen großen Vorteil geboten, und wo doch genügend Platz zum Aufsteigen gewesen war, hatte sie auch der Gegner aus der Luft attackiert. Ja, die Zyklopen waren ebenfalls geflügelt. Perac hatte sie vor dieser Gefahr gewarnt, doch die Leu hatten es erst mit eigenen Augen sehen müssen, um es wirklich glauben zu können.
    Der Gedanke an die toten Gefährten lastete schwer auf Eonis. Der Boden war blutbedeckt. Hier oben, in der kugelförmigen Turmspitze, war es so kalt, dass dem noch körperwarmen Lebenssaft feine Dampfschleier entstiegen. Ein widerlicher Geschmack von Eisen lag in der Luft.
    Als er durch das Blut watete, um einen toten Gegner genauer zu betrachten, vernahm er bei jedem seiner Schritte ein saugendendes Geräusch. Aus den klaffenden Wunden des Fleischbergs war eine Flüssigkeit ausgetreten, die viel dunkler als das Blut eines Leu wirkte. Auch sonst sahen die Zyklopen anders als erwartet aus. Eine der großen Lederschwingen – in der Mitte gebrochen und von scharfem Stahl zerfetzt – zuckte noch, obwohl das Herz des Giganten längst nicht mehr schlug.
    Ein anderer Zyklop röchelte dagegen vernehmlich. Sie hatten ihm den Gnadenstoß verwehrt, weil Perac einen Gefangenen brauchte. Der schwerverletzte Riese mit den zerschmetterten Gliedern schien zu ahnen, was ihm bevorstand.
    Seine Augen glänzten feucht.
    Ja, Augen! Zwei überraschend kleine Augen anstatt eines großen. Eonis konnte es immer noch nicht fassen. Über Generationen hinweg hatten sich die Leu ausgemalt, wie die Bewohner der Türme wohl aussehen mochten, doch selbst in ihren wildesten Phantasien war keiner von ihnen der Wahrheit nahe gekommen. Besonders was die große Stirnhöhle in den Schädeln anging, hatten sie sich vollkommen falsche Vorstellungen gemacht.
    Eonis wandte sich ab, weil er den grotesken Anblick nicht länger ertragen konnte. Der seltsame Fortsatz inmitten des Zyklopengesichts ließ den Gebieter aller Leu erschaudern. Was hatten sich die Steppengötter nur dabei gedacht, als sie ein Wesen von solcher Hässlichkeit erschufen?
    Kein Wunder, dass die Riesen im Schutze der Nacht angriffen. Eonis hätte sich an ihrer Stelle auch nicht ans Tageslicht getraut.
    Während er und die übrigen Greifen in stumpfer Erschöpfung verharrten, traten Perac und Hatra von draußen herein. Niemand wusste, wie der Großmeister und seine Hexe auf den mit Zinnen bewährten Rundgang gelangt waren, aber Magiern ihres Ranges war vieles möglich, was normalen Sterblichen auf ewig verwehrt bleiben würde. Und so betraten die beiden, die auf ein hohes Maß an Reinheit achteten, auch nicht den besudelten Boden zu ihren Füßen, sondern schwebten eine Handbreit über ihm durch die Luft. Weder das Schlachtfeld noch die erschöpften Sieger erregten ihr Interesse. Ihre Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem pechschwarzen Steinbogen, der sich inmitten der gewölbten Halle erhob.
    Der Steinbogen. Das war auch so eine Enttäuschung, die Eonis während der Erstürmung erlitten hatte.
    Statt marmornem Prunk und goldenem Gerät, das der Erforschung oder gar Beherrschung der Sterne diente, hatten sie nur granitsteinerne Schlichtheit vorgefunden. Drei aus einem Stück geschlagene Sitzblöcke, auf denen die Zyklopen vor sich hin gedämmert hatten, und diese Arkade ohne ersichtlichen Nutzen.
    Über einer Schlucht hätte der Bogen wenigstens als Brücke getaugt, aber zu welchem Zweck sollte man ihn im Inneren der Turmspitze beschreiten? Der Verstand der Zyklopen musste längst so verkrüppelt wie ihre Leiber sein.
    Perac und Hatra betrachteten das steinerne Halbrund dagegen mit großer Ehrfurcht. Angst und Begierde rangen in ihren Blicken um die Oberhand. Offensichtlich stellte der fugenlose Bogen ein äußerst wertvolles Objekt dar, aber auch eines, das große Gefahren barg. Ihn zu beherrschen, erschien den beiden von höchster Wichtigkeit, zumindest wichtiger, als die Leu für ihren Sieg zu preisen.
    Schweigend und ohne sich anzusehen glitten sie

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