Bannstreiter
ihnen hindurch und erscheint schon einen Lidschlag später unter dem, das er angesteuert hat. Hatra und ich mussten dieses Portal sofort versiegeln, sonst wären Heerscharen rachsüchtiger Zyklopen eingedrungen. Ich hoffe, Ihr vergebt uns, wenn wir deshalb Euren Toten nicht den gebührenden Respekt entgegenbrachten. Doch wir Magier müssen in größeren Zusammenhängen denken, allein Euch, den Lebenden, zuliebe.«
Hätte Eonis nicht die aufgebrachten Zyklopen im wogenden Glast gesehen, er hätte Perac kein einziges Wort geglaubt. So blieb ihm aber gar nichts anderes übrig, als das überlegene Wissen des Schlangenmagiers anzuerkennen. Magische Tore, durch die der Feind ohne den geringsten Zeitverlust zu reisen vermochte – solange sie es mit solch mächtigen Zaubern zu tun bekamen, brauchten sie einen Verbündeten, der dem entgegenzutreten wusste. Und hoffentlich noch andere Wunder zu wirken verstand.
»Auch ohne dieses Tor werden uns die Zyklopen aufspüren und Rache nehmen«, sprach Eonis aus, was alle seine Getreuen dachten. »Und ich fürchte, dass selbst wir Greifen ihrer Übermacht nicht lange gewachsen sein werden.«
Peracs schmale Schlangenlippen kräuselten sich vergnügt. So sehr er auch seinen stillen Triumph zu verbergen suchte, es gelang ihm einfach nicht.
»Ihr habt Recht«, verkündete er nicht nur an Eonis, sondern an alle geflügelten Leu gewandt. »Ihr Greifen seid zu wertvoll, um Euch in endlosen Kämpfen aufzureiben. Zum Glück hat uns Euer Handstreich aber einen überlebenden Gegner beschert.« Der Blick des Magiers wanderte zu dem zerschmetterten Zyklopen, dessen Atemzüge kaum mehr zu vernehmen waren. »Mag er auch schon an der Schwelle des Todes stehen, so steckt noch genügend Leben in ihm, um einen Zauber zu wirken, der den Leu helfen wird, die treuesten Hilfstruppen aller Zeiten auszuheben.«
Das hasserfüllte Funkeln, mit dem der Großmeister die hilflose Kreatur bedachte, ließ selbst Eonis frieren. Doch für Edelmut unter Kämpfern war es zu spät. Von nun an herrschte Krieg, darum war der König bereit zu tun, was getan werden musste.
»Wie viele dieser Riesen existieren noch?« Es war Kimue, die diese Frage stellte. Seine Favoritin war auch die Einzige, die das wagen durfte. Jedem anderen Untertanen hätte Eonis zur Strafe die Krallen durchs Gesicht gezogen.
»Einige Hundert vielleicht«, antwortete Perac, ohne den Blick von seinem Opfer zu nehmen. »Wie viele genau ist unbedeutend. Wichtig ist nur, dass das Geschlecht der Zyklopen seinen Zenit längst überschritten hat. Wir verhindern nur, dass sie noch über Generationen hinweg an der Macht festhalten, bis auch der letzte ihrer Art in seinem Steinsessel zu Staub zerfallen ist.«
Mit einem kalten Funkeln in den geschlitzten Pupillen sah Perac auf. Was auch immer die Zyklopen ihm und den Seinen angetan hatten, er gedachte bittere Rache zu nehmen. Selbst wenn ihm nur ein sterbender Gegner dafür zur Verfügung stand.
»Geht, bevor es zu spät ist!«, befahl Perac mit der ihm angeborenen Arroganz, die er nicht mehr in gefällige Worte zu kleiden versuchte. »Für den Zauber, den ich plane, brauche ich Zyklopentränen. Ernte ich nicht genügend von ihnen, bevor der Gefangene stirbt, haben wir der Rache der grauen Riesen nichts entgegenzusetzen.«
Was Perac da unverhohlen forderte, war nichts anderes als Gehorsam, aber solange einzig und allein sein Wissen zwischen den Greifen und den Zyklopen stand, konnte er sich diesen Affront erlauben. Zumindest in Augenblicken wie diesen.
Hatra trat schon wie selbstverständlich an den Großmeister heran, die Jadekugel in ihren Händen.
Um das Gesicht zu wahren, gab Eonis den Befehl, die ihnen zustehende Beute zusammenzuraffen. Einige dicke Wandteppiche waren der einzig brauchbare Schmuck im Raum. Trotz ihrer unansehnlichen Motive, die die Zyklopen im Kampf gegen andere, noch widerlicher anzusehende Völker zeigten, wollte Eonis sie in seinem Palast aufhängen. Alle seine Untertanen sollte das wahre Gesicht des Feindes sehen, um den Blutzoll der Greifen gebührend würdigen zu können.
Entschlossen trat der König auf einen der beiden toten Riesen zu und trennte ihm mit wuchtigen Axthieben den Kopf vom Rumpf. Eonis brauchte einen Beweis für die wartenden Leu, damit sie die Wahrheit glaubten. Das riesige Haupt mühsam hinter sich herschleifend, trat er ins Freie hinaus.
Hinter ihm wurde ein gequältes Winseln laut, doch Eonis drehte sich nicht um. Er wollte gar nicht wissen, wie Perac
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