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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sie erhielten eindeutig zu wenig Sold, um sich satt zu essen.
    Immer unruhiger lenkten die Männer ihre Tiere durch den Raum. Mannshohe Spinnenbeine stießen gegen Tische und Regale. Tiegel, Töpfe und Geschirr krachten zu Boden. Splitter flogen durch die Luft, und der Stößel eines Mörsers rollte Venea vor die unsichtbaren Füße. Schließlich stampften die Tiere sogar laut auf, um den Boden und die Wände nach verborgenen Hohlräumen abzuklopfen. Mehr als einmal drohten dabei die Borsten eine Spinnenbeines Venea zu streifen. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sie durch Zufall entdeckt wurde, aber dann erklang ein unverständlicher Laut des Triumphes, der alle erstarren ließ.
    Einer der Reiter hatte gefunden, was sie suchten. Ein matt schimmerndes Stück Schattenjade, von der Größe und der Form eines Hühnereis.
    Venea hätte am liebsten die Hände danach ausgestreckt, aber selbst, wenn sie das wirklich gewollt hätte, sie war dazu gar nicht mehr fähig. Der Tarnzauber laugte sie immer stärker aus. Ihre Knie zitterten bereits so stark, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Aber sie musste weiterhin unsichtbar bleiben, sonst erging es ihr wie in der Gasse, oder schlimmer noch, wie Hadik, der den Diebstahl seines wohl wertvollsten Gutes hilflos mit ansehen musste.
    »Jetzt habt ihr, was ihr wollt«, rief er mit hochrotem Gesicht, weil ihm das Blut in den Kopf gestiegen war. »Nun verschwindet endlich und grüßt eure Schattenmutter.«
    Statt seinen Worten Folge zu leisten, stiegen die Herzlosen von ihren Reittieren. Schweigend umringten sie den von der Decke hängenden Magier und platzierten die Schattenjade direkt unter seinem Kopf.
    »Nein!«, flüsterte Hadik ahnungsvoll. »Bitte …, alles, nur das nicht!«
    Zu spät. Eine der Spinnen drängte sich bereits durch den Kreis der Reiter, ihre mächtigen Kieferzangen waren weit geöffnet. Mühelos richtete sie sich so weit auf, dass sie Hadiks Kopf erreichte.
    »Nein«, stammelte der Magier erneut, obwohl sich das Schicksal nicht mehr abwenden ließ.
    Seine Stimme hallte noch leise nach, als die Zangen schon zuschnappten. Mit einem dumpfen Laut schlugen die beiden Spitzen auf Höhe der Schläfen ein. Knirschend bohrten sie sich weiter, bis sie tief ins Hirn vordrangen.
    Der herabhängende Kokon erbebte unter heftigen Zuckungen. Dunkler, gutturaler Gesang aus den Kehlen der Spinnenreiter begleitete Hadiks Todeskampf. Saugend und schmatzend labte sich die Spinne an dem austretenden Gehirn.
    Veneas Magen drohte sich umzustülpen.
    Sie wusste kaum, was ihr mehr Übelkeit bereitete. Die kalte Präzision, mit der die Herzlosen ihr Opfer hingerichtet hatten, oder die durchscheinenden Schleier, die von Hadiks Kopfwunden zur Schattenjade herabzogen. Wie auch immer die Spinne es anstellte, sie löste etwas aus dem Gehirn des Magiers und führte es der mattschwarzen Jade zu, die sich unter diesem Einfluss rot einfärbte.
    Der Mord an Hadik war im Grunde nichts anderes als ein Blutopfer. Ein grauenhaftes Ritual, das seine Lebenskraft in den Jadestein bannte.
    Schattenjade, die zu Blutjade wurde! Davor hatte die Hexenmutter immer gewarnt!
    Venea spürte, wie ihr die Sinne schwanden.
    Nicht einschlafen , befahl sie sich selbst, sonst wache ich vielleicht nie wieder auf. Doch zu spät, ihre Gedanken lösten sich bereits auf. Gleich darauf glitt sie in die Dämmerung hinab, die direkt in das alles verschlingende Nichts der Ohnmacht führte.
    Zur Zeit der Zyklopen
    Der Fürstenhof der Gryff hob sich schon aus weiter Ferne deutlich von der Umgebung ab. Dichte Schwärme umkreisten die bizarre Anhöhe, die inmitten einer von Wäldern und Felsketten umrahmten Graslandschaft lag. Wie schlecht es um die Flugfähigkeit der Trutzadler stand, war dabei nicht zu übersehen.
    Die Gryff hatten sich über Generationen hinweg immer mehr zu Erdbewohnern entwickelt, die sich nur noch eine begrenzte Zeit in der Luft halten konnten. Zwischen der dichten Traube am Himmel und den auf dem Horst befindlichen Kriegern fand darum ein reger Austausch statt. Für jeden von ihnen, der erschöpft zur Landung ansetzte, stieg ein anderer in die Wolken auf. Nur so war zu gewährleisten, dass sich immer genügend Späher im Einsatz befanden.
    Eonis und seine Getreuen schwebten hingegen ihrem Ziel mit majestätischer Ruhe entgegen. Gelegentliche Flügelschläge reichten aus, um die Höhe zu halten. In einer stufenförmig hinter dem König abfallenden Formation flogen sie mit der Sonne

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