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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wollte, übernahm er es, Tabeths Leichnam zu tragen. Sie standen bereits alle drei auf der Treppe, als Venea noch einmal kehrtmachte und ohne ein Wort in den Zeremonienraum zurückrannte. Rorn fürchtete, dass die Schrecken der zurückliegenden Nacht ihren Geist verwirrt hätten, doch als sie mit dem kleinen Mäusekäfig zurückkehrte, hielt er sie für vollends verrückt.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte selbst Bree erstaunt.
    »Nur bis wir über die Mauer sind«, erklärte Venea verlegen, während sie ihre Phiole mit dem schützenden Sud über dem Nager ausschüttelte. »Ich kann einfach nicht den Gedanken ertragen, dass das Tier irgendwann nur noch die Wahl zwischen verhungern oder dem Gang durch den Garten hat.«
    Jeder Bauer, dem schon einmal der Kornspeicher leergefressen wurde, hätte ihr wohl den Schädling aus der Hand gerissen und zum Fenster hinausgeworfen, Rorn wartete hingegen schweigend, bis sie fertig war. Eins stand nun zumindest fest. Wenn alle Schattenschwestern so feinfühlig wie Venea waren, konnte es mit den Machtgelüsten ihres Hexenbundes nicht weit her sein.
    Trotzdem traute er der Schattenmutter noch lange nicht über den Weg.
    Zur Zeit der Zyklopen
    Ein scharfer Luftzug fuhr ihnen ins Gesicht, als sie unter dem Portal Gestalt annahmen. Durch die Turmkuppel des Grenzlandturms pfiff ein eiskalter Wind. Draußen war es so dunkel geworden, als bräche die Nacht herein, doch steter Donnerhall und herabzuckende Blitze stellten klar, dass in Wirklichkeit ein Unwetter tobte.
    Gewitter waren nichts Ungewöhnliches in Simwae, aber solche Naturgewalten hatte Eonis noch nie zuvor erlebt. Allerdings auch keinen Großmeister wie Perac, der mitten im Raum stand, die Augen so weit in den Höhlen verdreht, dass nur noch das Weiße zwischen den faltigen Lidern hervorschimmerte.
    Aus der Jadekugel zu seinen Füßen züngelten Entladungen hervor, die seinen Körper mit einem zuckenden Geflecht einsponnen. Hatra eilte sofort auf den Magier zu, stellte sich ihm gegenüber und nahm eine identische Haltung ein. Sofort schossen weitere Lichtfinger aus der Schattenjade hervor, tasteten über ihre Oberschenkel und begannen auch sie zu umgarnen.
    Obwohl Perac sie unmöglich sehen konnte, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Scheinbar half ihm die Hexe dabei, einen Teil seiner magischen Bürde zu tragen.
    Immer neue Blitze zerschnitten den Himmel, trotzdem trat Eonis zu einigen Greifen, die einen nach draußen führenden Durchgang belagerten. Der Raum füllte sich mit immer mehr überlebenden Rückkehrern, die ihre toten Kameraden auf dem Rücken trugen. Doch sobald ein Krieger den König erkannte, wich er respektvoll zurück. So fiel es Eonis nicht schwer, den vordersten Platz mit der besten Aussicht einzunehmen.
    Das Erste, was er dabei zu sehen bekam, waren zwei geflügelte Mamuth, die zwischen den grauen Wolken hervorbrachen und mit bluttriefenden Klingen auf den Wehrgang niederstürzten. Meine tapferen Garden! , dachte Eonis entsetzt, anstatt sich Sorgen um die eigene Sicherheit zu machen.
    Mehrere Pranken umfassten ihn von hinten, um ihn in den Schutz der Getreuen zurückzuziehen, doch er wehrte die Berührungen mit einem unwilligen Schulterzucken ab. Eonis war es gewohnt, an der Spitze seiner Truppen zu kämpfen. Er verschanzte sich nicht hinter fremden Leibern, selbst wenn es gegen solche Giganten wie die kahlköpfigen Zyklopen ging.
    Eonis wollte sich schon nach draußen stürzen und dem Gegner mit geschwungener Axt entgegenfliegen, als die beiden Mamuth zurückprallten und hintenüberfielen. Mit wutverzerrten Gesichtern fingen sie ihren Sturz ab und gewannen erneut an Höhe, doch auf fünf Körperlängen herangekommen, stießen sie erneut auf einen unsichtbaren Widerstand.
    Unverständliche Laute, die das Gehör eines jeden Leu beleidigten, verließen ihre großen Mäuler, doch alles Schimpfen half ihnen nichts. So oft sie es auch versuchten, immer wieder scheiterten sie an einem massiven Hindernis, das den Turm wie eine durchsichtige Mauer umgab.
    Perac und Hatra!
    Das musste ihr Werk sein!
    Eonis lachte den anstürmenden Mamuth höhnisch entgegen. Das erboste die beiden sosehr, dass sie ihre mächtigen Rüssel auf ihn richteten. Ganz auf den Schutzbann der Schlangenmagier vertrauend, hob Eonis herausfordernd das Kinn. Trompetenhall erklang, aber der König hörte ihn nur gedämpft, als wären seine Gehörgänge mit Filz oder Wachs verstopft.
    Dort, wo die Bannmauer verlief, fing die Luft an zu

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