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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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erstickten Röcheln, als ihm eine große Menge des klebrigen Spinnstoffes mit solcher Wucht in den Nacken klatschte, dass er an beiden Seiten des Halses vorbeifloss und sich unter dem Kinn zu einer Art Schlinge vereinte.
    Schlagartig wurde Hadik in die Höhe gerissen.
    Eine Riesenspinne mitsamt Reiter glitt als Gegengewicht in die Tiefe, während der daumendicke Netzstrang über einen Querbalken rieb. Gleichzeitig krabbelten drei Spinnen mitsamt ihren Reitern kopfüber die Wände herab. Eine von ihnen verschwand durch die Bodenluke in die unteren Stockwerke des Turms, die anderen beiden hielten auf halber Höhe inne und zielten mit ihren Hinterleibern auf den in der Luft zappelnden Magier.
    Hadik stieß unartikulierte Laute höchster Überraschung aus. Noch ehe er richtig wusste, wie ihm geschah, sprühten zwei filigrane Netze durch die Luft. Klebrige Fäden hüllten ihn von den Füßen bis zum Hals ein. Gleichzeitig begann der Strang, an dem er hing, sich zu drehen, sodass er regelrecht eingesponnen wurde.
    Die Spinnenreiter hatten es eindeutig auf ihn und nicht auf andere Eindringlinge abgesehen.
    Völlig überrumpelt hob Hadik die Arme, um die Spinnfäden mit bloßen Händen abzuwehren, aber es gab kein Entkommen. Wo die klebrigen Fasern auftrafen, verbanden sie sich schneller zu einer undurchdringlichen Schicht, als er ein Flammensymbol in die Luft zeichnen konnte. Dadurch, dass er sich wie ein Gehängter am Galgen drehte, umhüllte ihn rasch ein zäher Kokon, der jede Bewegung zu einer quälenden Kraftanstrengung werden ließ.
    Hadik schrie. Er kreischte vor Todesangst, mit einer hohen, vor Anstrengung zerfasernden Stimme, die von tiefster Verzweiflung kündete. Doch er gab nicht auf. Wild hin und her zappelnd gelang es ihm tatsächlich, seinen rechten Arm in die Höhe zu stemmen. Transparente Fäden nach sich ziehend tastete er nach dem Strang in seinem Nacken, um sich aus der Gewalt seiner Peiniger zu befreien.
    Falls es ihm tatsächlich gelänge, die strangulierende Fessel zu zerreißen, würde er unweigerlich zu Boden stürzen. Dort mochte sich der Kokon vielleicht noch abwälzen lassen.
    Aber ein weiterer Spinnfaden, diesmal auf Hadiks Füße gezielt, machte alle entsprechenden Anstrengungen zunichte.
    Eine fünfte Spinne surrte mitsamt Reiter von der Decke herab. Der feste Strang, den sie nach sich zog, schleuderte Hadik herum, sodass er plötzlich kopfüber in der Luft baumelte. Gleichzeitig wurde er von mehreren Netzladungen getroffen, die sich wie biegsame Fangarme um ihn schmiegten und seine Arme und Beine fest an den Körper zurrten. Hadiks Gegenwehr erlahmte immer mehr und wurde schließlich gänzlich unmöglich.
    Wie in ein festes Segeltuch eingeschnürt hing er da, nur noch zu leisem Wimmern fähig. Auch wenn sie ihn kurz zuvor noch bestehlen wollte, hätte Venea dem hilflosen Mann nun gerne geholfen. Aber sie hatte schon Mühe gehabt, gegen nur einen der Spinnenreiter zu bestehen, und das, obwohl sie bei vollen Kräften gewesen war. Nun war sie nicht nur geschwächt, es bewegten sich auch gleich fünf dieser grauenvollen Gegner durch den Raum.
    Am liebsten wäre Venea Hals über Kopf geflohen, doch um sie herum wimmelte es nur so vor umhertastenden Spinnenbeinen. So blieb ihr nichts weiter übrig, als sich noch tiefer in ihre Ecke zurückzuziehen und still zu beobachten, was weiterhin geschah.
    Hadik hatte sich inzwischen ein wenig gefasst.
    »Was wollt ihr von mir?«, fragte er, ohne einen der hageren Reiter direkt anzusprechen. »Haben euch etwa diese elenden Schattenschwestern geschickt?«
    Venea presste ihre Lippen aufeinander, um nicht vor Empörung aufzuschreien. Glaubte Hadik denn wirklich, was er da andeutete? Andererseits – hatte sie nicht selbst bis vor wenigen Augenblicken gedacht, er würde hinter dem Angriff stecken, den einer der Spinnenreiter auf sie verübt hatte?
    Wer waren bloß diese Herzlosen, die aus kaum mehr als Haut und Knochen bestanden? Und vor allem – in wessen Auftrag handelten sie?
    Kurz geschnittenes Haar bedeckte ihre Köpfe, was sie einander noch ähnlicher machte als die einheitliche Wildlederkleidung. Der Bogenschütze, der sie in der Gasse attackiert hatte, stach nur durch sein verbranntes Ohr von den anderen ab. Ansonsten glichen sie einander wie ein Ei dem anderen. Sie alle trugen eng anliegende Hosen, die in wadenhohen Stiefeln steckten, und dazu enge Hemden, unter denen sich einzelne Rippenbögen abzeichneten.
    In wessen Diensten sie auch immer standen,

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