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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Zufall sein. Vielleicht wussten die Hexen mehr damit anzufangen …
    Zur Zeit der Zyklopen
    Selbst die undisziplinierten Gryff wagten kaum zu atmen, als Perac und Hatra auf das Portal zutraten. Das Siegel zu brechen mochte sich als taktische Meisterleistung erweisen, konnte aber genauso gut dem Verderben Tür und Tor öffnen. Perac sah keine Möglichkeit, die Vorsichtsmaßnahmen des Gegners auszuspähen, jedenfalls nicht, ohne Gefahr zu laufen, auch die eigenen Pläne aufzudecken. Die Zyklopen waren selbst Großmeister der Magie. Sich in ihre Sphären zu begeben und an ihrem Geist zu rühren bedeutete zwangsläufig, sich ihnen selbst zu offenbaren.
    Ob die Zyklopen auf einen Angriff durch die eigenen Tore vorbereitet waren, würde sich deshalb erst zeigen, wenn es zu spät war. Vermutlich rechneten sie nicht damit, jedenfalls nicht in diesem Umfang. Mit einer ausschließlich aus Greifen bestehenden Streitmacht wäre dieser Vorstoß zum Scheitern verurteilt gewesen, doch zum Glück ahnte der Gegner nicht, dass die Trutzadler inzwischen treue Verbündete der Leu waren.
    Das Licht in der Turmkuppel verdunkelte sich, als der Großmeister und die Hexe einen leisen Singsang anstimmten. Zunächst beschränkte sich die Dämmerung auf die unmittelbare Umgebung rund um den Steinbogen, bevor sie sich im ganzen Raum ausbreitete. Fast so, als würde das pechschwarze Gestein alle Helligkeit an sich ziehen und in sich aufnehmen.
    Einige über das Portal huschende Flammen zeigten an, dass die Beschwörung wirkte. Gleich darauf begann die Luft hinter den Schlangenmagiern zu wabern. Rasch traten die beiden zur Seite, um den Weg für Goron und das erste Dutzend Kämpfer freizugeben. Ohne zu zögern, trat der Kriegsherr der Gryff zwischen dem ungleichen Pärchen hindurch. Vielleicht, weil er zu dumm war, um das Unbekannte zu fürchten, vielleicht aber auch, weil die in seinen Kopf eingepflanzten Machtworte gar keine andere Wahl zuließen.
    Ein helles Leuchten umgab Gorons Gestalt, als er unterhalb des Bogens anlangte, bevor er, von einem dunklen Summen begleitet, vor ihren Augen verschwand. Nicht nur Eonis saugte bei diesem Anblick die Luft scharf zwischen den Zähnen ein. Perac hatte sie zwar auf den Ablauf der magischen Passage vorbereitet, doch die Wirkung des Portals mit eigenen Augen zu sehen, war noch einmal etwas ganz anderes.
    Selbst die verbliebenen Gryff der ersten Angriffswelle zögerten kurz, ihrem Anführer zu folgen. Erst auf Peracs unmissverständliche Geste hin setzten sie sich in Marsch. Während sie durch das Portal schritten, erhaschte Eonis einen verschwommenen Blick auf die andere Seite des tunnelförmigen Schlundes. Dort war nur ein einziger Zyklop auf seinem steinernen Thronsessel zu sehen. Die beiden Plätze an seiner Seite waren verwaist.
    Perac hatte richtig vermutet.
    Für ihren Rachefeldzug hatten die Zyklopen ihre Turmbesatzungen ausdünnen müssen. Nur einzelne graue Giganten waren als Wache verblieben. Nachdem noch ein Greif und zwei Leu zur Unterstützung gefolgt waren, verschloss Perac das Tor wieder.
    »Stellt Euch gemeinsam unter dem Bogen auf«, wies er den nächsten Stoßtrupp an.
    Durch den Erfolg der ersten Passage ermutigt wollte er das Tor beim nächsten Durchgang nicht nur einen Spaltbreit öffnen, sondern so weit wie möglich aufstoßen. Es dauerte eine Weile, bis alle auserwählten Gryff, Leu und Greifen am richtigen Platz standen, danach ging aber alles sehr schnell. Unter lautem Summen senkte sich eine Art unsichtbare Glocke über die wartenden Krieger, die während der Dauer eines einzigen Lidschlages verschwanden. Für einen aufmerksamen Beobachter war deutlich zu erkennen, wie sich die Betroffenen von den Köpfen her nach unten hin auflösten. Rasend schnell setzte sich der magische Vorgang über die Schultern, Hüften und Knie fort, bis am Ende dort, wo gerade noch die Füße gestanden hatten, nur noch ein paar Funken tanzten.
    »Die Nächsten!« Perac bekam langsam Übung.
    Je häufiger er das Portal öffnete und wieder schloss, desto besser ging es ihm von der Hand. Die versammelten Krieger, gleich welchen Volkes, gewöhnten sich ebenfalls schnell an den geheimnisvollen Ablauf. Immer forscheren Schrittes versammelten sie sich unter dem Torbogen und verschwanden gemeinsam im Nirgendwo.
    Niemand außer Perac wusste, in welche der zahlreichen Zyklopentürme es die Truppen verschlug, aber das machte keinem von ihnen etwas aus. Kampfesdurstig warteten sie auf den Sprung ins Unbekannte. Die

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